Bund und Länder schauen weg

Kitas sollen die Jüngsten behüten. Doch mehr als 2.000 Erfahrungsberichte zeigen: Mancherorts herrschen schlimme Zustände. Bund und Länder aber schauen weg. Bundeseinheitliche Standards seien nicht nötig, befanden die Ministerpräsidenten der Länder, einschließlich Angela Merkel.

Einmal mehr ein klares JA für die 1:1 Betreuung der Kinder in der Familie von den eigenen Müttern.

Ein lesenswerter Artikel in der ZEIT:

http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2016-06/kita-qualitaet-mitarbeiter-fehlverhalten-umfrage

 

5 Gedanken zu „Bund und Länder schauen weg

  1. Vielen Dank für den Hinweis auf den sehr lesenswerten Artikel in der ZEIT. Vor allem auch, weil er gar nicht in das „Mainstream“-Denken unserer Politiker passt.

    Erst gestern wurde in den Tageszeitungen groß bejubelt, dass es wieder mehr Geburten gäbe und angeblich „die Wende geschafft sei“. Dabei wurde ein Anstieg der Geburten um nur wenige Prozentpunkte genannt, der alles Andere als ausreichend und vor allem keine „Wende“ ist. Aber erstaunlich war, dass der Artikel groß als Leitartikel auf der ersten Seite stand: eine Bestätigung der angeblich richtigen Familienpolitik.

    Dabei wurde der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DIW) zitiert, wonach vor allem die Kleinkindbetreuung und die „Verfügbarkeit beider Eltern für den Arbeitsmarkt“ die wirtschaftliche Sicherheit für junge Eltern gäben und somit die wesentliche Ursache für den Geburtenanstieg seien.
    Ein Betreuungsgeld dagegen hielte die Eltern von Arbeitsmarkt fern, schaffe somit wirtschaftliche Risiken und würde die Geburtenrate senken. Da wird also ganz offiziell behauptet, finanzielle Besserstellung von Eltern würde die Geburtenrate senken: nur wenn beide Eltern durchgehend voll erwerbstätig sein, hätten sie die nötige wirtschaftliche Sicherheit und würden sich für Kinder entscheiden.

    Ja geht’s noch? Liebe Frau Fischer: da Sie so hervorragend formulieren können, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich des Themas annehmen und einige Kommentare und Briefe schreiben könnten – z. B. an einige Zeitungen oder an den Direktor des DIW selbst.

    Jedenfalls hat es diese Berichterstattung hervorragend geschafft, der Bevölkerung die Ideologie einzuimpfen, wonach nur doppelte Erwerbstätigkeit beider Eltern Anreize für Kinder schaffe und finanzielle Besserstellung absolut schädlich. Ich könnte kochen vor Wut!

  2. Das Schlimmste dabei ist, lieber Herr Bloch, dass sich Schwesig, Nahles und Co. dabei bestätigt fühlen. Sie haben Recht: Eltern, denen Präsenz bei ihren Kindern noch etwas bedeutet, haben in diesem kapitalistisch neoliberalen System ganz, ganz schlechte Karten. Ich will´s versuchen :-))

  3. Wenn in einigen Jahren, die per staatlicher Ideologie betreuten Kinder, direkt nach der Schulausbildung in Depressionen verfallen, weil sie nie BINDUNG erlebt haben und mit Psychopharmaka seit Kindheit vollgepumpt wurden (siehe Artikel http://www.t-online.de/eltern/gesundheit/ads/id_78188702/ritalin-und-antidepressiva-kinder-bekommen-mehr-psychopharmaka.html) dann wird sich Spreu vom Weizen trennen. Leider ist es dann zu spät diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die den ganzen Unsinn verzapft haben. Und was die steigende Geburtenrate angeht: ausschlaggebend ist die Ferilitätsrate (pro Frau geborenes Kind) und Kinder die nicht geboren wurden können nun mal keine Kinder kriegen – also alles nur heiße Luft.!!!!

