Feindbild glückliche Mutter

Die Journalistin, glückliche Mutter von vier Kindern und Präsidentin der Frauenvereinigung „New Women For Europe“  Birgit Kelle schreibt in ihrem Beitrag für Freie Welt.net
Ich weiß noch genau, wann ich mein Kind das erste Mal im Bauch gespürt habe. Es war wie das leichte Schlagen eines Schmetterlingsflügels. Nicht mehr. Leicht und kaum bemerkbar. Mir wurde heiß und kalt und ich wusste: Das ist Leben in mir. Mutter sein. Ich kann nicht in Worte fassen, welche Glücksgefühle das auslösen kann. Mütter wissen, was ich meine.
 
Animalisch, instinktiv. Wer Kinder zur Welt bringt, handelt nicht rational. Es ist ein Trieb, eine Leidenschaft, die man mit nichts Anderem erzeugen kann. Es verändert die Menschen, ihr Verhalten, ihre Wünsche. Wir respektieren, dass man in der Tierwelt ein Muttertier in Ruhe lässt. Man fasst ihre Jungen nicht an und tut man es doch, sollte man schnell das Weite suchen, denn der Beschützerinstinkt der Mutter ist gewaltig, explosiv. Auch der Mensch ist ein Tier. Wir stellen uns vor unsere Kinder, wir sorgen für sie, wir verteidigen sie. Und fast jeder kennt das aus eigener Erfahrung, dass man selbst im fortgeschrittenen Alter immer noch das Kind seiner Eltern bleibt. Das ist auch nicht rational. Man braucht es nicht mehr und trotzdem lässt es einen nicht los.
 
Mama, es ist ein Wort wie gemalt. Mama, fast immer das erste Wort, das ein Mensch deutlich aussprechen kann. Es tut mir wirklich leid, liebe Väter! Mama, das ist Zuhause, das ist Apfelkuchen, das sind Pflaster auf aufgeschlagene Knie und zerbrochene Herzen. Mama. Geliebt, verehrt, schwierig, nervenaufreibend – aber letztendlich immer Mama. Wir können uns kaum lösen, eine ganze Zunft von Psychologen beschäftigt sich inzwischen mit Eltern-Kind-Beziehungen.  Die Verbindung ist nicht frei gewählt, sie ist nicht ausgesucht, sie ist nicht austauschbar, sie ist. Ob man will oder nicht. Man kann sich kaum eine engere Symbiose zwischen zwei Menschen vorstellen. Herangewachsen in einem anderen Körper. Leben in mir, das ich weiter gebe. Da sieht Patchwork ganz schön alt aus.
 
Dennoch ist kein Dasein in Deutschland umstrittener, umkämpfter und so emotional diskutiert wie das Werden und Leben als Mutter. Die Erwartungen, die Hoffungen, die Enttäuschungen tangieren oft die Grundfesten unseres Seins. Es ist eine Bastion, die von einer Hälfte der Menschheit geboten, von Feministinnen bekämpft und von Vielen auch beneidet wird. Quelle für unendliches Glück und großes Unglück – aber letztendlich immer voller Emotionen. Warum ist das so?
 
Wir leben in einer Zeit, in der das Muttersein keine Selbstverständlichkeit mehr für Frauen ist. Oder scheint es nur so, weil das Thema meist in den Feuilletons und nicht in den Wohnküchen besprochen wird? Hunderte von Generationen vor uns haben das Muttersein als Schicksal angenommen. Erst seit wir die Wahl haben, Mutter zu sein oder nicht, stellen sich die Sinnfragen. Soll ich Mutter werden? Wäre ich eine gute Mutter? Wann soll ich Mutter werden? Bin ich eine gute Mutter? Rabenmütter. Glucken. Übermütter. Supermutti. Die Begriffe geistern durch die Presse und zeigen zumindest eines: Es gibt Gesprächsbedarf.
 
