Dr. Albert Wunsch, Erziehungswissenschaftler, Psychologe, Hochschullehrer und Konflikt-Coach, Paar-, Lebens- und Erziehungs-Berater stellt fest:
„Kinder stören mit ihren jeweiligen und kaum zeitlich einplanbaren Bedürfnissen – wenigstens unter dem Gesichtpunkt betrieblicher Gewinnmaximierung – die Produktivität und Karriereplanung ihrer Eltern erheblich. Damit Väter und Mütter bei soviel Fremdbetreuung kein schlechtes Gewissen bekommen, werden Krippen und vergleichbare Angebote als besonders förderliche Bildungsmaßnahmen zu verkaufen gesucht.“
Die Arbeitswelt und die Kinder konkurrieren um die gleiche, kostbare, begrenzte Ressource: Die Kraft, die Zeit, die Zuwendung der Eltern. Damit ist der Konflikt gegeben, und die Frage ist, wie man ihn löst.
Die Kommunisten haben den Konflikt in der ihnen eigenen brutalen Art gelöst, indem sie die Interessen der Arbeitswelt absolut setzten und die Kinder in Krippen abgeschoben haben. Das schaurige Schicksal der rumänischen Kinder, die unter dem Diktator Ceaucescu heranwuchsen, der sich in der Sache besonders hervortun wollte, sollte als abschreckendes Beispiel genügen. Übrigens haben die Propagandisten des „Karpatengenies“ – so die damaligen Bezeichnungen des Diktators in rumänischen Zeitungen – sich in genau der Weise vernehmen lassen, wie die Propagandisten der jetzigen, unsriger Krippenanbieter: Es sei für das Kind, gerade wenn es besonderer Förderung bedürfe, viel besser, es in professionelle Hände zu geben, als es zu Hause zu lassen; es sei geradezu gegen das Wohl des Kindes gerichtet, ihm das staatliche Angebot vorzuenthalten. Wer fühlt sich da nicht an die Sprüche der jetzigen Familienministerin erinnert, welche nicht müde wurde, das Almosen namens Betreuungsgeld als „Fernhalteprämie“ und als „Herdprämie“ zu verunglimpfen und die Empfänger desselben als vorgestrige Unbelehrbare hinzustellen, die ihr Kind den staatlichen Wohltaten entziehen und die dafür auch noch bezahlt werden wollten….
Aber wie es schon in der Antike hieß: vestigia terrent: Spuren schrecken. Die seelischen Krüppel, die aus den Krippen hervorgekommen sind, ob in dem besonders krassen Beispiel Rumäniens oder andernorts, lassen sich nicht verstecken.
Das ist ein ständiges Ärgernis für die, welche den Konflikt kompromisslos ebenfalls ganz im Sinne der Arbeitswelt lösen wollen. Denn ein Arbeitnehmer, der ein schlechtes Gewissen hat, ist weit weniger wert als einer, der davon nicht geplagt wird. Also muss man ihm das schlechte Gewissen nehmen. Dazu dient das ganze sattsam bekannte Propagandagetöse sowie die Benachteiligungen und Schikanen, die Eltern erfahren, wenn sie dem Druck Richtung Krippe nicht folgen.
Man macht es wie alle Propagandaabteilungen zu allen Zeiten: Wiederhole einfach das, was du in die Köpfe hineinhämmern willst, immer wieder, lass es aus tausend Stimmen auf die Opfer niedergehen, es wird am Ende wirken. Kümmere dich nicht um Tatsachen, verleumde, schreie nieder, mache den Gegner lächerlich, zersetzte ihn.
Und wenn die ersten Nachrichten aus der Nachmittagsbetreuung der Propaganda widersprechen sollten? Wie könnte dann die zweite Stufe der Propaganda aussehen? Alles schon einmal da gewesen; das Rezept in diesem Fall lautet: Suche einen Dummen, dem du die Schuld geben kannst, den Versager im Einzelfall, welcher der guten Sache schadet. Wen denn? Was die Nachmittagsbetreuung betrifft, am besten die Lehrer! Denn diese „Sesselfurzer“ (Oskar Lafontaine) und „faulen Säcke“ (Gerhard Schröder) sind doch wie gemacht als Zielscheiben. Manche dieser Leute sind auch noch so dämlich, sich die Zielscheibe an die eigene Gartentür zu malen, auf dass hineingeschossen werden kann: Wie oft habe ich es als Schulleiter erlebt, dass sich Kollegen geradezu anheischig machten, nicht nur ordentlich zu unterrichten – als wenn das eine Kleinigkeit und Selbstverständlichkeit wäre – , sondern in dem „heute zunehmend erforderlichen Maße“, wie es mit getreuem, unterwürfigem Blick hieß, auch noch die Erziehungsaufgaben zu übernehmen…
Es wird Zeit, meinen Kommentar abzubrechen, aber, wie es im Matthäus –Evangelium heißt: Wes das Herz voll ist, dem gehet der Mund über. Danke dem Leser für seine Geduld!
Pingback: Ganztagsschule – Tribut an den kapitalistischen Zeitgeist | FreieWelt.net
Frankreich ist uns in der Etablierung von Ganztagsschulen um Jahrzehnte voraus. Dazu ein interessanter Artikel mit der Überschrift „In der Grande Nation verblöden die Schüler“.
http://jungefreiheit.de/service/archiv/?jf-archiv.de/archiv13/201310030154.htm