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Familiengerechtigkeit – jetzt!
Manfred Thumm, Mitglied des Landesvorstands des Deutschen Familienverbandes Baden-Württemberg, brachte seine Forderungen in Heft 37 der Verbandsmitteilungen auf den Punkt: „Familien mit Kindern wollen keine Privilegien, sondern Gerechtigkeit!“
Im Urteil vom 3.4.2001 hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt: In umlagefinanzierten Systemen der Absicherung von Altersrisiken hat Kindererziehung entscheidende Bedeutung für die Funktionsfähigkeit unserer Alterssicherung, weil die Altersrenten wesentlich von den Beiträgen der Nachwuchsgeneration abhängen. Da die Renten der Kinderlosen also weswentlich von unseren Kindern mitfinanziert werden verstoße dies gegen das Gleichbehandlungsgebot des Art. 3 Abs. 1 GG in Verbindung mit dem Gebot der Familienförderung aus Art. 6 Abs. 1 GG. Der von Kinderlosen vorzunehmende Ausgleich müsse durch Regelungen erfolgen, welche die Elterngeneration schon während der Erziehungs- und Erwerbsphase entlasteten. Die Korrektur habe deshalb auf der Beitragsseite stattzufinden und müsse zum 31.12.2004 abgeschlossen sein.
Und was ist bislang passiert: Kinderlose zahlen derzeit schlappe 0,25% mehr in die Pflegeversicherung ein – das wär’s.
Nach wie vor zahlen erwerbstätige Familien mit Kindern genau dieselben Beiträgssätze in die Sozialversicherung, Rentenversicherung ein, UNABHÄNGIG VON DER ZAHL DER ZU STOPFENDEN MÄULER ZU HAUSE. Im Klartext, je mehr Kinder du hast, desto weniger ist zu verteilen. Kinderlose Paare haben die beste Investition ihres Lebens gemacht, denn durch eine nicht von Kindererziehung unterbrochene Erwerbsbiographie haben sie die höchsten Rentenansprüche geltend zu machen. Zudem können Kinderlose, was das BVG deutlich unterstreicht, wegen ihrer fehlenden Unterhaltslasten in ungleich größerem Umfang als Familien Vermögen bilden. Familien mit Kindern und Alleinerziehende gucken einmal mehr in die Röhre.
Und das hat gravierende Folgen:
Während sich in den letzten zwanzig Jahren die Kinderzahl halbiert hat, ist die Zahl der Kinder in Armut um ein Vielfaches gestiegen. Eltern der mittleren und unteren Einkommensschicht können diese Lasten einfach nicht mehr schultern. Von der Belastung unserer nachwachsenden Generation mal ganz zu schweigen.
Daher fordern wir eine umfassende Reform der Beitragsgestaltung zur Rentenversicherung:
Es hat ein Ausgleich zwischen Eltern und Kinderlosen innerhalb der jeweiligen Generation stattzufinden und nicht erst am Sanktnimmerleinstag. Insofern belastet auch die gegenwärtige Praxis der Anrechnung der Kindererziehungszeiten ausgerechnet die Kinder der so bedachten Mütter und nicht etwa die Kinderlosen der selbigen Generation – eine Mogelpackung also.
Schlussendlich ist es ein Skandal, dass Millionen geringfügig Beschäftigter und seit 1999 dem Beitragszwang unterworfene Mütter mit ihren Zahlungen die Beitragslast besserverdienender Kinderloser erleichtern müssen.
Was wir also einfordern ist langfristig ein Gleichheitszuwachs zwischen Familien und Kinderlosen; Familien mit Kindern wollen keine Privilegien sondern Gerechtigkeit!
Manfred Thumm/Landesvorstand BW im Deutschen Familienverband
@ Frau Prof. Jutta Allmendinger
Ein notwendiger Zwischenruf zum Interview der Arbeitsmarktforscherin Allmendiger in „Welt Online„
von Bettina Hamel
Ehegattensplitting und Kindergeld zum Abschuss freigegeben
Die WELT: Viele Frauen wollen lieber ihre Kinder betreuen statt zu arbeiten. Wer es dennoch tut, gilt auch heute noch oft als Rabenmutter. Kann die Politik diesen Kulturfaktor ausschalten?
Die WELT stellt völlig falsche Fragen. Ist Kinderbetreuung denn keine Arbeit? Kinderlose Frauen haben einen Achtstundentag, Mütter von Kleinkindern dagegen haben gar keinen Feierabend! Trotz dieser Härte wollen Mütter offenbar lieber für ihre Kinder da sein, als dass sie die deutsche Wirtschaft am Laufen halten wollen. Für Jutta Allmendinger ist das verwerflich. Ganz bewusst bemüht WELT den Popanz „Rabenmutter“, der suggerieren soll: die bösen, bösen erwerbstätigen Mütter! Die Politik solle bitteschön diesen Kulturfaktor ausschalten! Dabei gibt es gar nichts auszuschalten, denn in Deutschland sind die erwerbstätigen Mütter bei einer Quote von 61,4% in der Überzahl. In Frankreich sind nur 59,1% aller Mütter erwerbstätig. Warum also zerren die Medien die „Rabenmutter“ immer wieder aus der Mottenkiste? Weil es sich mit Feindbildern so trefflich ideologisieren lässt.
