SCHWÄBISCHE ZEITUNG, 8. September 2021
„Geteiltes Echo auf Einigung zu Ganztagsbetreuung“ und Leitartikel
LESERBRIEF
Der Traum grüner Sozialsten, dass Elternhäuser nur noch als Schlafstätte für die Familie taugen, geht nun mit dem beschlossenen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung auch für Grundschüler nach und nach in Erfüllung. Bund und Länder haben sich geeinigt, wer welche Kosten zu stemmen hat. Es geht also ums Geld, n u r ums Geld, und um n i c h t s sonst.
Oder hat man die Kinder je gefragt, ob sie acht und mehr Stunden unter öffentlicher Aufsicht leben wollen? Hat man sie gefragt, ob sie auf ihre Mama, ihr Kinderzimmer, ihre Geschwister, ihren Garten, ihre Freunde verzichten wollen? Hat man Kinderpsychologen, Kinderärzte, Pädagogen dazu befragt? Mit Sicherheit wäre die Entscheidung humaner, kindgerechter und kostengünstiger ausgefallen.
Unsere Politik aber hat nur ein einziges Ziel – von Frau Bärbock glasklar formuliert: „Väter und Mütter in Vollzeit berufstätig – Kinder in Vollzeit von der Familie separiert“. Mütter sollen ihre Rente in Vollzeit nämlich gefälligst selbst erwirtschaften, aber natürlich weiterhin Kinder gebären, in den restlichen 16 Stunden des Tages pflegen und versorgen. Und mit den mütterlichen Steuern wird natürlich der Ganztagsplatz für die Betreuung der Kinder ab der Wiege bezahlt, den sie gar nicht bräuchten, würde man sie in Anerkennung ihrer generativen Leistung in Ruhe ihre Kinder großziehen lassen.
Der rentenpolitische Trugschluss grüner Sozialisten: Wenn alle Frauen voll in die Rentenkasse einzahlen würden, stiegen die Einnahmen der Rentenkasse und alle hätten eine stabile Rente!
Nein, das ist nicht nur kurzsichtig und falsch, sondern auch inhuman und rentenschädlich. Denn, je mehr Frauen voll erwerbstätig sind, umso weniger Kinder werden erwiesenermaßen geboren. Unser Rentensystem hat nicht das Problem zu wenig einzahlender Frauen, sondern vielmehr, dass zu wenige Kinder geboren werden. Denn diese sollen ja die Renten von morgen aufbringen. Wer die Rente retten will, muss helfen, mehr Kinder zu ermöglichen. Unser demografisches Problem ist nicht die heutige „Überalterung“, sondern die langjährige „Unterjüngung“ (Wer erklärt Frau Bärbock endlich mal, wie unser Generationenvertrag funktioniert?)
Jede Tiermutter verteidigt ihren Nachwuchs mit Zähnen und Klauen, will man ihr eines ihrer Kinder entreißen.
Und was tun wir?
Bärbel Fischer
Forum Familiengerechtigkeit