Stoch: Bildungserfolg soll von der „Herkunft“ entkoppelt werden

Leserbrief zu: „Grün-Rot will mehr Ganztagsangebote in Grundschulen“, 26. 02. 14 Schwäbische Zeitung

 

Diese Einschätzung ging an den baden-württembergischen Kultusminister Stoch, SPD.

 

Die Pläne der Landesregierung gehen davon aus, dass Bildung ausschließlich durch die Ganztagsgrundschule, aber nicht im Elternhaus gelingen kann. Dafür, dass Eltern selber für die außerschulische Bildung ihrer Kinder sorgen wollen und dazu auch befähigt sind, scheint unseren „Experten“ jegliche Vorstellung zu fehlen. Schlimmer noch: Bildungserfolg soll laut Kultusminister Stoch SPD „von der Herkunft entkoppelt werden“.

 

Herkunft, also die Familie ( eine Gender-Partei führt dieses Wort gar nicht mehr in ihrem Wortschatz), scheint für den Bildungserfolg aller Kinder schädlich zu sein.  Denn, was kann denn bloß Positives von der Herkunft / Familie kommen?! Vater, Mutter, Großeltern? Ihre Bildung, ihr kulturelles Schaffen, ihre Lebenserfahrung, ihr geschichtlicher, kultureller und weltanschaulicher Hintergrund, ihre politische Rolle – das alles soll den Kindern und Enkeln möglichst vorenthalten werden. Es geht also gar nicht um ein MEHR an Können und Wissen, sondern um die ENTKOPPELUNG aller Kinder vom Elternhaus.

 

Entkoppelung heißt demnach: die Herkunftsfamilie soll keine Rolle mehr spielen, sei sie bildungsschwach oder bildungsbeflissen. Allein Vater Staat bestimmt ab jetzt, wie alle Schüler zu ticken haben. Die ganztägige Trennung der Kinder von ihrem Elternhaus macht die  wunderbare „Gleicheritis“  erst möglich. Wie es keine Bildungsverlierer, so soll es auch keine Eliten mehr geben. Nun beginnt das goldene Bildungszeitalter! Jetzt hat die Partei das Sagen! Jetzt bestimmt das grün-rote Land, was unter „chancengleicher Bildung“ zu verstehen ist , und was alle Kinder künftig zu „akzeptieren“  haben – ganztägig! Schöne neue, sozialistische Bildungswelt!

 

Künftig werden uns begabte Musiker, Literaten, Wissenschaftler, Geistesgrößen  fehlen, weil die Ganztagesschule  für elterlich-häusliche Bildung keinen Platz mehr ließ. Schon heute genügen z. B. in Schweden nur noch weniger als 30 % aller Hochschul-und Universitätsabsolventen den wissenschaftlichen Anforderungen!

 

Vielleicht aber kommt es ganz anders. Wenn nämlich vielen Eltern ihre Kinder zu kostbar sind für die stumpfsinnige grün-rote Gleichmacherei ( genannt Chancengleichheit ), dann werden sie , wie in Frankreich, massenhaft Privatschulen gründen, damit sie sicher sein können, dass ihr Nachwuchs Kulturtechniken auch tatsächlich beherrscht und gemäß seiner speziellen Begabung wissenschaftlich und kulturell von klein auf gefördert wird.

Bildung oder ganztägige Gleichmacherei?

Das ist hier die Frage!

Bärbel Fischer

 

 


 

 

 

 

5 Gedanken zu „Stoch: Bildungserfolg soll von der „Herkunft“ entkoppelt werden

  1. Das geförderte Aussterben der Halbtagsschulen beobachte auch ich mit größter Sorge. „Dass Bildung ausschließlich durch die Ganztagsgrundschule gelingen kann“, ist eine der infamen Lügen, mit denen sich das Bündnis aus Rot, Grün, GEW und weniger bekannter Lobyisten immer wieder in das Vertrauen der Menschen einschleicht, um möglichst ungestört den Umbau unserer Gesellschaft voranzutreiben. Ein Nachwuchs, der in den staatlichen Erziehungseinrichtungen bereits auf Linie getrimmt wird, ist dabei von erheblichem Nutzen.
    Danke, Frau Fischer, für Ihren Leserbrief. Es ist wichtig, dass wir in diesen Tagen über dem abartigen Regenbogen-Bildungsplan nicht andere Gefahren für unsere Kinder aus dem Auge verlieren.