Noch vor kurzer Zeit waren „Selbstverwirklichung“ oder „Emanzipation“ der Honig, den man Frauen ums Maul strich, um sie aus dem Kinderzimmer zu locken. Heute in Zeiten des Fachkräftemangels macht man sich diese Mühe nicht mehr. Heute erklärt man Mütter für arbeitsscheu, wenn sie sich mit allem Einsatz um ihre Kinder kümmern wollen.
Das selbe Spielchen wird mit den Kindern gemacht. Mit wohlklingenden Verheißungen wie „Frühförderung“ und „Bildungschancen“ wird verbrämt, was nichts anderes ist als das Parken von Kindern in Krippen zum Wohl des Marktes. Ginge es um das Kindeswohl, so würden heute an den Hochschulen massenhaft Pädagogen und BetreuerInnen ausgebildet. Für
500 000 neue Krippenplätze braucht man bei einer 1:5-Betreuung 100 000 neue ErzieherInnen. Wo sind die neuen Fachhochschulen, wo die Lehrpläne? Wo bleiben die StudentInnen? Wo ist der Haushaltsposten für diese neue Aufgabe?
Qualitätsdebatte – Fehlanzeige!
Kollektiverziehung von Kleinkindern wird sich rächen. Will man in den Schulen der hohen Versagerquote beikommen, bleibt nichts anderes übrig, als die Schüler 1:1 individuell zu fördern. Kinder lernen lustvoll in personaler Nähe – das ist für Eltern, Lehrer und Hirnforscher eine Binsenweisheit. Unsere Politik aber glaubt, diesen biologischen Anspruch der Kinder auf dem Altar Arbeitsmarkt opfern zu dürfen.
Und nun zu Splitting und Kindergeld. Würde das Ehegattensplitting abgeschafft, hätte der Steuerzahler viele Milliarden mehr an Pflege-und Unterhaltskosten aufzubringen. Denn das Splitting wird dafür gewährt, dass Familien für ihre Angehörigen aufkommen.Vom Splitting profitieren besonders Familien mit mehreren Kindern. Soll ihnen der Garaus gemacht werden?
Immer tut man so, als seien die hohen männlichen, bzw. die niedrigen weiblichen Gehälter ein Naturgesetz. Mit einer einzigen Reform ließe sich die schlecht bezahlte Frauenarbeit jedoch auf gleiche Höhe anheben. Aber das ist nicht gewollt. Denn die Wirtschaft buhlt um Frauenarbeit, weil sie billig zu haben ist.
Dass eine Expertin wie Frau Allmendinger noch nicht begriffen hat, dass das Kindergeld lediglich die Rückerstattung zuviel bezahlter Steuern ist ( das Existenzminimum von Kindern muss ebenso steuerfrei bleiben wie das von Erwachsenen ), das macht fassungslos. Kindergeld ist daher kein Almosen, sondern Rechtsanspruch, und kann nicht beliebig zur Disposition stehen. Bei höheren Einkommen wählen die Leute den steuerlichen Kinderfreibetrag, der sich wegen der Progression weit günstiger auswirkt als das Kindergeld. Da kann Frau Allmendinger freilich leicht aufs Kindergeld verzichten! So viel zu bewusster Falschinformation der Leserschaft.
Was das Elterngeld betrifft, so sieht Frau Allmendinger richtig, dass dieses Instrument zur Geburtenförderung ganz und gar nicht taugt. Das Elterngeld soll lediglich die finanziellen Einbußen junger Eltern mildern. Die Frage bleibt, warum das erste ( meist einzige ) Kind einer Managerin 21 600 Euro wert ist, das zweite, dritte, vierte Kind einer Vollzeitmutter jedoch nur 3 600 Euro?
A propos Geburtenförderung – Frau Allmendinger hält die Schrumpfung des Nachwuchses und die damit verbundenen Risiken für eine leere Drohung. Halb so viele Kinder wie 1970 – na und? Lasst die doch die Lasten für uns Alte buckeln! Wer keine Kinder zu versorgen hatte wird ja dank der Umlage im Rentensystem im Alter von den Kindern anderer Leute üppig versorgt!
Allmendinger: Ein Burn-out kommt schneller als man denkt. Gerade auf dem Weg hin zu Führungspositionen überfordern sich viele maßlos und powern sich aus.
Die Krankenkassen schlagen Alarm. Mütter, egal in welcher Position, sind beim Versuch, Familie und Erwerbsarbeit zu vereinbaren, heute vom Burn-out immer häufiger betroffen. Hier darf einmal die Frage gestellt werden, ob es sich bei der hochgepriesenen „Vereinbarkeit“ nicht eher um moderne Sklaverei handelt? Mit Frauen kann man´s ja machen! Warum schreien die Feministinnen nicht laut auf?
