Muss Familienpolitik der Wirtschaft nützen? Oder den Familien? Wenn wir alle nur noch nach unserer Produktivität als Mensch bewertet werden, dann gute Nacht. Eine Kolumne von Birgit Kelle.
Deprecated: Hook custom_css_loaded is deprecated since version jetpack-13.5! Use WordPress Custom CSS instead. Individuelles CSS wird von Jetpack nicht mehr unterstützt. In der WordPress.org-Dokumentation erfährst du, wie du für deine Website individuelle Stile anwenden kannst: https://wordpress.org/documentation/article/styles-overview/#applying-custom-css in /mnt/web123/c2/09/52182609/htdocs/WordPress_03/wp-includes/functions.php on line 6031
In der Mittelbayrische Zeitung erschien am 7. Februar 2013 folgende Stellungnahme zur Erhebung der Effektivität von familienpolitischen Leistungen durch die Prognose-AG. Der Autor, Prof. Dr. Johannes Schroeter, ist Landesvorsitzender des Familienbundes der Katholiken in Bayern.
Aufgelistet werden die Leistungen der Gesellschaft für Eltern und Kinder – aber niemals deren Leistung für die Gesellschaft
Nun hat es schon in der Vergangenheit nicht an Versuchen gemangelt, die gesellschaftlichen Leistungen für Familien zu bilanzieren. Das Bundesfinanzministerium, die Bundesbank oder das Kieler Institut für Weltwirtschaft haben sich daran versucht. Die Ergebnisse gerieten sehr unterschiedlich, hatten aber eine große Gemeinsamkeit: Es waren einseitige Bilanzen. Immer listeten sie nur die gesellschaftlichen Leistungen für Familien auf, niemals die Leistungen der Familien für die Gesellschaft. Wie viel Geld Familien aus der Krankenversicherung erhielten, war aufgeführt. Wie viel Geld die Familien in die Krankenversicherung einzahlten, blieb verborgen.
Die Ausbildung von Maschinenbauingenieuren gilt als Familienförderung. Die elterliche Bildung, Betreuung und Erziehung zählt dagegen nicht als familiärer Beitrag zum Wohl der Gesellschaft. Nach den Maßstäben der Volkswirtschaftslehre ist nämlich die Familienarbeit wertlos. Die Arbeit der Tagesmutter, der Kinderkrippe oder der Schule, sie alle werden in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfasst. Auch die Schweinezucht schafft in den Augen der Ökonomen Werte. Aber die gelingende familiäre Erziehung der Kinder gilt ihnen nichts.
Was immer im Laufe des Jahres als Bewertung der familienpolitischen Leistungen vorgelegt wird, ist deshalb mit großer Skepsis zu betrachten. Es wird eher ein Zeugnis der Unterentwicklung der Ökonomie sein denn ein brauchbarer Wegweiser für die Politik.
Aus Schaden wird man klug. Eine Lehre aus den Problemen der aktuellen Studie dürfte sein, mehr Gewicht auf das Urteil der Familien zu legen. Als mündige Bürger können Eltern sehr gut beurteilen, welche Unterstützung sie brauchen, um die nächste Generation unserer Staatsbürger auf die Beine zu stellen.
Die zweite Lehre betrifft die Methodenentwicklung der Volkswirtschaftslehre. Sie muss staatliches Geben und Nehmen bilanzieren lernen, nicht nur das Geben allein; und sie muss den Wert der Familienarbeit erkennen. Die dritte Lehre betrifft uns alle. Ehe die Wissenschaft die Förderung messen kann, müssen wir uns verständigen, wo Förderung beginnt. Was sind unsere Erwartungen an Ehe und Familie? Was haben sie selbstverständlich auf eigene Kosten zu leisten? Wo unterstützen wir sie selbstlos? Und wo machen Familie und Gesellschaft Geschäfte auf Gegenseitigkeit? Jeder von uns hat dazu seine Meinung. Aber einen gesellschaftlichen Konsens gibt es dazu nicht. Und ohne einen Konsens, was Familie eigentlich zu leisten hat, kann keine Familienförderung bilanziert werden.
PM 16 – 2012
DFV wehrt sich:
keine Verkürzung der Elternzeit -Familienarbeit muss anerkannt werden-
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
FamilienHilfsWerk e.V.
19.11 2012
(Freiburg). Entschiedenen Widerstand erklärt der Deutsche Familienverband Baden- Würt- temberg (DFV) gegenüber der Forderung der Arbeitgeberverbände, die die Elternzeit dras- tisch verkürzen möchten. „Wer in solcher Weise in die Erziehungszeit der Eltern eingreifen will, kündigt die Partnerschaft gegenüber den jungen Familien auf und handelt kurzsichtig gegen die eigenen Zukunftschancen“, erklärt Uto R. Bonde vom DFV Baden- Württemberg. Schon vor der Erstellung des 8. Familienberichtes der Bundesregierung haben die Wirtschaftsverbände versucht die Elternzeit zu verkürzen. Der DFV lobte die Bundesregierung, dass sie dieser Forderung widersprochen hat. Mit einer geforderten Aufkündigung der Elternzeit zeigen die Wirtschaftsverbände nur ihr Interesse daran, die jungen Familien schnellstmöglich an die Werkbank, hinter die Theken und in die Büros zurückzuholen. Familien haben das recht –und nutzen dies auch- sich in den ersten Kinderjahren selbstverantwortlich um ihre Kinder und deren Erziehung zu kümmern- dafür kämpft der DFV und die Familienverbände.
