Sehr geehrter Herr Bundesminister a. D., sehr geehrter Herr Norbert Blüm,

für Ihren Beitrag in der Sendung von Günther Jauch ( 24. 02. 13 ) wollen wir uns als ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT herzlich bei Ihnen bedanken. Dass Familien unter dem Druck der totalen Ökonomisierung heute zusammenbrechen, den Kindern großes Leid zugefügt und den Eltern ihr Recht auf das Zusammenleben mit ihren Kindern gestohlen wird, das haben Sie sehr deutlich gemacht. Leider kam Ihr Vorschlag, eine Kinderkasse zu installieren, unter die Räder. Genau diese Kinderkasse fehlt seit 1957, wo Konrad Adenauer dieses existenzielle Vorhaben, die 3. Säule des Generationenvertrags, ablehnte. Adenauers Berater, Wilfried Schreiber, sah klar voraus, welche fatalen Folgen diese Amputation nach sich ziehen würde. Heute sind wir soweit, dass man sich Kinder erspart, weil diese zum Armutsrisiko Nr. 1 geworden sind. Seither tragen die Eltern die Hauptlast für den Nachwuchs, profitieren jedoch tun diejenigen, die sich Kinderkosten erspart haben. „Kinder sind wie Sparbücher. Die Eltern zahlen ein und andere heben ab“, hat ein kluger Mensch einmal formuliert.

Unser, und das Anliegen so vieler Elternverbände ist es seit Jahren, der Politik die dringende Notwendigkeit dieser fehlenden Säule im Generationenvertrag zu signalisieren. Auf diesem Ohr scheint die Politik jedoch völlig taub zu sein, denn unsere Rufe verhallen im Wind. Vielmehr fördern „Wissenschaftler“ ( Wirtschafts- Institut PROGNOS ! ) zutage, dass Familien  u n n ü t z  mit Geld überschüttet werden! Unnütz deshalb, weil Mütter durch Ehegattensplitting und Kindergeld davon abgehalten würden, möglichst wenige Wochen nach der Geburt wieder dem Betrieb vollzeitig zur Verfügung zu stehen. Kinder kriegt man eben mal so nebenbei und lässt sie, nach dem Geschmack der Wirtschaft, dann in Tagesstätten groß werden.

Was können wir, was können Sie, Herr Blüm, tun, damit Familien nicht weiter ausgehungert werden und zum bloßen Vehikel für die Wirtschaftspolitik verkommen? Was können wir gemeinsam unternehmen, dass FAMILIE künftig wieder Lebenslust statt Lebenslast bedeutet?

Sehr geehrter Herr Blüm, diese Zeilen schreibe ich Ihnen im Auftrag unserer Elterninitiative,  unserer Kinder und Enkel.  Sie werden es sein, die den überschweren Rentenkarren  ziehen müssen. Sie werden die Alterskosten all jener Bürger zu stemmen haben, die zwar ihre eigenen Eltern entschädigt, für den Nachwuchs, und damit für ihre eigene Rente  gar nichts geleistet haben. In Japan, so haben wir uns sagen lassen, sollen alle Bürger, die mit 40 Jahren noch kinderlos sind, aus der gesetzlichen Altersvorsorge aussteigen und ihre Renten aus eigener Kraft absichern. Sie zahlen demnach nicht für den Nachwuchs anderer Leute, sondern für sich selbst, fallen aber der Solidargemeinschaft im Alter nicht mehr zur Last. Die ganzen Kinderkosten, die sie nicht ausgeben müssen, können sie in ihre eigene Altersvorsorge stecken. Und das sind pro Kind mindestens 125 000 €. Damit kann man seine Pflege locker absichern. Warum kann man solche Modelle nicht bei uns anregen? Wollen denn Kinderlose überhaupt auf Kosten der Kinder ihrer Nachbarn versorgt werden? Vielleicht wollen sie das gar nicht. Vielleicht fehlt es nur am politischen Willen, die Dinge    g e r e c h t   zu regeln.

Daher, Herr Blüm, wenden wir uns an Sie, alles, was in Ihrer Macht steht, zu un- ternehmen, um eine gerechte Verteilung der Lasten zu erreichen, wie es ja mehrere Urteile des BverfGs seit Jahren fordern.

