3 Gedanken zu „Bedarf oder Nötigung?

  1. Erst einlullen, dann fressen!
    Gut, dass Prof. Wunsch aufdeckt, wie sich hinter der harmlos scheinenden Worthülse „Bedarfsermittlung“ die ideologisch gewünschte Bedarfs w e c k u n g versteckt. Dummheit oder bewusste Täuschung? Letzteres scheint zuzutreffen. Denn in der ganzen Debatte um Krippenplätze und Betreuungsgeld wird mit Kampfparolen gefochten, die die wahren Zusammenhänge verdrehen. Z. B. wird der Krippenausbau als „Infrastruktur“ verkauft, obwohl dieses Angebot nicht von der gesamten Bevölkerung genutzt werden kann, sondern nur von Kindern zweifach erwerbstätiger Eltern, die obendrein nicht annähernd kostendeckende Beiträge zahlen. So wird das Betreuungsgeld als „ungerechtfertigter Entschädigungsanspruch“ verhöhnt.
    Mit schmeichelnden Worten lullt der Wolf in der Tierfabel seine Opfer ein, bevor er sie frisst. Alte Weisheit – aktuell wie nie!

  2. So ist es, Frau Fischer, getarnt als Bedarfsermittlung geht es bei vielen Dingen in Wahrheit um ideologisch gesteuerte Bedarfsweckung – so auch bei den Krippenplätzen. Und die Medien beteiligen sich entweder naiv oder wissentlich an diesen Manipulationen.
    Ich neige sogar zu der Überzeugung, dass sie es zum großen Teil unwissentlich tun, weil saubere Recherchen bei der explosionsartigen Zunahme sogenannter Studien und Untersuchungen kaum mehr möglich sind. Ergebnisse werden meist ungeprüft an die breite Öffentlichkeit weitergegeben und entfalten dort die beabsichtigte Wirkung.
    Auch Institutionen wie die UNO oder die OECD – die hohes Vertrauen genießen – sehen sich zunehmend dem Vorwurf ausgesetzt, nicht unabhängig, sondern Erfüllungsgehilfen bestimmter Interessen zu sein. So las ich vor knapp einem Jahr im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ endlich mal wieder eine kritische Recherche. Sie betraf den neusten Armutsbericht der UNO. Der Artikel veranlasste mich, bei einer Diskussion um das immer beliebtere Argumentieren mit „pseudowissenschaftlichen“ Ergebnissen einen Leserbrief zu schreiben.
    Hier ein Ausschnitt daraus:
    …In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Artikel im SPIEGEL der vergangenen Woche (Nr. 28) aufmerksam machen. Er handelt vom Armutsbericht der UNO, der Deutschland jüngst ein vernichtendes Urteil ausstellte und in den Medien großen Widerhall fand. Die Recherche ergab, dass nur wenige Lobbygruppen – unter ihnen ehemalige DDR-Funktionäre – nötig waren, um die Bundesrepublik in ein schlechtes Licht zu setzen. Gemeinsam verfassten sie ein Papier mit fragwürdigen Thesen und stellten es in Genf Vertretern der UNO vor. Ohne gewissenhafte Prüfung wurden Aussagen des Papiers in den Armutsbericht aufgenommen. Das Mitglied einer Lobbygruppe, Christiane Lüst, freute sich später: „Manche Sachen haben die bei der UNO wörtlich von uns übernommen“…
    Wer weiß, worauf die Medien und Einrichtungen bis hin zur UNO sonst noch so reinfallen oder bewusst anspringen. Cui bono? lautet die immer häufigere Frage kritischer Zeitgenossen.

  3. Ihnen beiden, Frau Fischer und Frau Prasuhn, kann ich nur voll beipflichten. Warnungen vor Etikettenschwindel, wie Herr Wunsch ihn beschreibt, sollten von möglichst vielen Seiten aufgegriffen und verstärkt werden.
    Interessant fand ich auch, dass meine zunehmenden Irritationen bezüglich der „Weltbehörden“ UNO und OECD gerechtfertigt scheinen. Andere stolpern über die ein oder andere Verlautbarung offenbar ähnlich wie ich.

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