Die Zukunft unseres Gemeinwesens und damit auch die Entwicklungen der Demografie müssen nachhaltig gefördert werden und dürfen nicht den kurzfristigen Beschäftigungsstrategien geopfert werden – nachhaltiges und verantwortliches Handeln denkt langfristiger als in Wirtschaftszyklen, betont der DFV.
„Wer die Familien vernachlässigt, unterschätzt die langzeitigen Auswirkungen einer Einschränkung- auch bei der Elternzeit. Junge Familien und Kinder brauchen verlässliche Perspektiven und Anerkennung ihrer Erziehungsleistung, sonst gehen nicht nur der Gesellschaft die jungen Menschen aus, sondern auch den Betrieben die künftigen Fachkräfte“.
Der Deutsche Familienverband unterstreicht die Bedeutung der dreijährigen gesetzlich geschützten Elternzeit für erwerbstätige Eltern mit kleinen Kindern als zentrales Instrument der Familienpolitik. „Die Elternzeit ermöglicht jungen Familien Wahlfreiheit und ist der einzige verbindliche Rechtsanspruch von Arbeitnehmern, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen wollen. Familien dürfen dieses Recht nicht verlieren“, widerspricht der DFV der Forderung von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt der gefordert hat, den gesetzlich geschützten Zeitraum auf nur noch 12 Monate zu verkürzen, da sonst die Integration von Frauen am Arbeitsmarkt gefährdet sei.
Weitere DFV Informationen unter: www.dfv-baden- wuerttemberg.de
Der DFV ist die größte parteiunabhängige, überkonfessionelle und mitgliedergetragene Interessenvertretung der Familien in Deutschland/ Baden- Württemberg.
Kontakt: Uto R. Bonde, DFV Landesvorsitzender
Tel. 0049 + (0)761 – 484154, mobil: 01727119066 Mail: post@dfv-familie-bw.de
Landesgeschäftsstelle
St. Georgener Str. 10 79111 Freiburg
Fon: 0761 – 470 27 95 (AB)
Fax: 0761 – 151 78 30 post@DFV-Baden-Wuerttemberg.de
Volksbank Freiburg eG BLZ: 680 900 00
Kto: 15 96 76 09
Der DFV ist vom Finanzamt als gemein- nützig anerkannt. Spenden, Mitglieds-
und Förderbeiträge sind steuerabzugsfähig.
Lesen Sie unbedingt auch den Beitrag von Professor Ralph Dawirs, Universitätsklinikum Erlangen:
Leserbrief zu „Es wird für den armen Kerl nicht leicht“ – Interview von Frau G. Renz mit Walter Döring (FDP), Südkurier vom 19. 11. 2012
Auf die Zitate Döring: „Mir geht die Sozialdemokratisierung der CDU zu weit…“ und „Das Betreuungsgeld ist (…) alles als bloß nicht liberal“, gibt es nur eine Antwort: Mit ihrer vehementen bis geradezu panikartigen Ablehnung des Betreuungsgeldes befindet sich die FDP auf der linken Überholspur von Rot-Grün. Damit und mit der massiven Unterstützung der staatlichen Betreuung schon für die Allerkleinsten steht die FDP fern von ihrem angeblichen Prinzip, die Subsidiarität und die Privatverantwortung – in diesem Fall der Eltern – hochzuhalten. Für die FDP ist nur eines wichtig: eine neoliberale Wirtschaftspolitik, die dafür sorgt,dass Eltern möglichst lückenlos und Löhne senkend dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Anstatt sich für die Erhöhung des Betreuungsgeldes und mehr Rentenpunkte als ansatzweise Anerkennung elterlicher Erziehungsleistung einzusetzen, ziehen solche Gedanken Herrn Döring „die Schuhe aus“. Sein Geheimnis bleibt, womit er der CDU massenweise Wähler abjagen wollte. Alles Döring-Großsprech wie seit eh und je gehabt.
Gertrud Martin, Vorsitzende des Verbands Familienarbeit e.V., Seb.-Kneipp-Str. 110, 78048 VS-Villingen, Tel. 07721 56124
Die ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT wendet sich an die Unterzeichner des Bannschreibens von Wirtschaftswissenschaftlern gegen das von der Bundesregierung beschlossene Betreuungsgeld.
