„Doppelt so viele Pflegebedürftige bis 2050“

Abgelehnter Leserbrief zu der Meldung, welche Ausgaben und Maßnahmen die Landesregierung plant, um alten Menschen eine Pflege innerhalb der Familie zu ermöglichen.  Schwäbische Zeitung, 22. Mai 2012

Frau Altpeter kümmert sich als zuständige Ministerin rührend um die familiäre Pflege der älteren Generation. Was tut sie  für die familiäre Pflege unserer Kleinstkinder? Die bleiben offensichtlich außen vor.

Alte Menschen sind oft geschwächt, auf Hilfe und Pflege angewiesen, brauchen viel Zeit, direkte Ansprache, ein offenes Ohr, Zuwendung und Trost. Sie wollen nicht nur Kunde einer Dienstleistung sein, sondern immer noch  als einzigartige Person wahrgenommen werden. Daher wünschen sich die meisten alten Menschen, zuhause von der Familie gepflegt zu werden und nicht von wechselndem Personal.

Was aber für alte Menschen gilt muss auch für ganz junge Menschen bis zu drei Jahren gelten. Auch sie sind schwach, unselbständig und hilflos. Auch sie müssen zeitaufwendig gepflegt und umsorgt werden. Sie sind ganz auf ihre Mama angewiesen. Sie brauchen deren Hautkontakt, den liebevoll aufmunternden Blick, die mütterliche Stimme, ihren sicheren Arm. Auch sie vertragen es nicht, ihr junges Leben im Kollektiv zu beginnen, sondern wollen 1:1 als einzigartige Person wahrgenommen und geliebt werden.

Von Seiten der Politik wird nun alles unternommen, zeitaufwendige ambulante Altenpflege zu ermöglichen. Doch den Kindern verwehrt sie, was sie den Alten allzu gerne gewährt. Babys sollen, gemäß den Wünschen des Arbeitsmarktes, schon nach wenigen Monaten in die Krippe, egal wie sehr sie ihre Eltern vermissen, egal wie sehr sie unter Stress stehen, egal was ihnen an Geborgenheit gestohlen wird.

Im Gegensatz zu der Wählergeneration 70 plus haben Babys keine Lobby und kein Wahlrecht. Ihre Stimme wird übertönt vom lauten Getöse betriebsamer politischer Ambitionen.

Bärbel Fischer