Ich möchte Sie einladen, an der Fachtagung zur Beitragsgerechtigkeit für Familien in der gesetzlichen Pflege-, Renten- und Krankenversicherung am Samstag, 23. März 2013 im Ökumenischen Bildungszentrum sanctclara in Mannheim teilzunehmen. Hier treffen sich Fachleute wie Dr. Jürgen Borchert, Prof. Dr. Thorsten Kingreen, Prof. Dr. Herwig Birg, Dr. Frank Niehaus, um zu drängenden sozio-ökonomischen Fragen Stellung zu nehmen.

Übrigens finden Sie unter http://www.johannes-resch.de eine Menge Material zum Thema Generationenbetrug, den die Politik einfach nicht zur Kenntnis nimmt.

Damit grüße ich Sie im Auftrag unserer ELTERNINITIATIVE freundlich und in der Hoffnung auf Ihre weitere Unterstützung und Solidarität mit uns Eltern und unseren Kindern

i. A. Bärbel Fischer

 

 

 

3 Gedanken zu „Sehr geehrter Herr Bundesminister a. D., sehr geehrter Herr Norbert Blüm,

  1. Der Brief gefällt mir sehr gut, Frau Fischer.
    Ich habe die Sendung verfolgt. Herr Blüm zeigte sich gut informiert und mutig. Sein Engagement für die Familien ist aufrichtig und nicht nur floskelhaft wie bei manch anderen, die nicht klar Farbe bekennen wollen.
    In den Kommentaren zur Sendung wird er von einigen leider sehr unfair kritisiert. Dabei ist typisch, dass weniger seine Aussagen aufs Korn genommen werden als seine Person – speziell sein Alter und seine angeblich darum rückständige und nicht ernstzunehmende Position.
    Übrigens hat mir unsere Familienministerin Schröder ebenfalls als „ehrliche Haut“ gut gefallen, auch wenn sie gegen die routinierte und abgebrühte Hannelore Kraft kaum ankam.

  2. Als Antriebsgrund des totalen Betreuungsausbaus, nannte Frau Kraft, sie sei selbst bei ihrem Kind ohne Betreuungsangebot gewesen und das soll nie mehr vorkommen!!!!!!
    Jetzt verstehe ich, warum Politik keinen Bezug mehr zur Gegenwart hat und in der Vergangenheit lebt.
    Ohne es genau zu wissen, gehe ich davon aus, dass das „Kind“ von Frau Kraft bestimmt schon über 25 Jahre alt ist. Zu diesem Zeitpunkt war „Familie“ noch ganz anders definiert. Es ist daher auch nicht erstaunlich, dass Frau Kraft Probleme bei der Suche nach einem Betreuungsangebot hatte – obwohl es damals auch schon Kindergärten mit den Durchschnittsöffnungszeiten von 8 – 16.30 Uhr gab.
    Mit anderen Worten: Frau Kraft ist aktuell Verfechterin einer Politik, die vor mehr als 25 Jahren gebraucht worden wäre. Sie übersieht die Zeichen der Zeit, dass immerhin mehr als 70 % der Frauen in Deutschland auch ohne den zur Zeit „rasenden Betreuungsausbau mit dem Ziel der Kindswohlgefährdung“ berufstätig sind. Diese Frauen haben nicht das Problem der Betreuung, sondern das Problem des Totalzugriffs des Arbeitsmarktes auf die Familien in Form von höchstmöglicher Flexibilität (siehe 24 Std Kinderbetreuung) und Niedriglohn (Aufstocker) weshalb beide Elternteile immer mehr arbeiten gehen müssen, um ein auskömmliches Einkommen zu haben. Freie Familiengestaltung ist nicht mehr möglich.
    Aber das interessiert Frau Kraft natürlich nicht – als Ministerpräsidentin hat man spätestens nach einer Wahlperiode ein gutes vom Steuerzahler finanziertes Einkommen mit dem man gut auskommen kann.

  3. Es ist, wie Sie sagen, Frau Erdmann.
    Dieser eine Satz hat mich allerdings etwas irritiert: „Jetzt verstehe ich, warum Politik keinen Bezug mehr zur Gegenwart hat und in der Vergangenheit lebt.“
    Ich empfinde eher umgekehrt: Die Politik hat keinen Bezug mehr zur Gegenwart, weil sie in Zukunftsvisionen lebt.
    Hielte sie sich mehr an bewährtes Erfahrungswissen, träfe sie wahrscheinlich die besseren Entscheidungen. Die Vergangenheit ist immer mit Leben und realen Erkenntnissen erfüllt, die Zukunft aber mit Theorie, Spekulation und Ideologie.

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