  4. Es ist erstaunlich und erfreulich, dass eine Wochenzeitung die Missstände in den Kitas recherchiert und veröffentlicht. Die Resultate sind deprimierend, waren aber vorauszusehen. Wenn der schlaue hessische Ministerpräsident es erreicht hat, dass keine Standards festgeschrieben werden, dann ist die Rutschbahn in die Verelendung der Einrichtungen eröffnet. Gewiss sind wir noch weit davon entfernt, erschütternde Verhältnisse wie in den Kitas des sozialistischen rumänischen Diktators Ceaucescu zu haben, aber der Weg in diese Richtung ist beschritten. Frau Erdmann hat recht, wenn sie im weiteren Lebenslauf der Kinder Symptome des Hospitalismus befürchtet.

    Freilich ist der Artikels immer noch mainstreamfromm. Es werden Missstände beklagt, aber der Tenor ist nicht zu überhören: Ihr habt uns so schöne Kitas versprochen, damit die Eltern ihre ganze Kraft der Berufstätigkeit außer Haus widmen können, jetzt löst eure Zusage gefälligst ein. Dass der ganze Zug in die falsche Richtung fahren könnte, dass die Weiche falsch gestellt worden sein könnte, wird nicht erwogen. Es wird nicht wirklich kritisiert, es wird nur herumgejammert und ein Kurieren an Symptomen verlangt.

    Einer liberalen Wochenzeitschrift hätte es gut angestanden, zu fordern, den Eltern die Freiheit der Entscheidung zu ermöglichen. Der Weg dazu wurde auf dieser Seite schon oft genannt, er sei hier wiederum erwähnt: Gebt den Eltern über Steuerfreibeträge oder über direkte Zuwendung das Geld, das zur Subventionierung der Krippen-und Kitaplätze aufgewendet wird. Dann mögen sie darüber befinden, ob ihr Kind in den eigenen vier Wänden groß wird oder gegen viel Geld zeitweise einer Kita überlassen wird. Die gute Nachfrage nach dem Almosen Betreuungsgeld in Bayern gibt einen – erfreulichen – Vorgeschmack darauf, wohin die Reise gehen würde, wenn echte Entscheidungsfreiheit gegeben wäre. Übrigens würden sich bei voller Bezahlung der Kitas durch die Eltern auch das Problem der Setzung von Standards erübrigen: Die Eltern wären die besten Aufsichtspersonen, die man sich denken kann.

  5. Zustimmung, Herr Dr. Brosowsky! Der ZEIT-Artikel fordert das Herumdoktern an Symptomen und nicht die Beseitigung des Übels. Insofern bleibt er der politisch korrekten Linie treu. Trotzdem ist es gut, wenn die Kita-Missstände in einer namhaften Wochenzeitung angeprangert werden und aufhorchen lassen.

    Ziel muss jedoch sein und bleiben, den Nimbus der Krippen als wertvolle Bildungsstätten in Frage zu stellen und Kinder in der empfindlichsten Phase ihres Lebens vor einer Quäl-Aufzucht mit vorprogrammierten Folgeschäden zu bewahren.
    Obwohl diese Aufklärung sehr schwer ist, weil ihre Betreiber in den sog. Leitmedien kaum Gehör finden oder sogar diffamiert werden als Erzkonservative, fundamentalistische Christen oder Fortschrittsfeinde, müssen die Bemühungen weitergehen.

    Erst wenn die Krippenerziehung in der Öffentlichkeit heißer diskutiert wird, weil die Behauptung von ihrer Überlegenheit deutliche Risse bekommt, werden Politiker und Medien versöhnlichere Töne anschlagen und nach einem Interessensausgleich suchen zwischen Eltern, die ihre Kinder selbst erziehen möchten und Eltern, die eine institutionelle Erziehung wünschen.

    Ohne Druck von außen wird m. E. wenig geschehen. Erst wenn sich das Thema Krippenbetreuung nicht mehr im Alleinbesitz der politischen und medialen „Eliten“ befindet, wird der Aufruf „Gebt den Eltern über Steuerfreibeträge oder über direkte Zuwendung das Geld, das zur Subventionierung der Krippen-und Kitaplätze aufgewendet wird“ weniger leicht zu ignorieren sein.

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