Angeheizt durch die Fakten des demographischen Wandels und die stagnierenden Geburtenraten in Deutschland ist die Frage nach Kindern und dem zwangsläufig damit verbundenen Dasein der Frauen als Mütter zum Politikum geworden. Mein Bauch gehört mir. Es ist ein politischer Sprengsatz. Wer kennt ihn nicht? Ob ich als Frau meinen Bauch zur Verfügung stelle, um Nachwuchs auf die Welt zu bekommen, ist schon lange keine private Angelegenheit mehr. Inzwischen will auch der Staat meinen Bauch. Er ist potentielle Brutstätte. Da ist es wieder, das Animalische, das wir kaum unter Kontrolle bekommen. Gott sei Dank würde ich sagen. Man stelle sich eine Menschheit vor, deren Wachsen und Überleben tatsächlich vom Willen und der Meinung der jeweiligen politischen Klasse abhängig wäre.
 
Um es vorweg zu nehmen: Ich bin gerne Mutter. Ich liebe mein verwüstetes Wohnzimmer, den Redeschwall meiner Ältesten, wenn sie aus der Schule kommt und die Tasche in den Flur schmeißt. Ich genieße die chaotischen Mahlzeiten mit vier und manchmal mehr Kindern um den Tisch. Ich kann mich über umgekippte Milchgläser und unaufgeräumte Zimmer gar nicht mehr aufregen. Dafür bekomme ich selbstgemalte surreale Bilder, manchmal direkt auf die Wand. Seltsame selbstgebaute Legokonstruktionen, stolze Schulhefte, maulige helfende Hände aber vor allem: Liebe. Ich lese wenig von Liebe, wenn es um Kinder und Mütter geht. Ich lese von Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Karriere, Kindergeld, Rentenansprüchen, darüber was Kinder kosten, wie viel Arbeit sie machen, woran sie uns hindern. Ich lese von Lärmbelästigung durch Kindergärten, von schwer erziehbaren Kindern, von überforderten Eltern, von vernachlässigten Kindern – aber nichts von Liebe.
Ich gebe zu: Glücksgefühle lassen sich schwer in ökonomische Berechnungen einbauen. Wenn aber die Misere der deutschen Familienpolitik eines zeigt, dann ist es dies: Mit mehr Geld bekommt man nicht mehr Kinder. Es sind ganz andere Faktoren, die wirklich eine Rolle spielen, wenn Frauen Kinder bekommen.
 
Und die Frage ist: Machen wir es den Müttern heute nicht unnötig schwer? Wo sind nur die Zeiten geblieben, in denen Frau einfach „Guter Hoffnung“ sein durfte, wenn ein Kind unterwegs war? Guter Hoffnung – das ist lange vorbei. Zu groß sind die Erwartungen an das meist einzige Kind. Und an die Mutter. Jede nur erdenkliche medizinische Vorsorge ist nicht nur Anspruch, sondern inzwischen Pflicht für Schwangere. Man erwartet, dass sie ihren Bauch mit Beethoven beschallen und am besten schon mal chinesisch Vorsingen, man will ja keine Chance ungenutzt verstreichen lassen. Schwangere sind nicht mehr „Guter Hoffnung“ sie sind oft im Stress. Die aktuelle Milupa-Studie bestätigt, dass sich Mütter oft machtlos fühlen zwischen dem eigenen Anspruch – oder ist es doch die gesellschaftliche Forderung ? – und der Realität.
 
Ist ja auch kein Wunder, könnte man sagen. Frau muss inzwischen eben nicht nur als Hausfrau perfekt sein. Auch die Kinder müssen zu Genies herangezogen werden, der Mann soll glücklich sein und die Karriere stimmen. Ach ja – wir sollen dabei auch noch wahnsinnig gut aussehen. Früher reichte auch mal einer der Faktoren. Heute ist man als Frau für manche nur halber Mensch, wenn man diese Doppel- oder auch Dreifachbelastungen nicht auf sich nimmt. Dazu werden uns in den Medien Frauen präsentiert, die das alles anscheinend spielend hinbekommen. Moderatorinnen wie Sandra Maischberger, die sechs Wochen nach der Geburt wieder auf Sendung gehen. Familienministerinnen wie ehemals Frau von der Leyen, die nebenbei sieben Kinder großziehen. Politikerinnen, die kess bekennen, Rabenmütter zu sein und immer mal wieder gestylte Hochglanzmuttis zwischen Drehset und Shoppingstress. Was soll uns Otto-Normal-Müttern das sagen? Na geht doch! Stell dich nicht so an mit dem bisschen Haushalt, den paar Kindern und dem Job. Die anderen können das doch auch! Mit der normalen Frau in Deutschland hat das alles herzlich wenig zu tun. Für diese müssen wir aber Politik machen. Und all diese fühlen sich durch diese „leuchtenden“ Beispiele überfordert und glauben, der Fehler liege einfach nur bei Ihnen selbst.
 
