Sehr geehrter Herr Bundesverfassungsrichter…

Sehr geehrter Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts,                                         sehr geehrter Herr Professor Dr. Ferdinand Kirchhof,

als Mitglied der ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT  verfolgte ich aufmerksam Ihre Rede „Schräglage zulasten der jüngeren Generation vermeiden“ vom 29. November 2013 bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Unserer Initiative geht es ausschließlich um gerechte Strukturen zwischen den Generationen und innerhalb der Generationen.

Darum werde ich mit diesem Schreiben speziell auf Ihre Behauptung eingehen, heute würde in der öffentlichen Diskussion kinderlosen Mitbürgern vorgeworfen, sie erfüllten ihre Aufgabe im Gemeinwesen nicht, weil sie keine Kinder aufziehen. Das wäre dann in der Tat ein Verstoß gegen Art. 2 Abs. 1 GG, der besagt, dass der Staat sich nicht in die individuelle Lebensgestaltung seiner Bürger einmischen darf.

Es geht aber gar nicht darum zu fordern, alle Paare müssten Kinder aufziehen, sondern es geht darum, die KONSEQUENZEN für seinen persönlichen Lebensentwurf zu tragen. Hier ist leider festzustellen, dass Kinderlose sich nicht ausreichend an den Kosten beteiligen, die eine junge Generation beansprucht. Denn heute sind Familien mit Kindern zum Lastesel der Nation geworden, wie Sie unschwer dem Buch des Sozialrichters Dr. Jürgen Borchert SOZIALSTAATSDÄMMERUNG (Riemann Verlag, München 2013 ) entnehmen können. Auch Sie wissen, dass die Kinderarmut / Elternarmut rasant zunimmt, sich seit 1965 sogar versechzehnfacht hat. Bürger ohne Kinder profitieren aber enorm von den Abgaben der Eltern, ohne dass sie dies selbst weder beabsichtigen noch wissen. Denn es ist die Struktur unseres Sozialsystems, die Elternschaft bestraft und Kinderlosigkeit belohnt. Denn je mehr Kinder ein Elternpaar hat, desto mehr Abgaben fließen an den Staat. Es geht allein darum, diese skandalöse  „Schräglage“ zu beseitigen, nicht darum, Leuten ihre Kinderlosigkeit vorzuwerfen.

Nicht nur für nachwuchslose Bürger, sondern auch für uns Eltern, Herr Dr. Kirchhof, muss Art. 2 GG Geltung haben. Leider aber sehen wir, dass der Staat uns dieses Recht mehr und mehr einschränkt. Nicht nur, dass unser Sozialsystem sich weigert, unseren generativ-gesellschaftlichen Beitrag als LEISTUNG AUF DIE ZUKUNFT zu würdigen, sondern auch, dass uns weder zeitlich noch finanziell mehr gestattet wird, unsere Kinder SELBST zu erziehen. Krippenbetreuung wird mit mehr als 1000 Euro mtl. bezuschusst, während selbsterziehende Eltern leer ausgehen. Wir sehen darin einen groben Verstoß gegen die Freiheit der persönlichen Lebensgestaltung, die sich schon heute nur sehr betuchte Eltern noch leisten können.

Sehr dankbar registrieren wir, Herr Dr. Kirchhof, dass Sie die Fürsorgepflicht des Staates für Familien so hoch einschätzen. Aber dann ist der Staat auch in der Pflicht, es Paaren überhaupt zu ermöglichen, sich für Kinder zu entscheiden.

Nicht nur Eltern, sondern auch Nichteltern haben eine Verantwortung gegenüber der nachwachsenden Generation, von der sie im Alter zusätzlich profitieren. Daher müssen nicht nur Eltern, sondern auch Nichteltern die Konsequenzen für ihren persönlichen Lebensentwurf tragen. 

Dies meint jedenfalls die  ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT, vertreten durch

Bärbel Fischer

mit freundlichen Grüßen in der Hoffnung auf Ihre geschätzte Antwort.

PS: Ich lege Ihnen die Tabelle des Deutschen Familienverbandes DFV bei, die deutlich nachweist, wie dramatisch Familien mit jedem weiteren (so sehnlichst erwünschten) Kind weiter ins existenzielle MINUS abgleiten.

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Lesen oder hören Sie die ganze Rede:

http://www.kas.de/wf/de/33.36198/

 

 

4 Gedanken zu „Sehr geehrter Herr Bundesverfassungsrichter…

  1. Sehr guter Brief, der das Wesentliche anspricht und auf langweilige Zahlenbelege verzichtet.
    Vielen Dank, Frau Fischer, dass Sie sich so unermüdlich für die Familien und ihre einzelnen Mitglieder einsetzen. Die wenigsten von uns machen sich vermutlich klar, dass dies Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit bedeutet.
    Ich wünsche Ihnen trotz aller Mühen eine schöne Adventszeit.

  2. Als „Konsument“ Ihrer geschätzten Meinungsäußerungen möchte auch ich Ihnen danken, sehr geehrte Frau Fischer, für Ihren dauerhaft engagierten Einsatz für die Familien.
    Leider muss ich zugeben, dass mir erst durch Frau Maurer klar wurde, wie selbstverständlich ich es immer hinnehme, dass Sie im Kampf für unser aller Interesse viel Zeit opfern und Mühe in Kauf nehmen.
    Darum nochmals: Allerherzlichsten Dank!

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