Presseclub: Politik für die Alten auf Kosten der Jungen?

Sehr geehrter Herr Schönenborn!

Leider erlebten wir heute eine Rentendebatte, die stereotyp all das wiederholte, was wir seit Jahren hören und bereits auswendig können. Das liegt auch daran, dass Journalisten zu Wort kommen, die auf ihren Chefredakteursposten Expertenwissen ignorieren.

Dreierlei wird in den Medien konstant und bewusst umgangen:

 

  1. Jeder Cent, der heute von der Erwerbsgeneration ins Umlagesystem einbezahlt, wird morgen an die heutigen Rentner ausbezahlt wird. Nichts bleibt als Kapital zurück. Die Rentenkasse ist kein Sparstrumpf. Das  bedeutet, dass es auf eine ausreichende Anzahl der Beschäftigten ankommt. Sind zu wenige da, kommt zu wenig Geld in die Rentenkasse. Also muss dafür gesorgt werden, dass es möglichst viele Beitragszahler gibt.
  2.  Wie kommt eine Gesellschaft zu ausreichendem Nachwuchs? Man darf Paaren die Nachwuchsbereitschaft nicht erschweren, wie das unsere Politik / unser Sozialgesetz seit Jahrzehnten ignorant praktiziert. Denn
  • Familien werden überproportional mit Verbrauchssteuern belastet,
  • sie bekommen kaum bezahlbaren Wohnraum,
  • Lohndumping, unbefristete Arbeitsverträge erlauben höchstens ein Kind.
  • Rentenansprüche werden ausschließlich durch Erwerbsarbeit, aber nicht aus humaner Erziehungs-und Pflegearbeit erworben.
  • Der familiäre Dienst am jungen wie am alten Menschen gilt unserer Politik als Hobby.

Nur außerhalb der Familie wird er geringfügig lohn-und rentenwirksam.

  • Familien mit Kindern zahlen gleich hohe Sozialbeiträge wie Singles, egal wie viele Kinder die Eltern zu ernähren haben.
  • Kinderkosten werden privatisiert, Kindernutzen sozialisiert!

Fragt sich noch jemand, warum 27% aller Paare Kinder gar nicht mehr vorsehen?

3.   Eine   total verfehlte Bevölkerungspolitik, die nicht mehr unterscheidet zwischen  Ansprüchen von Familien und Nichtfamilien, hat zwangsläufig, aber auch zu Recht, mit einem dauerhaften Rentenproblem zu kämpfen. Angenommen, unsere Politik würde heute umsteuern und alle Nachwuchs hemmenden Faktoren beseitigen, so hätten zumindest die Rentner in 30 Jahren, also ab 2050 die Aussicht auf ein auskömmliches Alter. Doch dieser Aspekt kommt in den Debatten nie zur Sprache, weil es politisch nicht gewollt ist.

Fazit:  Nach der 187. Rentendebatte begreift auch der einfältigste TV-Nutzer, was Sache ist.  Zu behaupten, unser Rentensystem sei schwierig und intransparent, ist kaum nachzuvollziehen. Im Gegenteil – es ist als Umlageverfahren klar und schlüssig. Nur           g e r e c h t   ist es nicht, weil es zwar Erwerbsarbeit berücksichtigt, Familienarbeit jedoch missachtet. Die Frage bleibt, warum bei aller Einsicht in die Problematik sich in unserem politischen System nichts ändert, warum also unser Sozialgesetz nicht in Richtung Familiengerechtigkeit reformiert wird, wie  es das Bundesverfassungsgericht bereits mehrfach gefordert hat. Die kapitalistische wie sozialistische Antwort lautet: Wirtschaftliches Wachstum um jeden Preis, speziell auf Kosten ent-elterter Kinder mit Bindungsdefiziten in Ghettos. Ob solche Kinder in 30 Jahren noch bereit sein werden, für die alternde Generation ihrer Eltern aufzukommen, ist eine Frage, die sich noch stellen wird.

i. A. der ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

Bärbel Fischer

 

Herzlich willkommen! ?

Dr. Gerd Brosowski, Oberstudiendirektor i. R., sandte uns zum Jahreswechsel einen Denkanstoß besonderer Art:

 

Stellen wir uns vor, der Bundespräsident würde in seiner Weihnachtsansprache wieder einmal eine Willkommenskultur anmahnen, würde uns Mut zusprechen wollen, die Menschen, die im neuen Jahr zu uns kommen wollen, freundlich aufzunehmen, ihnen Wohnung und Unterhalt zu gewähren, alles Erdenklich zu tun, dass sie sich hier angenommen, ja willkommen fühlen könnten.

 

Stellen wir uns vor, die Vertreter des Handwerks würden uns wieder einmal anmahnen, diesen Menschen ein gutes Willkommen zu bereiten, da nur so genügend Ausbildungswillige in Zukunft zu finden seien.

 

Stellen wir uns vor, in einer Großstadt würden 12 000 Leute demonstrieren, um den Menschen, die im neuen Jahr zu uns kommen wollen, zu zeigen, dass sie willkommen sind und dass man alles tun werde, ihnen ein Leben in unserem Land zu ermöglichen, ja reizvoll zu verlockend erscheinen zu lassen.

 

Stellen wir uns vor, die Gemeinden überträfen sich bei dem Bemühen, diesen Menschen Wohnung und Unterkunft bereitzustellen.

 

Stellen wir uns vor, Politiker würden sich entschlossen auf die Seite derer stellen, welche diesen Menschen ein Willkommen bereiten wollen und sie würden alle jene, die sich gegen die Eingliederung dieser Menschen wenden oder auch nur ein kritisches Wort zu deren Begehren äußern wollen, hart in die Schranken weisen, als eine Schande für Deutschland oder als Schlimmeres bezeichnen.

 

Stellen wir uns schließlich vor, Hochschulleitungen, Gewerkschaftsführer, Bischöfe und Bürgermeister würden dazu aufrufen, jene Menschen, die im neuen Jahr so gerne zu uns kommen wollen, ein Willkommen zu bereiten und eben dafür zu demonstrieren, und Abertausende würden diesem Aufruf folgen.

 

Und jetzt stellen wir uns vor, mit jenen Menschen, die im neuen Jahr so gerne zu uns kommen wollen, seien dieses eine Mal nicht Erwachsene aus aller Herren Länder gemeint, sondern jene Hunderttausende, welche hierzulande im Mutterleib darauf warten, das Licht der Welt erblicken zu dürfen…