Presseclub spart die entscheidende Frage aus

Sehr geehrter Herr Schönenborn,

immer wieder bin ich beeindruckt, wie souverän Sie den Presseclub moderieren.

Trotzdem habe ich ein grundsätzliches Problem: Warum spart der PresseClub in der Diskussion um die Renten das entscheidende Thema „Nachwuchs“ aus, wohl wissend, dass ohne Kinder kein zukunfssichernder Staat zu machen ist?  Nur in kleinen Einwürfen äußern sich Ihre Journalist_innen dazu, um dann wieder zur Riesterrente o. ä. abzuschweifen. Man scheint sich einig darin zu sein, dass es eben leider an Nachwuchs fehlt, und gibt sich achselzuckend damit ab. Dass unsere Regierungen aber seit Jahrzehnten aus Angst vor Verlust von Wählerstimmen dieses Thema ängstlich umgehen und die Forderungen des Bundesverfassungsgerichts nach Gleichstellung von Eltern und Kinderlosen  ignorieren, kommt in Ihrem PresseClub leider nie zur Sprache. Mehr Nachwuchs, und damit künftige Beitragszahler *) zu generieren, das ist wohl ein Tabu-Thema, sowohl für unsere Politik als auch für die Medien.

*) Dabei denken künftige Eltern bei ihrem Kinderwunsch daran wirklich zuletzt!

Wie kann man in einer Gesellschaft den Nachwuchs fördern?

Die Rezepte, Herr Schönenborn,  liegen längst auf Halde. Nur – die Politik wagt sich nicht an eine Reform unserer Sozialgesetze, welche die eigentliche Ursache für unseren Kinderschwund sind. 1957 gut gemeint , aber im Endeffekt tödlich für den Nachwuchs, erzeugen sie Kinder- und Altersarmut, anstatt diese zu verhindern. Weshalb sollten sich Paare wohl für Kinder entscheiden, wenn dieser generative Beitrag von Eltern  unserer Gesellschaft null und nichts wert ist? Die Schmähung von Eltern als Schmarotzer und der medial verbreitete, aber längst widerlegte, Geldregen von 200 Mrd. jährlich ( in Wirklichkeit aber kaum 55 Mrd.)  über Familien, tun das Übrige dazu. Verschwiegen wird nämlich ostentativ, dass jedes geborene Kind im Laufe seines Erwerbslebens das Fünffache dessen an die Gesellschaft  zurückgibt, was es einst an Förderung im Jugendalter vom Staat erhielt!

Werter Herr Schönenborn, leider ist der ausgewiesene Sozialexperte Dr. Jürgen Borchert, leitender Richter des Hessischen Sozialgerichts Darmstadt, kein Zeitungs-Journalist, obwohl er über die Presse bereits mehrere Bücher veröffentlicht hat, zuletzt SOZIALSTAATSDÄMMERUNG, Riemann.Verlag München 2013. Glasklar beschreibt er darin, wohin die Reise geht, wenn sich an der Struktur unserer Sozialsysteme nichts ändert. Trotzdem würde ich Ihnen empfehlen, Herrn Dr. Borchert in Ihre Runde einzuladen. Denn er ist weit beschlagener als alle Ihre Journalisten. Zumindest würde ich Ihnen ein informativ-privates Interview mit ihm empfehlen. Er wird Ihnen die Augen öffnen dafür, wie es um unser  inzwischen konterkariertes Sozialsystem bestellt ist.

Mit besten Wünsche grüßt Sie

Bärbel Fischer

ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

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