Dorothea Siems kritisiert das Vorhaben von Kristina Schröder, das Betreuungsgeld an Arztbesuche zu koppeln. Damit stünden alle Eltern unter Generalverdacht.
Der Sozialrichter Jürgen Borchert spricht in einem Interview in der Mainpost über die Ungerechtigkeit in der Familienpolitik.
http://www.mainpost.de/ueberregional/meinung/-Sozialsysteme-auf-Sand-gebaut;art9517,6733145
Der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung mahnt eine neue Kultur der Familienfreundlichkeit an und hält den Grünen ihr Bundesprogramm von 1980 vor die Augen, in dem die häusliche Erziehung hochgeschätzt und ein Erziehungsgehalt gefordert wird.
http://www.fuldainfo.de/index.php?area=1&p=news&newsid=20340
Dorothea Siems Kritik an Christina Schröders Vorhaben finde ich töricht angesichts der Tatsache, dass die allgemeine Stimmung vor allem deswegen gegen das Betreuungsgeld steht, weil es sehr missbrauchsanfällig ist. Die häufig geäußerte Befürchtung, dass bildungsferne Schichten das Geld gerne einstreichen, ohne dass es den Kindern zugute kommt und ihnen u.U. sogar schadet, ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen.
Man kann sich nun darüber streiten, ob Arztbesuche diesen Missbrauch wirkungsvoll eindämmen. Es ist aber immerhin ein Vorschlag, über den es sich zu reden lohnt und der den Eltern guten Willen bescheinigt. Mit der Zustimmung zum Arztbesuch zeigen sie doch, dass auch sie nicht nur an die eigenen, sondern an alle Kinder denken und darum bereit sind, bestimmte Auflagen in Kauf zu nehmen, auch wenn diese bei ihnen selbst nicht notwendig wären. Das würde ihr solidarisches Handeln auch für benachteiligte Kinder unter Beweis stellen und ihre Glaubwürdigkeit erhöhen. Die Empörung über einen Generalverdacht macht die Eltern dagegen eher unsympathisch und ist eine ausgesprochen unkluge Antwort auf Frau Schröders Vorschlag.
Sehr richtig, Frau Rita H., was Sie da sagen.
Ich gehöre zu denjenigen, die eine häusliche Erziehung bei allerkleinsten Kindern befürworten und staatliche Betreuung in diesem Alter ablehnen.
Dennoch bin auch ich wie die Mehrheit bei Umfragen gegen das Elterngeld aus genau jenem Grund, den Sie benennen.
Die Empörung von Frau Siems über einen möglichen Generalverdacht durch Pflichtbesuche beim Arzt sind wenig hilfreich für die Bewilligung des Elterngeldes und auch wenig hilfreich für jene Kinder, die tatsächlich in öffentlichen Einrichtungen besser aufgehoben wären. Diese gibt es nun mal und es wirkt auf mich wenig mitmenschlich, wenn man das Gespenst eines Generalverdachts über die Bedürfnisse dieser Kinder stellt.
Es ist auch ganz einfach so, dass der Staat es um jeden Preis vermeiden muss, Teile der Bevölkerung irgendwie unter Verdacht zu stellen. Der Imageschaden, der in letzter Zeit jedem einzelnen Hartz 4 Empfänger widerfahren ist, dürfte Abschreckung genug sein.