Wenn Sie wüssten, Frau Schwesig,

mit welchen Schwierigkeiten mehr als 3 000 000 Frauen in Deutschland jeden Tag zu kämpfen haben, während Sie sich für eine Frauenquote für maximal 500 Damen stark machen, um diese als Quotenfrauen in die DAX-Vorstandsgremien zu lancieren, ich glaube, Sie könnten nicht mehr schlafen.

Ist die Frauenquote wirklich Ihr Aushängeschild? Reicht  Ihnen dieser Coup für Ihre persönliche politische Erfolgsbilanz im Hinblick auf Ihre künftigen Ambitionen? Sind Ihnen die restlichen Frauen schnuppe, auch wenn gerade wir es sind, die den Karren der Gesellschaft durch unseren Einsatz fast alleine ziehen? Denn das, was Ihre Quotenfrauen leisten, das leisten wir Mütter Tag für Tag und Nacht für Nacht zigtausendfach, allerdings ohne Vergütung!  Wir hätten auch gerne mal eine Anerkennung dafür, dass wir in jahrelangem Einsatz der Gesellschaft junge Leute zur Verfügung stellen, die den Gesellschaftsvertrag erfüllen helfen.

Sie können doch nicht wegen 500 Damen völlig aus dem Blick verlieren,

  • dass eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch zeitlich  versetzt möglich sein muss, damit wir uns so um unseren Nachwuchs so kümmern können, wie er es verdient. Eine gleichzeitige Vereinbarkeit raubt uns Frauen den letzten Nerv.
  • dass Müttern schon allein durch ihren erzieherischen Einsatz eine angemessene Rentenanwartschaft zusteht. Denn ohne unsere Kinder klappt das ganze Rentensystem irgendwann zusammen. Und was ist mit den Vätern, die sich in die Kindererziehung einbringen? Auch sie erleiden Abschläge in ihrer Rente.
  • dass uns Frauen der Wiedereinstieg in unseren erlernten Beruf so schwer gemacht wird, wenn wir zugunsten eines gesunden Nachwuchses ein paar Jahre auf Erwerbsarbeit verzichtet haben. Wir haben uns doch durch die Familienarbeit um die Gesellschaft verdient gemacht! Warum rutschen wir dann ins berufliche Abseits, so als müssten wir bestraft werden?
  • dass in Deutschland die Familie marktkompatibel funktionieren muss, anstatt dass die Politik den Arbeitsmarkt familienkompatibel gestaltet.

Dies alles, Frau Schwesig, ist politisch unbeackertes Brachland, das zu bestellen Sie und Ihre Kollegen sich schlicht weigern.

Mein Hauptproblem aber, Frau Schwesig, ist, dass ich bei allem guten Willen nicht begreife, dass gerade die SPD sich um solche LUXUS-Angelegenheiten wie eine Frauenquote kümmert, anstatt sich Sorgen um die riesige Mehrheit von uns Frauen / Müttern im Lande zu machen. Was ist denn mit der SPD passiert? Ich kenne diese Partei nicht mehr wieder! Hat sich das wohlbestallte Berliner SPD-Personal völlig den Wirtschaftsparteien unterworfen?

Schon allein aus diesem Grund, Frau Schwesig, lehne ich die künftige große Koalition kategorisch ab. Meine Sympathien für unsere Arbeiterpartei sind inzwischen auf NULL angekommen.

Tut mir leid!

Und so grüße ich Sie kopfschüttelnd, aber mit der gebotenen Freundlichkeit

Bärbel Fischer

für die ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

 

4 Gedanken zu „Wenn Sie wüssten, Frau Schwesig,

  1. Alle unsere Briefe an die verantwortlichen Promis werden hier erst veröffentlicht, nachdem sie an die Adressaten abgeschickt wurden. Leider kommen die Antworten spärlich oder gar nicht. Wichtig ist jedoch, dass wir uns gewehrt haben, und zwar aktenkundig!
    Danke für Ihre Zustimmung, liebe Frau Rita H.!

  2. Pingback: Wenn Sie wüssten, Frau Schwesig, | FreieWelt.net

  3. Sehr geehrte Frau Fischer,

    vielen Dank für Ihre E-Mail, die uns am 24.11.2013 erreicht hat.

    Sicherlich haben Sie Verständnis, dass die Ministerin für Soziales und Gesundheit des Landes Mecklenburg-Vorpommern und stellvertretende Parteivorsitzende der SPD, Frau Manuela Schwesig, nicht alle an sie gerichteten Zuschriften persönlich beantworten kann. Sie hat mich gebeten, auf Ihre Nachricht zu antworten.

    Hier liegt ein Missverständnis vor. Wir als SPD haben nicht nur die Frauenquote für Aufsichtsräte in den Koalitionsverhandlungen durchgesetzt. Uns ist schon bewusst, dass dies nicht das Allheilmittel für eine gelungene Familienpolitik ist. Wie Sie wissen, setzen wir uns auch für den flächendeckenden Kitaausbau und den Ausbau von Ganztagsschulen ein. Darüber hinaus haben wir das Konzept der Familienarbeitszeit entwickelt: Hier soll für Eltern die Möglichkeit bestehen, Ihre Arbeitszeit auf 80% zu reduzieren und 10% ihres Lohnausfalls durch den Staat ersetzt zu bekommen. Weiterhin haben wir in der Verhandlungen das Elterngeld plus durchsetzen können. Ich informiere Sie bei Interesse gern über die Details all dieser familienpolitischer Maßnahmen.

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Willy-Brandt-Haus

    Juliane Wlodarczak

    SPD-Parteivorstand
    Direktkommunikation

Schreibe eine Antwort zu Bärbel FischerAntwort abbrechen