Mehr Herz für unsere Kinder

Leserbrief an die „Junge Freiheit“

Mehr Herz für unsere Kinder – JF 3/24, S.10

Prof. Dirk Meyer sieht zu Recht das deutsche Schulwesen als Sanierungsfall an. Punkt für Punkt arbeitet er heraus, woran unser Bildungswesen krankt. Ich frage mich aber, warum nie erörtert wird, wie sich die frühe außerfamiliäre Fremdbetreuung für Einjährige, die ja als „frühkindliche Bildung“ angepriesen wird, auf die Schulleistungen auswirkt. Man müsste doch annehmen, dass Kitakinder den Mamakindern in punkto Bildung weit voraus sind. Das ist aber nicht der Fall. Viele Schulanfänger haben sprachliche Defizite, Konzentrationsschwächen, Aufmerksamkeitsstörungen etc.

Humanbiologen wurden leider nicht zu Rate gezogen, als vor mehr als zwei Jahrzehnten unsere Koalitionspolitik das Modell der ehemaligen DDR kopierte und Mütter in die frühe Erwerbsarbeit lockte. Biologen, Kinderärzte und Psychologen warnten vehement davor, die dreijährige Bindungszeit der Kinder zu ihren Eltern um zwei Jahre zu verkürzen, weil diese für den Erwerb psychischer Sicherheit und Resilienz von größter Bedeutung ist. Der Kindheitsforscher Michael Hüter zürnt: „Wir behandeln unsere Kleinkinder wie leblose Gegenstände, die man nach Bedarf hin und her schieben kann“.

Wäre unseren Regierungen daran gelegen, sicher gebundene Kinder auszubilden, würde sie den Müttern ihren zweijährigen Verzicht auf Erwerbsarbeit honorieren.

Bärbel Fischer

Ein Gedanke zu „Mehr Herz für unsere Kinder

  1. Das (leider nicht mehr aktive) „Familiennetzwerk“ lud zu seinen öffentlichen Tagungen über viele Jahre hinweg hoch angesehene Bindungs- und Hirnforscher aus der ganzen Welt ein. Diese referierten über ihre Forschungsergebnisse, die die Notwendigkeit einer stabilen Mutter-Kind-Beziehung für die gesunde kindliche Entwicklung bestätigten. Doch leider wurden diese Veranstaltungen incl. der Vorträge in der Presse großteils totgeschwiegen – bis auf einige wenige Berichte, in denen diese Thematik als „ewiggestrig“ bis „rechts“ verspottet wurde.

    Auch das zweite große Problem unserer Familienpolitik, nämlich dass seit über einer Generation viel zu wenige Kinder geboren werden, um die Altersversorgung der heute Erwachsenen sowie die Wirtschaft der Zukunft am Laufen halten zu können, wird tabuisiert. Zwar sind Begriffe wie „Fachkräftemangel“ und „Pflegenotstand“ in aller Munde, aber einen Bezug zum Geburtenschwund stellt niemand her. Und wenn das jemand wagen würde, würde er gleich in eine „rechte Ecke“ gestellt.

    Mit den medial aufgeheizten Debatten über „links“ und „rechts“ wird von den wirklich wichtigen Themen in unserem Lande abgelenkt. Und dass wir a) genügend und b) gut erzogenen und gebildeten Nachwuchs brauchen, ist eines der wichtigsten Themen überhaupt für die Sicherung von Zukunft und Wohlstand. Wann endlich begreift das die Öffentlichkeit?

Kommentar verfassen