  2. In meinen vierzig Dienstjahren am Gymnasium habe ich oft erleben dürfen, wie sich Kinder, die in materiell bescheidenen Verhältnissen lebten, ihren Weg zur Bildung gebahnt haben – mit lebhafter Unterstützung von uns Lehrern und zu unserer großen Freude. Es ist nicht das explizit bildungsbürgerliche Milieu, das Kinder stützt. Entscheidend ist eine häusliche Atmosphäre, die von Wohlwollen bestimmt ist, die dem Kind Zuversicht gibt, ohne es unter Druck zu setzen. Das Kind muss nicht in einer Bücherwelt heranwachsen, aber wenn es seine Hausaufgaben macht, darf die Flimmerkiste nicht stören.

    Die Einlassung des baden-württembergischen Kultusministers, die Bildung von der Herkunft zu „entkoppeln“, ist ein alter sozialistischer Hut; schon 1848 sah sich Franz Grillparzer veranlasst, in einem Gedicht zu schreiben:

    „ ‚Allein die Bildung sei jetzt allgemein’
    als wäre Bildung eine fertge Größe
    die man, wie ins Gefäß den firnen Wein,
    ein Totes in ein Unlebendges gösse!

    Wie du die Bildung aufnimmst, sie erfasst,
    das macht den fremden Geist in dir lebendig…“

    Da Bildung etwas ist, das nicht verabreicht wird, sondern ein Gut, das jeder sich erwerben muss, ist es unmöglich, sie vollends von der Herkunft zu „entkoppeln“ (ein schreckliches Wort: einen Menschen bei seiner ureigensten Tätigkeit, eben dem Versuch, sich zu bilden, von allem, was ihm lieb und teuer ist, wegzureißen…) . In den sozialistischen Staaten, gerade auch in der DDR, hat man solches gewaltsam versucht, indem Jugendliche, die nicht auf marxistischer Linie waren oder die einfach nur aus einem bürgerlichen Elternhaus kamen, nicht studieren durften. Solche Gewalt verbietet uns das Grundgesetz, also müssen die Sozialisten subtiler vorgehen.
    Eine Möglichkeit ist, die Anforderungen in den Schulen so herunterzuschrauben, dass die schulischen Abschlüsse zu einer Farce werden: Wo keine Bildung mehr ist, muss man nicht dafür sorgen, sie von der Herkunft zu „entkoppeln“.
    Die zweite Möglichkeit ist, die Kinder so lange in den Schulen festzuhalten und die Eltern durch Berufsarbeit derart zu erschöpfen, dass in den paar Stunden am Tagesrand, wo die Familie noch beisammen sein darf, ein familiäres Milieu sich nicht mehr ausbilden kann: Dann hat keiner mehr eine Herkunft, die ihn stützt. Und dieser Weg wird nicht nur von Sozialisten gewünscht: Auch die Arbeitgebervereinigungen und die Presse singen laut das Loblied der Ganztagsschule. Alle wollen sie verpflichtend machen, und wo sie noch freiwillig ist, wird sie hinterrücks erzwungen: Man vermittelt wichtige Unterrichtsinhalte eben am Nachmittag…
    Da hat sich etwas Böses zusammengebraut, und wir werden uns sehr anstrengen müssen, diesen Kampf um die Freiheit zu gewinnen. Vergessen wir den alten Spruch: Dulce et decorum est pro patria mori ( Süß ist es und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben). Ersetzen wir ihn durch den folgenden: Dulce et decorum est pro libertate et pro familia pugnare ( Süß ist es und ehrenvoll, für Freiheit und Familie zu streiten).

  3. Apropos Privatschulen. Ich bin mir nicht sicher, ob deren Existenz oder Neugründungen über kurz oder lang noch gesichert sind. Vor einiger Zeit las ich einen Bericht, in dem sich Vertreter der Privatschulen darüber beklagten, dass ihnen das Leben immer schwerer gemacht würde.

  4. Unabhängig von der „Gleichmacherei“ der Kinder, gibt es durch das Angebot der Ganztagesschule keinen Grund mehr, dass Eltern (Mütter oder Väter) sich der Erziehung ihrer Kinder widmen und möglicherweise dem Arbeitsmarkt fernbleiben. Darum geht es doch, moderne Sklaverei in prekären Arbeitsverhältnissen für die Wirtschaft und Profitgier ohne Ende. Dass diejenigen, die den „Wohlstand“ erwirtschaften, am Ende nichts davon haben, fällt anscheinend den Wenigsten auf. Und ist die Betreuung von der Wiege bis zur Bahre erst einmal installiert, wird die „Bildung“ schon dafür sorgen, dass es auch in Zukunft niemandem mehr auffällt

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