Opfer statt Wahlgeschenke: Bevölkerungsexperte Prof. Dr. Herwig Birg im Interview

… „Sinnvolle Maßnahmen (für einen politischen Strategiewechsel zugunsten der Familien) gibt es zu Hauf, aber es mangelt am politischen Willen, sie umzusetzen, weil die Menschen es den Politikern bei der jeweils nächsten Wahl nicht danken, sondern sie dafür bestrafen würden. Das ist ähnlich wie jetzt in der Finanzkrise, die ja auch unter anderem eine Folge der demographischen Krise ist, weil beispielsweise das demographisch verursachte Defizit der gesetzlichen Rentenversicherung durch steuerfinanzierte Zuschüsse in Höhe von jährlich 70 Milliarden Euro ausgeglichen werden muß – das ergibt in nur drei Jahren eine Summe, die dem von Deutschland übernommenen Anteil am Euro-Rettungsschirm entspricht. Die öffentliche Überschuldung ist dadurch entstanden, dass Politiker, um Wählerwünsche zu befriedigen, Schulden angehäuft haben. Eine Politik zugunsten der Familien würde aber erst einmal Opfer von der Bevölkerung verlangen und nicht Wahlgeschenke verteilen. Deshalb ist es zwar nachvollziehbar, dass Politiker so handeln, aber es ist schlicht unverantwortlich. Wenn man schon sein Leben der Politik widmet, dann sollte man nicht nur die Vorteile dieses Berufes im Auge haben, sondern sich auch der damit verbundenen Verantwortung stellen, selbst wenn man weiß, dass man dafür abgewählt werden kann. Eine Abwahl ist leider sehr wahrscheinlich, weil die Wähler nicht genügend aufgeklärt sind, um die Bedeutung der demographischen Themen einzuordnen. Warum die Wähler nicht genügend aufgeklärt sind, liegt allerdings wieder in erster Linie am mangelnden politischen Willen, die Bevölkerung über demographische Sachverhalte zu informieren. Statt die Bürger aufzuklären, werden sie sogar getäuscht. So ist z.B. im aktuellen Demographiebericht der Bundesregierung zu lesen: „Die Alterung und der Rückgang der Bevölkerung haben weitaus mehr Chancen als Risiken.“ Welche Chancen entstehen denn aus dem dauernden Rückgang der Geburtenzahlen und der ständigen Schließung von Schulen? In keinem Wahlkampf spielte bisher die Demographie auch nur die geringste Rolle. Es ist wirklich verheerend, dass in unserer Demokratie die Existenz der Gesellschaft als Ganzes kein Thema ist.“

Das ganze Interview unter: http://www.kinderreichefamilien.de/interview-mit-prof-dr-herwig-birg/articles/prof-dr-herwig-birg-familienpolitik-ist-wirtschaftspolitik.html

5 Gedanken zu „Opfer statt Wahlgeschenke: Bevölkerungsexperte Prof. Dr. Herwig Birg im Interview

  1. Ein Aspekt im vorliegenden Interview scheint mir zu kurz gekommen: die Freiheit der Eltern in der Wahl der Betreuung ihrer Kinder. Es genügt m. E. nicht, für optimale Betreuungseinrichtungen zu sorgen, es muss den Eltern auch nachteilsfrei die familiäre Betreuung ermöglicht werden. Erst dann werden sich Paare für mehrere Kinder entscheiden, wenn ihnen die eigenverantwortliche Betreuung und Erziehung finanziell ermöglicht wird. Bis dato aber wird eine Familie, die ihre drei Kinder selbst betreut im Laufe von 7 Jahren um etwa 100 000 € benachteiligt gegenüber einer Familie, die ihre drei Kinder ab dem 13. Monat in die staatlich subventionierte Krippe gibt ( s. o.)

  2. Da bin ich ganz Ihrer Meinung, liebe Frau Fischer: „Es genügt m. E. nicht, für optimale Betreuungseinrichtungen zu sorgen, es muss den Eltern auch nachteilsfrei die familiäre Betreuung ermöglicht werden.“
    Ginge es nach mir, müsste sie sogar bevorzugt werden. Leider aber sind wir bereits so weit, dass eine familien- und kinderförderliche Art der Betreuung offiziell nicht mehr erwünscht scheint und darum auch kaum mehr Unterstützung erfährt, sondern eindeutig von der Politik und den Medien ins Abseits gedrängt und damit sowohl ideologisch als auch finanziell peu à peu ausgehungert wird.
    Zurück bleibt immer wieder die gleiche bange Frage: Wer will diese unnatürliche Entwicklung und wer profitiert von ihr?

  3. Gibt es überhaupt für Kinder unter 3 Jahren „optimale Betreuungseinrichtungen“ durch Institutionen?
    Für mich ist in diesem Zusammenhang der gewählte Begriff irreführend. Er bedeutet zwar das kleinere von zwei Übeln, aber es ist immer noch ein Übel. Optimal kann meiner Meinung nach bei so kleinen Kindern nur die private Betreuung sein.

  4. Die politische Vorgabe ist klar: Kinder – egal welchen Alters – in die staatlichen Betreuungseinrichtungen und Eltern in den Arbeitsmarkt. Mit dem Grundgesetzt „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung“ hat das nichts mehr zu tun. Der Staat übernimmt jetzt die „Elternrolle“.
    Und damit die Wahlfreiheit per se ausgeschlossen wird, muss der Geldhahn zugedreht werden: Hartz IV-Gesetze, Unterhaltsrecht, Ehegattensplitting, Agenda 2010 mit Niedriglohn und prekären Arbeitsverhältnissen uvm.
    Es soll keine intakten Familien mehr geben, in denen sich KINDER (also mehr als eines) wohl und geborgen fühlen! Das ist ein „rückständiges Familienbild“ mit dem die Politik in Deutschland wohl nichts mehr anfangen kann.

  5. Von wegen „nichts mehr anfangen kann“, liebe Frau Erdmann. Sie kann mit dem Familienbild sehr viel anfangen, ihm nämlich auf verschiedenste Weise den Garaus machen und dazu noch sagen: „Wir nehmen die Familien sehr ernst und wissen um ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft.“
    Und das ist sogar die Wahrheit, wenn man nicht nur im Fördern ein Ernstnehmen sieht, sondern auch im gezielten „Aushungern“ zum Zwecke gesellschaftlicher Veränderungen, bei denen uns bzw. unserem Nachwuchs vermutlich noch weitaus mehr Hören und Sehen vergehen wird als bereits heute schon.

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