Eine befreundete Mutter von vier Kindern erzählt mir von ihrem ersten Arbeitstag in der alten Firma nach 20 Jahren Kinderpause. Man habe sie bedauert, dass sie 20 Jahre zu Hause habe sein müssen. „Und ich dachte nur: Ihr habt 20 Jahre in diesem Kasten verbracht. Wer ist hier zu bedauern?“ Ausgesprochen hat sie es aber vor den Kolleginnen nicht. Der Druck, zumindest Beides wollen zu müssen, Kinder und Beruf, ist groß. Da haben Frau Schwarzer und ihre GenossInnen ganze Arbeit geleistet.
 
Und dennoch, trotz jahrelangem Kampf gibt es sie immer noch: Die glückliche Mutter. Und damit sind wir auch gleich beim Problem der Altfeministinnen. Frauen, die damit glücklich sind „einfach nur“ Kinder zu bekommen, den Haushalt zu führen, dem Mann den Rücken frei zu halten. Frauen, die es zu Tausenden gibt. Etwas was nicht sein darf in den Augen derer, die sich ganz nach Simone de Beauvoir von der Last der Mutterschaft befreien wollten. Die Kinder als Fesseln begreifen. Mutterschaft als Abhängigkeit, als Unfreiheit. Von diesen Frauen lesen wir in den Feuilletons. Nicht von denen, die gerade Mittagessen kochen. Diese Frauen  – meist selbst kinderlos und das bewusst – bestimmen das Selbstbild der Frau in den Medien und gaukeln der Mehrheit eine gestylte Familienwelt vor, die es in der breiten Masse nicht gibt. Eine Realität, die bei den meisten schon am Geldbeutel scheitern würde. Und auch die derzeitige Familien- und Frauenpolitik in Deutschland macht da keine Ausnahme. Frauenpolitik besteht im wesentlich daraus, die Frau in den gewerblichen Beruf einzugliedern, Kita-Plätze zu schaffen und mit dem neu geschaffenen Unterhaltsrecht sind fortan alle Frauen, die auf die Ehe vertrauen im Zweifel die Dummen. Wir sollen also Mütter werden, denn der Staat braucht unsere wohlerzogenen Kinder, aber wir sollen um Himmels Willen nicht glücklich damit sein! Da würde uns ja etwas fehlen.
 
Und so ergießt sich auch die französische Feministin Elisabeth Badinter in ihrem neuen Buch mit dem bedeutungsschwangeren Titel: „Der Konflikt: Die Frau und die Mutter“. Man muss ja immer schon aufhorchen, wenn die „Emma“-Redaktion ein Buch empfiehlt. Nach der Lektüre schwanke ich zwischen Fassungslosigkeit und Erheiterung. So etwas wie Mutterinstinkt existiert demnach nicht und das schlimmste Übel sei das Stillen eines Kindes. Die internationale Still-Gesellschaft „La Leche League“ ist in den Augen Badinters eine nahezu mafiöse Gesellschaft, die sich krakenhaft weltweit ausbreitet und die Frauen indoktriniert und zum Stillen ihres Kindes verleitet, um sie weiterhin in Abhängigkeit und im Patriarchat zu fesseln. Muttersein ist demnach in Ordnung, solange man sich nicht emotional davon tangieren lässt, das Kind möglichst schnell in fremde Kinder gibt, um dann endlich wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
 
