Steine statt Brot?

Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP vom 26. Oktober 2009 wurde vereinbart: „Um Wahlfreiheit zu anderen öffentlichen Angeboten und Leistungen zu ermöglichen, soll ab dem Jahr 2013 ein Betreuungsgeld in Höhe von 150,- Euro, gegebenenfalls als Gutschein, für Kinder unter drei Jahren als Bundesleistung eingeführt werden.“

Daraus ergibt sich für die Frauenunion FU:

„Unser Beschluss beinhaltet die Forderung, dass nur der Elternteil, der sich zu Hause der Kindererziehung widmet, einen entsprechenden „Gutschein“ für die Riester-Rente, eine kapitalgedeckte Pflegeversicherung oder Wiedereingliederungskurse erhält. Das macht deutlich: Wir bevorzugen eine nachhaltige, gezielte Unterstützung des erziehenden Elternteils.“ .

Die „weitsichtige“ Frauenunion (FU) legt also fest, was junge Mütter brauchen:
  1. eine Riester-Rente, oder
  2. eine kapitalgedeckte Pflegeversicherung, oder
  3. einen Wiedereingliederungskurs

zu 1: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW stellt fest: „Riestersparer erzielen in vielen Fällen nur so viel Rendite, als hätten sie ihr Geld im Sparstrumpf gesammelt. Diese Altersvorsorge sei unrentabel und intransparent. Eine 35-j. Frau müsse mindestens 77 Jahre alt werden, um allein das herauszubekommen, was sie selbst eingezahlt hat und was sie als Zulagen vom Staat erhalten hat. Möchte diese Frau auch einen Inflationsausgleich und höhere Zinsen erwirtschaften, müsste sie sogar ihren 109. Geburtstag erleben.“ Bewertung: inakzeptabel!

zu 2: Wie es um unser Kapital bestellt ist, können wir tagtäglich aus den Medien erfahren. Mit einem deutschen Schuldenstand von 2 Billionen Euro könnten bei einem Crash von heute auf morgen alle unsere Ersparnisse oder Versicherungen noch den Papierwert haben. Bewertung: inakzeptabel!

zu 3: Wiedereingliederungskurse sind in den Betrieben meist nicht mit Kosten verbunden. Wenn Frauen sich während der Kinderjahre selbst weiterbilden, brauchen sie auch keinen Kurs. Ob ein solcher Kurs von den Arbeitgebern als Eintrittskarte in den Betrieb akzeptiert wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Bewertung: inakzeptabel!

Rita Pawelski FU:Ich werde mich für eine nachhaltige Lösung im Sinne der Familien und für eine wirkliche Wahlfreiheit, aber weiterhin gegen eine Barauszahlung des Betreuungsgeldes einsetzen.“

Nun wird niemand der Frauenunion unterstellen wollen, dass sie Müttern für ihren Dienst an der Gesellschaft mit Steinen statt mit Brot danken will. Doch eines steht außer Frage: Mit ihren
Gutscheinen drückt die FU den Müttern ein Papier auf ́s Auge, das sie selbst für sich ablehnen
würde. 
Jeder Finanzberater rät zu diesen Zeiten, das Kapital in Sachwerten anzulegen, also Gold, Immobilien etc. Zu einer Immobilie wird das Betreuungsgeld wohl kaum ausreichen, denn es handelt sich um sage und schreibe 24 x 125 Euro = 3000 Euro, ein Wahnsinnskapital! Es entspricht der staatlichen Förderung eines Krippenplatzes für 3 Monate!

Nicht nur, dass die gut situierten Damen von der FU Müttern nicht zutrauen, drei Tausend Euro sinnvoll anzulegen / auszugeben, nein, sie behandeln sie wie kleine Dummerchen, die der Staat über inakzeptable Gutscheine an die Hand nehmen muss.

Wir meinen:

Der Staat soll endlich die Privatsphäre der Familie respektieren,
Familien als autonome Basis der Gesellschaft anerkennen und
seine Bevormundung unterlassen.


Denn auch Mütter sind freie Bürger in einem freien Land.


Frauen-UNION misstraut Müttern

Im Interview mit der WELT äußert die Hannoveraner CDU-Abgeordnete Rita Pawelski die allseits bekannten Bedenken gegen das geplante Betreuungsgeld und die Forderung, dieses, wenn überhaupt, nur in Form eines Gutscheins auszuzahlen. Dabei treten wie üblich all jene Vorwürfe gegen Mütter zutage, ihren Kindern das „Recht auf frühkindliche Bildung“ zu verweigern. Dass das Elternhaus aber die erste und wissenschaftlich anerkannte beste Bildungsstätte ist, das ignorieren unsere PolitikerInnen hartnäckig.
Ein Schreiben an Frau Pawelski macht auf die Problemlage aufmerksam:
Sehr geehrte Frau Pawelski,

