Mitmenschlichkeit zum Nulltarif ?

Sozialverbände, Medien und Politik äußern sich publikumswirksam höchst entsetzt über die kleine Anfrage der AfD zu Behinderungen bei heimischen und immigrierten Kindern. Schnappatmung bei den Politikern, Aufschrei bei den Sozialverbänden über so viel „soziale Kälte“. Man scheut sich auch nicht, Inzest-und Euthanasiephantasien zu unterstellen.  Cui bono? Zu wessen Nutzen, möchte man fragen, wird nun dieser mediale Hype inszeniert? Was soll er bewirken?  

Einwurf

Für mich ist dieser Aufstand die pure Heuchelei, solange stillschweigend und klaglos akzeptiert wird, dass in Deutschland jährlich um die 100 000 Embryonen über ein liberales Abtreibungsgesetz „entsorgt“ werden. Es fehlt uns seit zwanzig Jahren der Nachwuchs in der Größenordnung einer Großstadt – jährlich! Das Gejammer über fehlende Fachkräfte widert mich an, denn unsere Politik hätte längst die Voraussetzungen dafür schaffen können, dass sich Eltern mehr als ein oder zwei Kinder überhaupt noch leisten können, ohne die ökonomische Existenz der Familie zu gefährden. Denn mehr als 40% aller abgetriebenen Kinder sind dritte oder vierte Kinder von Familien, die sich wegen ihres vorhandenen Nachwuchses bereits in staatlich verursachter Notlage befinden.

Zum Zweiten stellt sich hier die Frage nach dem hiesigen Demokratieverständnis, wenn eine lächerliche Anfrage ausgeschlachtet wird, als stünde die Rückkehr der Nazidiktatur zur Debatte.

Echte Mitmenschlichkeit kostet eben Engagement, Verantwortungsbereitschaft und Geld, geheuchelte Mitmenschlichkeit geht, wie man sieht, zum blanken Nulltarif.

 

Bärbel Fischer                                                                                          ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

 

 

 

2 Gedanken zu „Mitmenschlichkeit zum Nulltarif ?

  1. Liebe Frau Fischer,

    Sie haben ja so recht… Denkt man darüber nach, was den Deutschen wichtig ist, was sie empört und was sie andererseits ungerührt lässt, so ist man in Gefahr, in Depression zu versinken. Was empört unsere lieben Mitmenschen? Ja, so ein Antrag der AfD, über den man sich trefflich aufregen kann. Zumal man sich fragt, ob der Mitarbeiter des Abgeordneten nur Kaffee kocht, sonst hätte er seinem Meister verraten können, dass Verwandtenehen bei uns von alters her nicht etwa von Gesetzes wegen verpönt waren, sondern dass dieses überaus sinnvolle Tabu auf dem jahrhundertelangen Widerstand der Kirche beruht. Die naturwissenschaftliche Begründung dazu wurde erst vor rund hundertfünfzig Jahren nachgeliefert. Aber ich schweife ab; die Frage war, was denn unsere lieben Mitbürger so aufregt.
    Die in der Summe nach Millionen zählenden Tötungen von Kindern im Mutterleib offensichtlich nicht. Aber wehe, wehe, einem Kampfhund droht die Einschläferung! Da hat so ein Exemplar namens Chico zwei Menschen totgebissen, darunter eine alte, hilflose Dame im Rollstuhl. Ein anderes Tier ebendieser Rasse hat vor einigen Monaten einem Säugling in die Fontanellen gebissen; das Kind starb daran . Ja, und da drohte dem Chico der Tod durch Einschläferung. Binnen weniger Tage hat eine Viertelmillion Deutscher sich auf einer Internetplattform dagegen ausgesprochen; sogar eine Demonstration vor dem Ordnungsamt in Hannover wurde zur Rettung des Chico organisiert… Alles Nähere dazu steht im SPIEGEL der vorigen Woche.
    Das rührt unsere Deutschen, das bringt sie auf die Straße: Der drohende Tod eines Kampfhundes, der Menschen getötet hat. Millionen zerfetzte Kinder im Mutterleib – das lässt die Deutschen kalt. Es ist sehr schwer, in diesem Land nicht zum Misanthropen zu werden…

  2. Herr Dr. Borosowski hat recht. Zur Zeit sind die Voraussetzungen in Deutschland
    zum Misanthrop zu werden äußerst günstig. Aber wie heißt es richtig: „Lieber ein Lichtlein anzünden als über die Dunkelheit zu schimpfen.“
    Zu diesem Thema ist heute (25.4.2018) in „Tichys Einblick“ auch ein sehr lesenswerter Artikel von Roland Springer erschienen: „Tabu als Waffe. – Wohlfahrtsverbände skandalisieren das Thema Behinderung durch Verwandtenehen.“

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