Abtreibung ist kein leichtes Thema, keines das kalt lässt. Gerade schwappte die Debatte darüber wieder in die Öffentlichkeit, weil ein Arzt in Dannenberg beschlossen hatte, in seiner Abteilung keine Abtreibungen mehr durchführen zu lassen. Die öffentliche Empörungsmaschinerie der Politik trat sofort in Gang. Der Arzt wird nun das Krankenhaus verlassen, der Chefarzt der Klinik ist freigestellt. Was hatten sie Skandalöses getan? – Ihren hippokratischen Eid ernst genommen. Es hat mich zu einem Essay inspiriert, erschienen in der Tageszeitung „Die Welt“, leider ist der Text nicht frei lesbar, Sie finden ihn für Abonnenten hier unter dem Link. Vorweg aber ein paar Ausschnitte: „Während man den Grundsatz „Du sollst nicht töten“ auf Partys engagiert vertreten kann, während man an einer veganen Soja-Latte nippt und solange es gilt, das Schreddern von Hühnerküken zu verhindern, führt es zu Empörung im Land, wenn man den gleichen Grundsatz auf ungeborene Kinder anwendet, die leider zur falschen Zeit im falschen Bauch liegen. Denn wir sind doch ein Land, das vorgibt, man wolle mehr Kinder und man sei bemüht, kinderfreundlich zu agieren. Fordern wir nicht sogar parteiübergreifend Kinderrechte ins Grundgesetz? Freilich reden wir aber nur von den Rechten bereits geborener Kinder. Nicht aber von ihrem Recht, geboren zu werden. Die Willkommenskultur für potenzielle Neubürger funktioniert für Kinder, die aus Booten und Zügen steigen, aber nicht für jene, die noch im Mutterbauch schlummern…. Der internationale Exportschlager Abtreibung fällt ausgerechnet auf diejenigen zurück, die ihn am lautesten eingefordert haben: die Frauen. Wir haben die Abtreibung in die Welt getragen und jetzt werden weltweit vor allem Mädchen abgetrieben. Der Feminismus frisst seine Töchter und alle schauen verschämt weg. Allein in Indien und China reden wir von zusammen 160 Millionen Mädchen, die fehlen. Bei Wikipedia hat es diese Tragik inzwischen zu einem eigenen Genre gebracht: man spricht von Femizid. Bei uns agiert eine ganze Gesellschaft verlogen, denn inzwischen sind die meisten von uns Betroffene. Eine jahrzehntelange Abtreibungspraxis, die den Ausnahmefall zur Regel machte, ging nicht spurlos vorbei. Kaum jemand, der nicht ein Frau, eine Mutter, eine Tochter, eine Freundin oder eine Kollegin kennt, die „es“ hat „wegmachen lassen“.“
Deutschlandradio Kultur hat den Beitrag in seiner Berichterstattung aufgenommen, zu finden unter diesem Link.
Und auch das Pro Medianmagazin, berichtet über den Text mit zahlreichen zitierten Passagen. |
|
|
|
|