Mehr Geburten, aber nicht genug

Der Leitartikel vom 22. 08. 2015 in der Schwäbischen Zeitung beschäftigte sich mit der Meldung des Statistischen Landesamts, dass in Baden Württemberg 2014 migrationsbedingt 715 000 Kinder mehr geboren wurden als im Vorjahr. Das sei allerdings kein Verdienst der Politik und erst recht keine Entwarnung, so der Autor.

Dazu zwei Leserbriefe:  

Die Lösung ist so einfach!

Herr Buchsteiner hat in seinem Leitartikel vollkommen recht, dass diese gute Nachricht nichts mit den katastrophalen Entwicklungen in der Familienpolitik und schon gar nichts mit Frau Schwesigs Bemühungen, Familienpolitik als Zubringer für die Wirtschaft zu betrachten und Mütter möglichst früh – aller Bedenken der Entwicklungspsychologen zum Trotz –  wieder in den Arbeitsprozess zu stecken,zu tun hat.

Die Einseitigkeit der Sichtweise, auch von den Familienforschern Rost und Dorbritz, ist bei diesem Thema enorm. Es wird immer nur aus der Perspektive der Frau in Erwerbsarbeit geschaut. Somit  werden Elterngeld und außerfamiliäre Betreuung als Retter bezeichnet. Eine Mogelpackung.

Viele würden gerne beim Kind bleiben oder mehrere Kinder haben, wenn sie es sich leisten könnten.

Was ist aus Bundes- und Landeserziehungsgeld geworden, die gerade einkommensschwächere Familien drei Jahre lang unterstützten? Warum werden mit dem vergleichsweise kurzen Elterngeld gut verdienende Frauen besser unterstützt? Weil es Lohnersatz ist, keine Familienleistung!

Hier wurden seit Jahren zu viele falsche Weichen gestellt.

Die Frage nach einer schnellen Verbesserungsmöglichkeit läßt sich übrigens leicht beantworten:

1. Geben wir jeder Mutter ein sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt: Dann gibt es echte Wahlfreiheit statt Kinderhort oder Verarmung. 2. Kümmern wir uns damit wirklich endlich um alle gebärfähigen Frauen (nicht nur die gut verdienenden). Dann entscheiden sich schwangere Frauen für ihr Kind, dann sinkt die Zahl der Abtreibungen (90% soziale Indikation = 90000 Kinder mehr pro Jahr und das seit Jahrzehnten).

Die Lösung ist längst da, doch wo sind der politische und gesellschaftliche Wille?

Thomas Bergmann, Bad Waldsee

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Professor Herwig Birg, der Nestor vorausschauender Bevölkerungsentwicklung, bestätigt, dass trotz migrationsbedingtem Geburtenplus 2014  noch immer längst nicht genug Kinder geboren werden als nötig wären, um den künftigen Fachkräftebedarf, und damit den Lebensstandard von heute  zu sichern. Er rechnet vor, dass aufgrund jahrelanger Stagnation der Geburten von nur 1,4 Kindern pro Frau bereits eine Bevölkerungsschrumpfung von 16 Mio. bis 2050 auch durch Migration nicht mehr rückgängig zu machen ist. Dies ist die Folge deutscher Gesellschaftspolitik, die blind auf die Arbeitsmarktverwertbarkeit, d.h. auf Lohnsteuereinkünfte und Sozialabgaben durch junge Frauen setzt, ihnen aber keine Möglichkeit mehr lässt, eine Familie mit mehreren Kindern zu gründen und ihre  Wunschkinder so viele Jahre ohne finanzielles Risiko zu begleiten, wie es humanbiologisch erforderlich wäre. Solange Eltern in Deutschland jedoch ab dem zweiten Kind bereits Strafsteuern zahlen müssen dafür, dass sie überhaupt noch Kinder aufziehen, solange wird sich der ökonomische und rentenpolitische Abstieg in unserem Land trotz Migration nicht aufhalten lassen.
Bärbel Fischer, Leutkirch

Neues von der Jungen Union (JU)

Pressemeldung

Verband Familienarbeit e. V.

23. 06. 2015

                                                                                                                       

Strohfeuer oder Beginn einer sachlichen Auseinandersetzung ?

Der Vorsitzende der Jungen Union (Jugendorganisation der CDU/CSU), Paul Ziemiak, fordert eine neue Familienpolitik. U. a. schlägt er eine Sonderabgabe für Kinderlose in Höhe von 1 % des Bruttoeinkommens vor (für Eltern mit einem Kind von ½ %), um mit diesem Geld Eltern bei Geburt eines Kindes zu entlasten, z. B. durch ein „Begrüßungsgeld“ für Neugeborene von 1000 €. – Leider ist damit zu rechnen, dass der Vorschlag schnell mit vorgeschobenen und populistischen Argumenten zerredet wird, wie: „Kinder sind Privatsache“ oder „Kinderlose dürfen nicht bestraft werden“. Tatsächlich beeilte sich Christian Bäumler, stellvertretender Vorsitzender der CDA (Arbeitnehmerschaft der CDU)bereits zu erklären, er halte eine Sonderabgabe für Kinderlose für „mittelalterlich“.