mit großem Befremden las ich heute in der WELT von dem Vorhaben der UNIONS-Frauen, einer Barauszahlung des Betreuungsgeldes nicht zustimmen zu wollen. Für Sie steht also fest, Frauen können mit 100 oder 150 Euro nicht wirtschaften. Zu diesem Thema haben wir von der ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT uns bereits an Frau Dr. Böhmer gewandt. Wir Mütter wehren uns ganz entschieden gegen solche Diskriminierung. Siehe 25. 10. 2011

https://www.familiengerechtigkeit-rv.de/meinungen/meinungen.php

Von Frau Merkel wird gerne die „schwäbische Hausfrau“ bemüht, wenn es um Sparsamkeit, Umsicht und Vorsorge geht. Doch die Frauenunion scheint anderer Ansicht zu sein. CDU-Frauen säen Misstrauen gegenüber Müttern – eine fabelhafte Glanzleistung!

In Ihrem Interview geben Sie zu, dass viele Familien jeden Cent brauchen, und dass das Betreuungsgeld für diese eine spürbare Erleichterung im Budget wäre. Wir fragen: Wie kann es sein, dass Eltern mehrerer Kinder oder Alleinerziehende in so schlechter finanzieller Situation sind? Wir reden nicht von Geringverdienern, sondern von qualifizierten oder akademisch gebildeten Arbeitnehmern mit normalen Gehältern, die wegen ihres Kinderunterhalts weit unter die Existenzminima rutschen. Hier haben wir es mit gravierenden Versäumnissen gerade von CDU-Regierungen zu tun.

Die paar Mütter, die sich eine Nanny leisten können, wie z. B. Frau von der Leyen oder die künftigen Quotenfrauen, können Sie getrost vergessen. Sie sind sehr, sehr rar. Die Mehrzahl braucht das Geld. Ein Kapitalfehler unseres politischen Establishments ist , dass es Mehrheiten vernachlässigt und Minderheiten zur Allgemeinheit erklärt. Mit dieser Strategie lassen sich politische Planziele trefflich umsetzen, und seien sie auch noch so inhuman.

Aber nun zu Ihrer Befürchtung, Kindern würde die frühkindliche Bildungschance genommen, wenn sie nicht in die Kita gehen. Da kann Sie die Bindungsforschung, die Bildungsforschung, die Hirnforschung, die Psychologie und die Pädagogik eines Besseren belehren. Unsere Kinder erwerben sich gerade und nur im Elternhaus ihre emotionale Basis, auf welcher Interesse, Kreativität, Ausdauer, Begeisterung, Eifer und Disziplin wachsen. Fehlt diese Basis, so sind alle späteren Bildungsprogramme nutzlos. Das Elternhaus ist demzufolge die erste und beste Bildungsstätte überhaupt, weil sie individuell und liebevoll das Kind als einmalige Persönlichkeit im Blick hat. Das kann keine noch so gute Krippe leisten, weil die Erzieherinnen eben keinem der Krabbelkinder den Vorzug geben dürfen, wie das leibliche Eltern tun.

Ob Sie selbst Kinder haben oder nicht, Frau Pawelski, um Ihre politische Überzeugung zu verteidigen, müssen Sie sich notgedrungen den Erkenntnissen der Humanwissenschaft verschließen. Sie könnten aber vielleicht mutig den Schwenk wagen zu einer Einstellung, die dem Wohl unserer Kinder dient, weil diese nach Artikel 6 unseres Grundgesetzes ein biologisches Anrecht auf Präsenz, Führung und Begleitung durch ihre leiblichen Eltern haben.

Unsere letzte Frage: Was bedeuten für ein Arbeitsleben von rund 40 – 45 Jahren drei Kinderjahre? Kann es sein, dass diese drei Jahre Mütter in die Altersarmut befördern, wie von Ihrer Seite immer argumentiert wird? Wenn ja, dann handelt es sich um einen Verfassungsbruch. Denn Eltern dürfen nicht schlechter gestellt werden als Kinderlose. Damit wäre es höchste Zeit, hier die nötigen Korrekturen anzusetzen und nicht an einem lächerlich geringen Betreuungsgeld herum zu schrauben. Wenn Sie ehrlich sind, geht es hier überhaupt nicht um Geld, sondern um eine im Grunde erzsozialistische Ideologie: Frauen an die Werkbänke!

Diesen Brief, werte Frau Pawelski, werden wir über unsere Homepage im Internet veröffentlichen. Es ist der Öffentlichkeit nicht egal, was „christlich (!)“ motivierte Politikerinnen von sich geben. Wir Wähler werden zeigen, und in Baden-Württemberg haben wir bereits gezeigt, was wir von wertfreier Politik halten.

Damit grüße ich Sie im Auftrag der ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT IM LANDKREIS RAVENSBURG

Bärbel Fischer