Alle paar Seiten musste ich innehalten und habe mich gefragt, warum die Autorin selbst drei Kinder bekommen hat? Als grausiges Experiment? Nahezu erheiternd erscheint dann ihre Sorge, ob die Frauen nach Geburt eines Kindes noch genug sexuelle Lust empfinden, um die Bedürfnisse ihres Mannes zu befriedigen. Waren es nicht einst die Feministinnen, die sich gegen die sexuelle Verfügbarkeit der Frau auch in der Ehe auflehnten? Die sogar die lesbische Liebe propagierten, nur um sich nicht durch den sexuellen Trieb vom Mann abhängig zu machen? Denn schließlich war ja laut Alice Schwarzer jede Penetration automatisch Gewalt. Jetzt sollen wir also Kinder bekommen, uns emotional nicht davon vereinnahmen lassen und unsere Männer sexuell nicht vernachlässigen. Eine erstaunliche Kehrtwende für eine Altfeministin. Mal schauen, was ihr nächstes Jahr Neues einfällt. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll: Jede noch so abstruse Forderung ist gut genug, um Frauen ständig im Konflikt zu halten. Was sollen die Feministinnen auch machen, wenn die Frauen plötzlich alle glücklich wären? Ganze Berufszweige stünden vor dem Aus. Dann also lieber weiter auf Konfrontation.
 
Szenenwechsel: Frauenabend. Thema Feminismus im Dritten Jahrtausend. Es sind 20 gekommen, die meisten davon sind Mütter. „In den meisten Ehen, die ich kenne, hat die Frau das Sagen“, wirft eine ein. „Ja, aber nur, wenn die Männer das nicht merken!“, kommt der Einwurf. Zustimmende Heiterkeit macht sich breit. Gut, dass es sie noch gibt, die entspannten, glücklichen Mütter.

 

"Die neuen Eltern"

In seinem gleichnamigen, dreibändigen Buch kämpft der österreichische Familienforscher und Autor Erich Bruckberger für ein neues Familienbild. Dabei rücken auch die Väter wieder mehr in den Mittelpunkt.  An diesem Standardwerk haben Wissenschaftler und Kinder-Psychologen aus aller Welt sieben Jahre gearbeitet. Brisante Online-Umfragen und Podiums-diskussionen machen dieses Buch zu einem Dokument der Zeitgeschichte. Die Texte sind leicht verständlich geschrieben, zahlreiche Bilder und Farb-Illustrationen unterstützen das rasche Erfassen. Noch nie hat ein Eltern-Buch so berührt. „Die neuen Eltern“ besteht aus drei Bänden, in einer praktischen Buch-Kassette verpackt.



Bildungshaus löst Elternhaus ab

Schwäbische Zeitung, 25. Februar 2011
„ Nahtloser Übergang zur Schule“

Ein gemeinsamer Bildungsplan für Kindergarten und Grundschule, der Kultusministerin Marion Schick als ihr Modell BILDUNGSHAUS vorschwebt, sieht auf den ersten Blick aus wie ein Geniestreich. Kurz vor der Landtagswahl ein erneuter Versuch, Wählern das Kreuzchen bei der CDU zu erleichtern. Da kommt inzwischen ja einiges an Wahlversprechen zusammen.

Der Bürger aber misstraut solchen Versprechen und überlegt:

1. Ein gemeinsamer Bildungsplan erfordert, dass 3-6-jährige genau wie 6-10-jährige Kinder den gesamten Bildungsplan absolvieren, d.h. auch Kleinkinder werden verpflichtet, tagtäglich dieses Angebot wahrzunehmen. Kurz: KiGa-Pflicht ab dem 3. Lebensjahr mit allen Konsequenzen ( Pünktlichkeit, Präsenz, Ferienplan, Meldepflicht)
2. Das würde bedeuten, über einen solchen Bildungsplan wäre die Schulpflicht ab 3 durch die Hintertür beschlossen.
3. Das grundgesetzliche Vorrecht der Eltern, die Erziehungsform selbst zu bestimmen ( Art. 6 GG ), wäre damit ausgehebelt.
4. Wenn etwa Eltern den Inhalten dieses Bildungsplans misstrauen, z. B. wegen Themen wie:
> Ohne Bundeswehr keine Sicherheit <
> Elter 1 und Elter 2 – einerlei <
> Sex – wir sind alle eine Familie <
> Der Stärkere gewinnt, nieder mit den Schwächlingen <
etc., dann können sie ihre Kinder nicht einfach befreien, ohne das Gebot der Schulpflicht
zu verletzen und Strafen zu riskieren. Der Meinungsmanipulation wäre Tür und Tor
geöffnet. Von Regierung zu Regierung würden die Bildungspläne je nach Ideologie
geändert.
5. Wenn Eltern z. B. großen Wert auf musikalische Früherziehung legen oder auf religiöse Grunderfahrungen, und der staatliche Bildungsplan gibt das nicht her, dann bleiben ihre Kinder in diesen Bereichen un-gebildet und unterversorgt.
6. Sprachförderung fängt nicht mit 3, sondern am ersten Tag an. Nur: Eltern, die tagsüber auf Arbeit und deswegen nicht präsent sind, können auch nicht mit ihren Kindern sprechen, singen, Verse machen. Die Kleinsten bleiben dann auf den minimalen Spracherwerb in der Krippe angewiesen.
7. Dem Elternhaus als privater Bildungseinrichtung wird damit endgültig der Garaus gemacht, allerdings auch der Pluralität der Meinungen als Basis für gesellschaftlichen Disput. Diese gesellschaftliche Vielfalt scheint mehr und mehr unerwünscht zu sein.
8. Indem Eltern das Recht aberkannt wird, ihre eigenen Kinder selbst zu erziehen, und sie so zu bilden, wie es ihrer Wertordnung entspricht, haben wir das sozialistische System 1:1 umgesetzt. Der Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung ist dann nur eine Frage der Zeit, wie wir im real existierenden Sozialismus der Sowjetunion gesehen haben: Entwurzelung, Alkoholismus, Kriminalität.

Fazit: Eltern seid auf der Hut vor Entmündigung!

Bärbel Fischer

Offener Brief

Als LeserIn der Schwäbischen Zeitung braucht man immer wieder starke Nerven, beispielsweise, wenn man Überschriften lesen muss wie in der Ausgabe vom 19. Februar, wo es hieß: „Mutter-Falle behindert Karrierechancen“. Hier ging es um die mangelhafte Besetzung der Chefetagen mit Frauen in regionalen Betrieben. Auf der Suche nach Gründen äußerte sich die Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf, Ravensburg, Irene Schmutz-Bohnes. Sie sah einen der Gründe darin, dass junge Frauen in die M u t t e r f a l l e tappen, anstatt Karriere zu machen. Die „Elterninitiative Familiengerechtigkeit im Landkreis Ravensburg“ nimmt dazu in einem offenen Brief Stellung:

Sehr geehrte Frau Schmutz-Bohnes,
in der Ausgabe vom 19. 02. 2011 der Schwäbischen Zeitung wurden Sie unter der Überschrift: „Mutter-Falle behindert Karrierechancen“ u. a. mit folgender Aussage zitiert: „Manche Frauen muss man zu ihrem Glück zwingen“. 
Mit diesem Zitat  unterstellen Sie fraglos, Frauen seien nicht in der Lage, frei zu entscheiden und für ihr eigenes Glück zu sorgen. Sie unterstellen, dass Mutterschaft eine un-glückliche Wahl ist. Es kommt Ihnen offenbar nicht in den Sinn, dass Frauen verschiedene Vorstellungen von Glück haben. Tatsächlich scheinen Sie zu meinen, dass Glück ausschließlich in beruflicher Erwerbskarriere zu finden ist. 
Ich frage Sie: 
Mit welchem Recht glauben Sie,  für alle Frauen sprechen zu dürfen? 
Mit welchem Recht behaupten Sie, dass Karriere allein in Wirtschaftsunternehmen zu machen ist? 
Mit welchem Recht  degradieren Sie Frauen zu kleinen Dummchen, weil sie eine alternative Karriere im Sinn haben? 
Was Ihnen, werte Frau Schmutz-Bohnes,  entgangen ist: Viele von uns Frauen machen längst Karriere, und zwar als Managerin in der eigenen Familie mit mehreren Kindern. Wir sind nicht in die „Mutter-Falle“ getappt, sondern wir tragen bewusst eine hohe Verantwortung für junge Menschen, für die Generation nämlich, die unsere alternde Gesellschaft stützen wird. Was wir herstellen ist für den Fortschritt in Deutschland weit wichtiger als Import, Export, Kapital und Gewinne. Wir sorgen uns um gesunden, leistungsfähigen und stabilen Nachwuchs. Daher schicken wir  unsere Kinder nicht in die Krippe, sondern wir schenken ihnen als Mutter von kleinauf  viel Zeit,  Aufmerksamkeit, Fürsorge, Geborgenheit und unsere stete Begleitung. Das ist uns so wichtig, dass wir dafür sogar unseren qualifizierten Beruf für einige Jahre auf Eis legen. 
Es ist eben nicht so, dass wir in Deutschland einen Mangel an Managerinnen hätten, sondern wir haben trotz unseres Generationenproblems die absurde Weigerung der Politik, Familienmütter als Managerinnen anzuerkennen und sie gleichwertig zu bezahlen.
Sehr geehrte Frau Schmutz-Bohnes, mit diesem offenen Brief bitte ich Sie,  künftig bei Ihren öffentlichen Äußerungen  die Wortwahl so zu treffen, dass Familienfrauen sich nicht abgewertet fühlen müssen.
In diesem Sinn grüße ich Sie freundlich im Namen der Elterninitiative
Bärbel Fischer