Der stellvertretende Vorsitzende des Verband Familienarbeit, Johannes Resch, meint dazu:

Die Junge Union ist gut beraten, mit ihren Vorschlägen dort anzusetzen, wo die Probleme entstanden sind, nämlich bei der Sozialpolitik des Urvaters der CDU, Konrad Adenauer. Besonders durch die Rentenreform 1957 wurde die Alterssicherung, die nicht erst seit dem Mittelalter, sondern seit Adam und Eva durch die Erziehung eigener Kinder erarbeitet worden war, plötzlich an die Erwerbsarbeit gebunden. Seitdem profitieren Eltern von ihren eigenen Kindern weniger als ihre kinderlosen und deshalb uneingeschränkt erwerbsfähigen Nachbarn. Seitdem wird Erwerbsarbeit doppelt bezahlt (durch Lohn und Rente), während die Kindererziehung keine adäquate Gegenleistung mehr erfährt (weder Lohn noch Altersversorgung). Durch die Sozialpolitik Adenauers wurde der familiäre Generationenvertrag (Eltern versorgen ihre Kinder und werden dafür im Alter wieder von ihren Kindern versorgt) zerstört und durch ein gewaltiges Umverteilungssystem zu Lasten der Eltern ersetzt. So sind Kinder zum Armutsrisiko geworden. – Der Vorschlag von Herrn Ziemiak geht zwar in die richtige Richtung. Aber der Korrekturbedarf muss am Umverteilungseffekt unseres Sozialrechts gemessen werden. Da ist eine einmalige Leistung von 1000 € sicher nicht ausreichend.“

Gertrud Martin, die Vorsitzende des Verbands Familienarbeit ergänzt:“Um dieses Armutsrisiko zu umgehen, ist ein Ausgleich durch eine Sonderabgabe aus dem Geld, das Kinderlose nicht für Kinder ausgeben müssen, durchaus angezeigt. Dabei ist es nicht von Belang, welche Ursache die Kinderlosigkeit hat, die – wenn sie ungewollt ist – ein schwer zu ertragendes persönliches Schicksal sein kann. Statt einer Gebärprämie von 1000 € schlägt der Verband Familienarbeit allerdings ein Erziehungsgehalt für die Eltern vor, das sie wahlweise für eigene Betreuungsleistung oder zugunsten eigener Erwerbstätigkeit zur Bezahlung einer Fremdbetreuung ihrer Wahl (Kinderkrippe, Tagesmutter, Großeltern u. a.) einsetzen können.“

 

Mehr Gleichberechtigung für Väter?

Stellungnahme zum Leserbrief „Mehr Gleichberechtigung für Väter“ von Johannes Zink, die Tagespost, 11. April 2013 und anderen Beiträgen zur Familienpolitik

Was sind „angemessen bezahlte“ Teilzeitangebote oder „familiengerechte Arbeitszeitmodelle“? Kein marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen wird sich außer auf dem Hintergrund der Renditemaximierung für solche Angebote in die Pflicht nehmen lassen. Die Gutmenschen sind dort dünn gesät. Deshalb sollten die wirklichen Fürsprecher der Familien diese Worthülsen meiden und stattdessen zwei und zwei zusammenzählen: Ein Teilzeitjob zugunsten der Erziehung von Kindern bringt den entsprechenden Teillohn. Den anderen Lohnanteil muss notwendigerweise ein künftiges Erziehungsgehalt  erbringen.

Was bedeutet „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“? Erkennbar ist der Trend, Eltern zu Vollzeitarbeitnehmern zu machen und die Kinder zu kasernieren. Elterliche Kindererziehung findet in der spärlich verbleibenden Freizeit statt oder gar nicht. Ohne ein Erziehungsgehalt ist Vereinbarkeit, die den Namen verdient, nicht zu haben. Wie steht es ohne Erziehungsgehalt mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau? Die Mütter verwirklichen sie in der außerhäuslichen Erwerbsarbeit, während die Väter sich den Umstieg auf die Familienarbeit nicht leisten können. Gleichberechtigung, ein Euphemismus! Allein die Eltern sind es, die mit ihrem Ja zum Kind und ihrem trotz aller angeblichen Vereinbarkeit verbleibenden häuslichen Engagement nicht nur unsere umlagefinanzierten Sozialkassen, sondern unsere Zukunft schlechthin sichern.

Wir sind gründlich dabei, die Eltern auszurotten.

Gertrud Martin, Vorsitzende des Verbands Familienarbeit e.V                                www.dhg-vffm.de, Seb.-Kneipp-Str. 110, 78048 vS-Villingen, Tel. 07721 56124.

 

„1200 Euro pro Kind“

Familienexperte Kostas Petropulos plädiert dafür, Erziehungsarbeit zu bezahlen. Kapital statt Kinder sei die Leitlinie der aktuellen Politik, sagt Kostas Petropulos, der Leiter des Heidelberger Büros für Familienfragen und Soziale Sicherheit. Am Samstag referiert er auf der Benediktushöhe in Retzbach (Lkr. Main-Spessart) zum Thema Erziehungsgehalt. Im Interview spricht Petropulos über seine Ideen.