Frau Allmendinger mag für die Wirtschaft sprechen. Der Markt verlangt lediglich die Muskelkraft und den Intellekt der Menschen. Doch ohne intakte Familien, ohne Liebe und Fürsorge, ohne Würde und Respekt brechen Mensch und Gesellschaft zusammen. Wo man bereits die Keimzelle der Gesellschaft beschädigt, steht ihr Wohlstand auf sehr fragilem Fundament!
Bärbel Fischer
Einen weiteren Kommentar von Birgit Kelle finden Sie unter:
http://www.freiewelt.net/blog-3248/jetzt-aber-schnell-auf-den-arbeitsmarkt-mit-dir%21.html
Prof. Jutta Allmendinger: Kindergeld kürzen!
Ein Paradebeispiel dafür, wie Wirtschaft, Medien und Politik auf Kosten von Eltern und Kindern am gleichen ideologischen Strang ziehen, um ihr Ziel WACHSTUM durchzusetzen, liefert WELT-online in seinem Interview mit der Arbeitsmarktforscherin Jutta Allmendinger. Ihre Vorschläge nehmen Familien noch die letzte Luft zum Atmen. Lesen Sie dazu die kritischen Anmerkungen unter der Rubrik MEINUNGEN auf dieser Seite.
http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article13404224/Man-muss-das-Kindergeld-kuerzen.html
Kinderarmut – halb so schlimm?
Kinderarmut in Deutschland sei längst nicht so dramatisch wie vermeldet. Klar – wenn die Statistiken verschiedene Definitionen von Armut verwenden und einmal von 60% und das andere Mal von 50% des Durchschnittslohns ausgehen. Trotzdem ist und bleibt jedes arme Kind ( von verarmten Eltern ) ein unerträglicher Skandal für das reichste Land Europas.
Familienpolitik – eine Bestandsaufnahme
Dorothea Siems verfasste zum „Internationalen Tag der Familie“ ( 15. Mai ) für WELT-online einen interessanten Überblick über den Stellenwert von Ehe und Familie für die Politik in der BR Deutschland und in der EU.
+ In memoriam Christoph Rädler +
Am Samstag, 21. Mai verstarb nach heimtückischer Krankheit allzu früh unser geschätztes Gründungsmitglied Christoph Rädler. Neben seinen vielen Ehrenämtern und als Pionier der „Ökologisch Demokratischen Partei ÖDP – Familie und Umwelt“ im Württembergischen Allgäu lagen ihm die vielfältigen Nöte heutiger Familien am Herzen. Überaus besorgt verfolgte Christoph die zunehmende staatlich beabsichtigte Ausbeutung von Müttern. Überaus empfindlich reagierte er auf den Zugriff des Staates auf Familien und die Geringschätzung von Kindern, die man glaubt nach Gutdünken auslagern zu dürfen, wenn der Markt es verlangt. Sein größter Kummer aber waren die vielen Tausend junger Menschen, die in unserem Land erst gar nicht geboren werden dürfen. Immer empfand er den tödlichen Griff auf das werdende Leben als einen schändlichen Skandal für ein so reiches Land wie das unsere. Mit all seiner Kraft setzte er sich für den Schutz des ungeborenen Lebens ein.
Mit Christoph Rädler verliert die ELTERNINITIATIVE FAMILIENGERECHTIGKEIT IM LKR. RAVENSBURG einen feinfühligen Mitstreiter mit hohem Sachverstand und sensiblen Antennen für die Würde von Mensch und Natur. Wir hätten noch viel von ihm lernen können. Nun müssen wir unseren Weg ohne sein Geleit gehen. Uns bleibt nur zu danken für alles Mitgestalten.
Wir trauern mit Frau Christl Rädler, seinen fünf Kindern und deren Familien im sicheren Vertrauen darauf, dass Christoph in Gottes Hand geborgen ist.
Von Anfang an schlechte Karten
Dass am Beginn ihres Lebens durch Mangel an personaler Zuwendung vernachlässigte Kinder von vorzeitiger Chromosomenalterung betroffen werden, das zeigt nun eine wissenschaftliche Studie an rumänischen Waisenkindern. Die Folge davon sind psychische Erkrankungen sowie Herzleiden ( Herzeleid ) und ein erhöhtes Krebsrisiko. Heime , Horte, Krippen – die personale Liebe bleibt auf der Strecke. Wann kapieren unsere Wirtschaftsfamilienpolitiker endlich, welche Folgen frühzeitiges „Auslagern“ von Kindern für das Land hat?
Antiquierte Bertelsmann-Rezepte
Die Expertenkommission Familie der wirtschaftsnahen Bertelsmannstiftung plädiert einerseits für mehr Zeit für Familie, andererseits aber heißt ihr abgedroschenes Rezept: mehr Krippen, mehr Vollzeitarbeitsplätze für Frauen. Dass dies ein Widerspruch an sich ist, bemerken die „Experten“ offenbar nicht. Wer Kindern mehr Zeit mit ihren Eltern ermöglichen will, der muss mehr Teilzeitarbeitsplätze schaffen oder besser die Rentenanwartschaft von der Erziehungsleistung der Eltern abhängig machen.