GEGENDARSTELLUNG

Guten Tag Frau Fischer,

herzlichen Dank für Ihr Feedback, gerne nehme ich zu Ihrem Schreiben wie folgt Stellung:

Der Artikel der SZ bezieht sich auf den geringen Frauenanteil in Führungspositionen, die Überschrift ist zugegebener weise unglücklich gewählt. Ich werde darauf im nächsten Absatz noch konkreter eingehen. Im Artikel geht es um die Tatsache, dass Führungspositionen Frauen häufig verwehrt bleiben. Auf die Frage der SZ-Redakteurin, was meiner Meinung nach die Ursachen dafür sein könnten, erörterte ich unter anderem die These, dass nach meiner Erfahrung viele Frauen – trotz fachlicher Qualifikation und persönlicher Eignung – sich nicht zutrauen, sich auf eine Führungsposition zu bewerben. Die Gründe sind dabei meist ein sehr hoher Anspruch an sich selbst und dadurch die Befürchtung, die Erwartungen nicht zu erfüllen. In diesem Zusammenhang fiel die Äußerung: „…manche Frauen muss man zu ihrem Glück zwingen…“ – und damit war zu keinem Zeitpunkt die Erwerbstätigkeit oder Familienarbeit von Müttern gemeint!

Fakt ist – und darauf bezieht sich die Überschrift – dass für Frauen in Führungspositionen, die sich für das Modell ‚Mutterschaft + Erwerbstätigkeit‘ entscheiden, häufig die Rückkehr in die Führungsposition verwehrt bleibt, wenn sie nach der Familienphase nur noch in Teilzeit arbeiten wollen/können. Dieser Sachverhalt wird angeprangert, nicht die Entscheidung, die Erwerbstätigkeit zugunsten der Familienarbeit auf Eis zu legen. Diese Entscheidung ist eine höchst persönliche und obliegt jeder Frau bzw. jedem Elternpaar. An dieser Stelle beginnt die ideologische Diskussion, in welcher Form und welchem Ausmaß die Politik Einfluss nimmt mit Maßnahmen wie z. B. dem Elterngeld oder der Finanzierung von Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Politik wird gemacht von gewählten VolksvertreterInnen. Dass diese häufig nicht im Sinne des Volkes handeln und entscheiden, ist unbestritten. –

Deshalb halte ich es für richtig und wichtig, sich für politische Belange einzusetzen und damit strukturelle Entwicklungen mit zu bestimmen – und zwar von Männern und Frauen gleichermaßen.

