Bravo, Frau Haderthauer!

Die bayrische Familien-und Sozialministerin fasste in ihrer Rede vor dem Bundesrat am 11. Mai 2012 zusammen, was das vereinbarte Betreuungsgeld leisten kann und will, und warum es, auch in seiner beschämenden Geringfügigkeit kommen muss. Hier der vollständige Wortlaut:

http://www.haderthauer-direkt.blogspot.de/

2 Gedanken zu „Bravo, Frau Haderthauer!

  1. Die Botschaft, dass Kinder in den ersten 3 Lebensjahren ihre Mutter brauchen, kann gar nicht oft genug wiederholt werden. Leider tritt sie in der hitzigen Betreuungsgeld-Debatte zu sehr in den Hintergrund, denn ebenso wie bei der Forderung nach mehr Krippenplätzen scheint sich alles – zumindest äußerlich – in erster Linie um die Belange der Eltern zu drehen. So auch bei Frau Haderthauer, wenn sie sagt:“ Wir wollen aber die zwei Drittel der Eltern stützen, die sich eine andere Lösung für ihre Kinder vorstellen, weil unser Menschenbild, unser Bild von der Gesellschaft so aussieht: Vielfalt fördern statt Einfalt.“

    Die Anwälte für Familien und Kinder fühlen sich mehr und mehr einer endlosen Diskussion um finanzielle Gerechtigkeit ausgeliefert mit der anscheinend alles überragenden Frage, ob und wie man Eltern in der Wahl ihrer Lebensform gleichermaßen unterstützt. Immer wieder sehen sie sich vor die Aufgabe gestellt, Scheinargumente gegen das Betreuungsgeld abwehren zu müssen, was der wachsenden Zahl ihrer Gegner – zu denen neuerdings auch Teile der Kirchen gehören – nur willkommen sein kann.
    Die meinungsbildenden Kräfte unter den Krippenanhängern und Familiengegnern verstehen es ausgezeichnet, vom entscheidenden Punkt abzulenken – und der heißt nicht Geld und auch nicht Elternwohl, sondern Wohl des Kindes. Wäre der Gesellschaft klar, was Kinder nach wie vor für ihr gesundes Aufwachsen brauchen, stünde sie vermutlich mit übergroßer Mehrheit hinter dem Betreuungsgeld. Keiner möchte den Kindern schaden und doch tun es viele aus Gedankenlosigkeit und Unwissenheit. Hier besteht offenbar noch erheblicher Aufklärungsbedarf, obwohl sich viele Kinderpsychologen, -therapeuten und -ärzte vehement gegen eine Krippenbetreuung aussprechen.
    Wenn eine Politikerin wie Hannelore Kraft nicht Schiffbruch erleidet mit ihrer haarsträubenden Behauptung, dass Bildung und Erziehung erst in der Kita beginnen und darum eine Kitapflicht bestehen müsse, ist das ein Zeichen dafür, wie sehr die Bürger vereinnahmt sind von jenen naturfremden Theorien, auf deren Verpackung zwar Fortschritt steht, jedoch keinerlei Warnung vor Risiken und Nebenwirkungen. Über diese müssen sich die Eltern meist selbst informieren, denn die Medien stellen ihre Schlagzeilen fast ausnahmslos in den Dienst der Krippenbefürworter, was den Verdacht bestärkt, dass sie zunehmend abhängig berichten zugunsten politisch gewollter Ansichten. Und politisch gewollt scheint die Meinung, dass es beim Betreuungsgeld um eine rückständige Form von „Selbstverwirklichung“ der Eltern geht, bei der das Kind ferngehalten werde vom Segen neuzeitlicher Errungenschaften.
    Aus diesem Blickwinkel heraus liest sich Frau Haderthauers gut gemeinte Rede nicht ohne Bedenken. Worte wie diese sind z.B. zweischneidig: „Das Betreuungsgeld ist unverzichtbar. Es erweitert die Gestaltungsspielräume für Eltern, die ab 2013 eben nicht einen Krippenplatz brauchen, die die Betreuung ihres ein- oder zweijährigen Kindes selbst leisten oder organisieren wollen.“
    Hört sich das nach Wohl des Kindes an oder mehr nach Wohl der Eltern?
    Es ist klar, was Frau Haderthauer meint. Ist es aber eine geschickte Art der Überzeugung? Vielleicht wäre eine solche oder ähnliche Formulierung besser:

    „Das Betreuungsgeld ist unverzichtbar. Es hilft vielen Eltern, ihre Babys und Kleinstkinder nicht aus Not und mit schlechtem Gewissen in Krippen zu geben. Sowohl ihr elterliches Gespür als auch deutliche Stimmen aus der Kindermedizin und -psychologie geben ihnen zu denken. Nicht zuletzt deswegen müssen wir auch diese Eltern unterstützen, denn sie machen es sich – weiß Gott – nicht leicht mit ihrer Entscheidung. Sie sind sogar bereit, für das Wohl ihrer Kinder Nachteile in Kauf zu nehmen. Wer und was gibt uns dann das Recht, diese Gewissensentscheidung zu missachten, sie anzuzweifeln oder gar zu diffamieren – und das nur, weil sie unbequem ist und nicht ins Konzept passt?“

  2. Zitat: „Es ist klar, was Frau Haderthauer meint. Ist es aber eine geschickte Art der Überzeugung?“
    Ich finde, sie ist geschickt, weil diplomatisch, und im Bundesrat wahrscheinlich gut. Dort, so stelle ich mir vor, gelten andere Gesetze für die rhetorische Überzeugungsarbeit als im täglichen Leben. Dort müssen Politiker wohl möglichst verbindliche Töne anschlagen, wenn sie für eine Zustimmung zu ihrer Position werben wollen.
    Ansonsten gebe ich Frau Prasuhn Recht. Das Wohl des Kindes muss immer mitbetont werden, wenn es um den Elternwillen geht, denn es spielt ja bei intakten Familien die entscheidende Rolle für den Wunsch der Eltern in Sachen Selbst- oder Fremdbetreung.

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