Nachdem die Unterzeichner des Pamphlets gegen das Betreuungsgeld fast ausschließlich aus der Wirtschaft kommen, wundert ihr Aufschrei nicht. Es geht ihnen weder um Einsparungen noch um das Kindeswohl, sondern ausschließlich um die Besetzung von betrieblichen Arbeitsplätzen. Die größte Sorge dieser Damen und Herren ist, Mütter könnten auf ihrem, vom GG Art. 6 verbrieften Recht bestehen und ihre Säuglinge selber betreuen, also volle drei Jahre dem Arbeitsplatz fernbleiben. Als Totschlagargument wiederholen sie bis zum Erbrechen, dass man gerade Kindern aus „sozial schwachen“ Familien die Segnungen einer kollektiven Krippenbetreuung nicht vorenthalten dürfe.
Wenn dem so ist, warum übernimmt dann nicht die Wirtschaft die Kosten der Krippenbetreuung? Schließlich profitiert doch gerade sie von den Arbeitsplätzen! In den Niederlanden werden diese Kosten zu je einem Drittel den Eltern, der Wirtschaft und dem Steuerzahler abverlangt. Hierzulande aber soll der Steuerzahler den Hauptanteil berappen, die Wirtschaft ihrerseits lacht sich ins Fäustchen.
Überdies wird die Krippenbetreuung noch scheinheilig als „Infrastruktur“ verkauft, obwohl sie diesem Anspruch bei weitem nicht genügt. Denn erstens muss Infrastruktur von a l l e n Bürgern genutzt werden können und nicht von lediglich 35% aller U3-Kleinkinder, und zweitens ist die Krippenbetreuung nur eine von mehreren Alternativen zur Kinderbetreuung. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Krippenbetreuung einseitig und verfassungswidrig subventioniert wird, während alle anderen Alternativen völlig ausgespart bleiben. Die Frage heißt nicht: Betreuung ja oder nein?, sondern Betreuung individuell oder kollektiv? Beide Alternativen müssen, wenn schon, nach dem grundgesetzlichen Gleichheitsprinzip in gleicher Höhe ausgestattet werden. Das Almosen Betreuungsgeld ist dazu jedenfalls zu schäbig und zu schamlos. Wären die Damen und Herren nicht mit Haut und Haar der Wirtschaft verpflichtet, müssten sie sich demokratisch für Gleichwertigkeit einsetzen.
Nicht dass den Damen und Herren Wirtschaftswissenschaftlern diese Umstände nicht bekannt wären – jeder Hauptschüler entlarvt heute mühelos deren gewinnorientiertes Trachten! Vielleicht denkt auch der eine oder andere Schüler darüber nach, wie viele Euros ein solches Papier jedem der Unterzeichner einbrachte?! Es entzieht sich jedoch unserer Kenntnis, ob dem einen oder der anderen bei seiner / ihrer Unterschrift nicht doch die Schamesröte ins Gesicht schoss.
Bärbel Fischer
Steffen J. Roth ist Geschäftsführer des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Kölner Universität. In einem ordnungspolitischen Kommentar hat Roth gefordert, lieber die Krippensubventionen auf den Prüfstand zu stellen, als das Betreuungsgeld „aus den falschen Gründen“ zu kritisieren. Was seiner Meinung nach die richtigen Gründe dafür sind, verrät er im Interview mit FreieWelt.net
Originaltext:
In seltener Einigkeit lehnen Gewerkschaftschef Sommer und Arbeitgeber-Präsident Hundt das von der Bundesregierung geplante Betreuungsgeld ab. Im gemeinsamen Schreiben kritisierten sie, die Förderung setze falsche Signale.
Sehr geehrter Herr Dr. Hundt, sehr geehrter Herr Sommer,
ich möchte zu Ihrer Haltung eine fachbasierte Anmerkung machen. Ihre Vorstellung, Krippen förderten die Kinderentwicklung ist irrig, in einem hohen Prozentsatz ist sogar das Gegenteil der Fall.
Begründung: Regelmäßige stundenlange Trennungen von den primären Bezugspersonen erzeugen chronischen Stress und wirken durch veränderte Cortisol-Tagesprofile hemmend auf die in dieser Phase intensiv ablaufende Hirnentwicklung (vor allem rechte Hemisphäre) ein. Als Folge büßt die Gefühls- und Emotionsregulation an Positivität, „Pufferwirkung“ und Flexibilität ein.
Die betroffenen Kinder (basierend auf ihren genetisch angelegten Persönlichkeitsprofilen) werden aggressiver, rastloser, unkonzentrierter, ungeduldiger, desorganisierter und zuweilen auch prinzipienstarrer. Das ist inzwischen bis zum Alter von 15 Jahren belegt, weswegen Entwicklungspsychologen von einer lebenslangen Wesensveränderung ausgehen. Diese Auswirkungen betreffen nachweisbar bis zu 90% aller Kinder in Krippen.
Mit Dank und freundlichen Grüßen,
Vorstand Familie-ist-Zukunft.de