Noch eine Erläuterung zu meinem beruflichen Hintergrund und meinen daraus resultierenden Erfahrungen:

In meiner Funktion als Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf habe ich in den vergangenen neun Jahren ca. 3000 Frauen im Kontext ‚beruflicher Werdegang‘ beraten. Knapp ein Drittel dieser Frauen kommen mit dem Anliegen, nach einer familiär bedingten Unterbrechung ihrer Erwerbstätigkeit wieder in den Beruf zurückkehren. Der ganzheitlicher Ansatz bildet dabei die Basis meiner Beratung: die individuellen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Ratsuchenden sind die Grundlage für die Erarbeitung von möglichen Wegen zurück in den Beruf.

Die Entscheidung, welcher Weg beschritten wird, liegt allein bei der Rat suchenden Frau. Meine Aufgabe ist, auf bestimmte Sachverhalte, Folgen und Konsequenzen hinzuweisen – ich maße mir dabei jedoch niemals an, zu werten oder zu urteilen – das widerspräche sowohl meiner persönlichen Haltung als auch den Grundsätzen einer professionellen Beratung.

Dass Familienarbeit = Familienmanagement ist, das weiß ich als Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Töchtern aus eigener Erfahrung. Dass Familienarbeit richtig und wichtig ist, steht außer Zweifel. Zu keinem Zeitpunkt würde es mir in den Sinn kommen, Familienfrauen abzuwerten, zu diffamieren oder gar als Dummchen zu bezeichnen!

Gerne stelle ich mich der Diskussion zu diesem brisanten Thema und hoffe, Ihnen meinen Standpunkt mit meinen Ausführungen eingängig erläutert zu haben.

Mit besten Grüßen – von Mutter zu Mutter

i! irene Schmutz-Bohnes

Elternquote statt Frauenquote

Teilzeitarbeit das von Frauen am meisten gewünschte Arbeitszeitmodell, wie das Gutachten für den ersten Gleichstellungsbericht der Regierung belegt. Frauen würden am liebsten zwischen 30 und 35 Wochenstunden erwerbstätig sein; Mütter nur zwischen 25 und 30 Stunden, mit kleinen Kindern sogar noch weniger. Davon jedoch ist in der Debatte um die Frauenquote selten die Rede. Daher plädiert Kostas Petropulos, der Leiter des Heidelberger Familienbüros, für eine Elternquote.

„>http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/die-frauenquote-ist-falsch-eine-elternquote-ist richtig/3872254.html“>

121 752 Euro

so viel kostet ein Kind bis zum 18. Lebensjahr – ohne Ausbildungskosten. Für Kleinkind, Schulkind und Teenager legt das Portal FRAUENZIMMER getrennte Kostenaufstellungen vor. Sie stammen von der Zeitschrift GUTER RAT. Ein Viertel der Kosten werde durch staatliche Mittel finanziert. Dabei wäre interessant zu erfahren, ob die Autoren evtl. das Kindergeld unberechtigterweise in ihre Bilanz einbezogen haben.

http://www.frauenzimmer.de/cms/html/de/pub/baby-familie/kosten-fuer-ein-kind.phtml#i49473

Mutter-Falle?

In der Ausgabe vom 19. 02. 2011 der Schwäbischen Zeitung bedauert Frau Schmutz-Bohnes, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf, Ravensburg, dass junge, gut ausgebildete Frauen viel zu oft in die „Mutter-Falle“ tappen und sich damit ihre Karrierechancen vermasseln.

Zu den Unwörtern „alternativlos“ und „Wutbürger“ lieferte die SZ nun auch noch das Unwort „Mutter-Falle“. Frauen tappen offenbar in eine Falle, wenn sie Mutter werden. Dann scheint ihre Karriere im Eimer. Sie hätten die Falle ja auch umgehen können: kein Kind – keine Falle! Aber nein, einmal in die Mutterfalle getappt behindert das Kind fortan die Mama beim Run zur Spitzenposition. Sie wird bedauert oder belächelt: „Neidappt“!  Tag für Tag füttert und wickelt die Looserin Zähne knirschend ihre kleine Karrierebremse. Aber Mama will sich so schnell wie möglich aus dieser Falle befreien. Kein Problem. Heute können Karrierehindernisse in Form von Kindern wegorganisiert werden.  Der Staat hilft dabei mit vielen Milliarden. Spätestens nach 12 Jahren löst sich das Problem sowieso von selbst. Dann haben sich Mutter und Kind so weit auseinandergelebt, dass nur noch die Karriere übrig ist.

