CORONA offenbart den Konstruktionsfehler des Elterngeldes

Das Elterngeld (EG) ist eine Lohnersatzleistung, die nach dem Vorbild der Arbeitslosenversicherung konstruiert wurde. Es richtet sich nach dem Einkommen der Mutter vor der Niederkunft. Wer wegen vorhandener Kleinkinder oder aus anderen Gründen kein Erwerbseinkommen nachweisen kann, darf nur mit dem Sockelbetrag von 300 € rechnen. Je höher das letzte Gehalt, umso höher das EG, bis zu 1800 € monatlich.  Die monatliche Differenz von Mutter zu Mutter beträgt also 1500 €, jährlich somit             18 000 € ! Nicht die Erziehungsleistung soll mit dem EG honoriert werden. Diese Leistung dient einzig der Steigerung der Müttererwerbstätigkeit. Dass sich eine solche Konstruktion negativ auf die Geburtenraten auswirkt, ist offensichtlich. Andere europäische Länder gehen einen anderen Weg, um ihre Geburtenraten zu stabilisieren oder zu erhöhen, wie der Blick nach Schweden, Finnland, Tschechien, Frankreich u.a. zeigt.

Durch die Coronakrise werden die Einkommen drastisch gekürzt werden, folglich auch das EG. Frau Giffey weiß Rat, wenigstens für „systemrelevant Beschäftigte“.                         Wir behaupten jedoch:

Mütter und Väter sind und waren immer  s y s t e m r e l e v a n t.

Lesen Sie bei IDAF:

https://www.i-daf.org/aktuelles/aktuelles-einzelansicht/archiv/2020/04/11/artikel/elterngeld-und-corona-vor-und-nachteile-einer-honorierung-der-erziehungsleistung.html

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Walter Steinmeier,
in Ihrer Rede an die Nation vom 26. März 2020 haben Sie die Solidarität der Bürger beschworen und auch den Dank all jenen gezollt, die „systemrelevant“ in dieser schweren Zeit der Pandemie ihren Dienst tun in Krankenhäusern, Altenheimen und in Supermärkten. Nur leider haben Sie eine „systemrelevante“ Spezies  bei Ihrem Dank vergessen.
Das sind die Väter und Mütter, die zuhause von früh bis spät neben Heimoffice für ihre Kinder da sind. Die übernehmen jetzt schon seit Wochen nur eben mal so alle Dienste, für die sonst staatliche Hilfen bereitstehen in Kita, Kindergarten, Schule, Hort. Sie bekommen für diesen Dienst keinen staatlichen Cent. Familienarbeit, das sind Eltern in Deutschland ja gewohnt, bedeutet unserer Regierung weniger als wenig. Nicht nur, dass sie in die Sozialversicherungen Beiträge einzahlen, so als hätten sie keine Kinder, nämlich ohne Rücksicht auf die Familiengröße. Auch das Kindergeld ist zu 50% die Rückerstattung jener Steuern, die der Fiskus auf das Existenzminimum der Kinder erhebt. Zum anderen schaffen es Eltern umso weniger, sich Rentenpunkte zu erwirtschaften, je mehr Kinder sie zu versorgen haben. Altersarmut droht auch, wenn Väter und Mütter sich die Haus-und Familienarbeit fifty-fifty teilen ( wie  „Experten“ aus dem  Familienministerium honigsüß empfehlen ), solange diese Tätigkeit weniger Rentenpunkte abwirft als entsprechende Erwerbsarbeit.
Nein, Herr Steinmeier, Sie haben nicht vergessen, dass unser Gemeinwesen aus unzähligen Familien besteht. Sie wissen auch, dass unser Umlagesystem zusammenbricht, wenn immer mehr Paare auf Kinder verzichten, weil FAMILIE hierzulande nicht ohne Grund als unattraktiv gilt. Sie vergaßen nur, dass Familien ebenso„systemrelevant“ sind und genauso miserabel bezahlt werden wie alle anderen sozialen Berufe in Deutschland auch. Scham???  – Aber vielleicht lernt auch unsere Regierung aus dieser Krise, dass die Arbeit am jungen wie am alten und kranken Menschen mehr geschätzt, mehr gewürdigt und deswegen entsprechend honoriert gehört.
Wenn sich nach der Krise an der Bezahlung der Sozialberufe und der Eltern nichts ändert und diese weiterhin Sklavenarbeit für einen schäbigen Lohn verrichten müssen, so bleiben, Herr Bundespräsident, Ihre hehren Worte von Zusammenstehen und Solidarität nichts als bloßes Geplapper.
Mit freundlichem Gruß
Bärbel Fischer
ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT