Zu den Kommentaren in Print- und TV-Medien zur Koalitionsvereinbarung vom 4. November 2012
Dass eine Koalition scheinbar Unvereinbares vereinbaren muss, das ist doch klar. Egal, wie bunt eine solche gestrickt ist, es wird geschachert, weil es ohne Kompromiss nicht geht. In der Folge werden logischerweise die Ergebnisse durch die ebenso bunte Opposition als „Wahlgeschenke“ und „Kuhhandel“ verschrien – alles ganz normal! Denn man will sich ja vor der nächsten Wahl selbst profilieren, und sei es nur durch Spott. Sitzt nach der Wahl die Opposition auf den Regierungsbänken, dann wiederholt sich das Spielchen, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Demokratisch oder nur schäbig?
Was aber an an Menschenverachtung grenzt ist die überhebliche polit-mediale Einbildung, es ginge gar nicht um Menschen und ihre Nöte, sondern ausschließlich darum, wie in Berlin eine Hand die andere wäscht.
Wer gut verdient, privatversichert und von Praxisgebühr befreit ist, der kann sich leicht über deren Abschaffung mokieren. Wer ohne Unterhalts-und Bildungskosten für Kinder sein Leben genießt, der kann sich leicht über ein Betreuungsgeld aufregen, sei es auch noch so geringfügig. Wer seine Altersversorgung dank Besserstellung in trockenen Tüchern hat, der hat leicht spotten.
Dass aber für chronisch Kranke, Alte und Familien mit mehreren Kindern schon die geringste Erleichterung in die Waagschale fällt, auf diese Idee kommt dann weder das abgehobene Medienpersonal, noch die, durch Steuergelder gut situierte Opposition. Da wird dann jeder Cent als üppige „Vergeudung von Steuergeld“ gebrandmarkt.
Arroganz oder Heuchelei oder beides? Am Ende ist auch das egal!
Bärbel Fischer
Möge das Betreuungsgeld kein Danaergeschenk sein, Frau Fischer!
Schon wird überall von „Wahlfreiheit“ gesprochen, die es auf Grund seiner Geringfügigkeit nicht schafft. Mag sein, dass die 100 Euro ein wenig helfen beim Lebensunterhalt, doch sie sind und bleiben nur ein Almosen, an dem die Politiker so vieles an Großzügigkeit ihrerseits aufhängen, dass der Eindruck „reicher“ Belohnung der elterlichen Leistungen entsteht.
Und diese ist das Betreuungsgeld ganz bestimmt nicht. Kaum einem Kind wird es sein Krippenschicksal ersparen.
Ich befürchte, dass sich der Preis für diese Mini-Zuwendung nachträglich als viel zu hoch herausstellen wird, weil sie von den Politikern und Medien zu einer großzügigen Abfindung hochstilisiert wird, die weitere Ansprüche unverschämt erscheinen lässt.
@ H.M. Auch ich befürchte, dass es so kommen wird, dass aus einem Floh ein Elefant gemacht wird. Mir ging es hier um die politische und mediale Arroganz, die sich bloß mit dem Parteiengerangel befasst, die Menschen dahinter aber vergisst. Die Damen und Herren können sich den Spott finanziell ja leisten!
Danke für Ihre Zuschrift!
Ich fürchte, mit ethischen Überlegungen brauchen wir den Politikern nicht zu kommen. Diese jucken sie nur, wenn es ans Eingemachte geht.
Und ans Eingemachte geht es, wenn Kritik an der Politik immer vielstimmiger und lauter wird.
Leider aber weiß das Volk immer weniger, wie wichtig das Aufwachsen der Kinder unter der Obhut der Eltern (speziell der Mutter) ist. Darum steht es auch so wenig hinter einer finanziellen Entlastung der Familien.
Hier ist meiner Meinung nach einiges an Aufklärung versäumt worden, denn finanziell wird sich nur auf Druck der Wähler etwas ändern. Diese aber wissen nicht, was sie tun, wenn sie Krippen und immer mehr Fremderziehung befürworten.