Sarkasmus beiseite! Wortschöpfungen wie „Mutter-Falle“ verraten überdeutlich, wie wenig Respekt und Hochachtung unsere Gesellschaft für ihre Mütter und deren Leistung noch übrig hat.

Bärbel Fischer

Kinder nein – Rente ja!

Die von der Zeitschrift Eltern in Auftrag gegebene FORSA-STUDIE ermittelt die Motive von Männern und Frauen für ein Leben ohne Kinder. Dass Kinderlosigkeit schlimme Folgen für das soziale Gefüge hat, das scheint nur wenige zu interessieren.

Kinderlosigkeit, gewollt oder ungewollt, hat Folgen: die nachwachsende und immer geringer werdende Generation soll die Rente derer aufbringen, die nie in Kinder investiert haben. Das wird kaum gelingen. Kinderlose legen – vom Gesetzgeber so gewollt – ihre ganze Alterslast bis heute auf die Eltern, die sich viele Jahre für den Nachwuchs abrackern. Was Kinderlose in die Rentenkasse einzahlten, das berappten in gleicher Höhe auch alle Eltern von Kindern, nur dass diese zusätzlich noch 77 000 Euro pro Kind aus eigener Tasche investierten (ifo- Wirtschaftsforschungsinstitut 2005 ). Alterskosten werden hierzulande sozialisiert, Kinderkosten den Eltern aufgebürdet, also privatisiert *). Ein Generationenvertrag kann so nicht funktionieren. Er muss schnellstens korrigiert werden. Die Risiken der Kinderlosigkeit dürfen nicht der nächsten Generation und deren Eltern aufgebürdet werden, sondern müssten gerechterweise von den Kinderlosen rein privat abgesichert werden. Sie sparen  sich ja auch die 77 000 Euro pro Kind. Damit hätten sie de facto gar nichts in der gesetzlichen Rentenversicherung zu suchen. Um die Alterssicherung so abzudecken, dass sie für alle ausreicht, müsste jedes Paar heute drei Kinder haben, zwei als Nachkommen der Eltern, eins als Ersatz für Kinderlose. So gesehen hätte sich ein kinderloses Paar bis zu 231 000 Euro privat abzusichern. Damit wären zumindest die Alterskosten abgedeckt. Auf persönliche Zuwendung, die Kinder und Enkel  ihren alten Eltern schenken, müssen sie verzichten.

*) Das Argument „Kindergeld“ zählt nicht, denn dies ist reine Rückerstattung zuviel bezahlter Steuern, weil das Existenzminimum der Kinder sowenig besteuert werden darf wie das Existenzminimum eines Erwachsenen. Eigentlich dürfte diese Rückerstattung gar nicht Kindergeld heißen, sondern „ExRück“. So könnte es nicht mit Familienförderung verwechselt werden.

Bärbel Fischer

Aber bitte ohne Kinder!

So begrüßenswert die geplante Familienpflegezeit auch sein mag, das Familienministerium setzt zunehmend deutlich seine Priorität zugunsten der Alten. Im Blick auf die Vergreisung der Nation und im Blick auf Wählerstimmen mag dies ein Erfolg versprechender Schachzug sein. Dagegen scheint es in Berlin niemanden aufzuregen, dass kinderlose Frauen und Männer zu über 80 % um ihr "gutes" Leben bangen, sollten sie sich für ein Kind entscheiden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, wie die neue FORSA-Studie zeigt. Ergebnis: GUTES LEBEN am Familienstandort Deutschland gelingt offenbar nur OHNE NACHWUCHS!
http://www.guj.de/downloads/aktuell/eltern2011/forsa_Kinderkriegen_Berichtsband.pdf

Etikettenschwindel Familienpolitik

Frauen flüchten zu oft in die Komfortzone namens Familie, kritisiert die Journalistin Bascha Mika in ihrem Bestseller. Vollzeit-Mütter sind die wahren Heldinnen, hält der katholische Publizist Martin Lohmann dagegen. Ein Streitgespräch über Klischees, Quoten und echte Gleichberechtigung