Was bleibt bei wachsender Kinderzahl vom Brutto?

Sehr geehrter Herr B.,

danke für Ihre Nachfrage! Über folgenden Link

 

öffnen Sie zwei Tabellen des Deutschen Familienverbandes DFV  zum „Horizontalen Vergleich über das jährliche frei verfügbare Einkommen“ von Arbeitnehmern mit dem jährlichen Brutto-Einkommen von 35 000 €, bzw. 30 000 € im Jahr 2017,  jeweils im Hinblick auf die Familiengröße ( 0 bis 5 Kinder ). Ich habe zum besseren Verständnis  die Zeilen „Jahresbrutto“ bis „frei verfügbar“ von 1 bis 13 durchnummeriert und hier in Klammern gesetzt.

 

Sie sehen, dass die Familiengröße weder bei der Krankenversicherung (5), noch bei der Rentenversicherung (6), noch bei der Arbeitslosenversicherung (7) eine Rolle spielt. Lediglich  müssen kinderlose Arbeitnehmer 0,25 % mehr in die Pflegeversicherung (8) einzahlen, was hier etwa 6 € bis 7 € im Monat ausmacht. Nach all den Abzügen ( 2 bis 8 ), zuzüglich Kindergeld (9) s. u. *), verbleibt dem Arbeitnehmer je nach Familiengröße ein unterschiedliches Netto (10).

 

Zieht man aber vom Netto die Existenzminima der Erwachsenen (11) und das der Kinder (12)  ab, so zeigt sich unterm Strich (13) , dass die Familie bereits bei 2 Kindern unter ihr Existenzminimum fällt. Bei 5 Kindern ergibt sich sogar ein jährliches Minus von 19 346.-      ( bei  30 000.- Jahresbrutto ), bzw.16 368.- ( bei 35 000.- Jahresbrutto ). Nur bei äußerster Einschränkung und striktem Konsumverzicht kommen Familien noch ohne Aufnahme von Schulden aus.

 

Bei einem Jahresbrutto von 30 000.-  hat der Single also ein PLUS von 15 783.- gegenüber dem Vater von 2 Kindern.

Bei einem Jahresbrutto von 35 000.-  hat der Single also ein PLUS von 15 357.- gegenüber dem Vater von 2 Kindern.

Hier lässt sich dreierlei ablesen: 

  • Je geringer das Jahresbrutto der Familie, umso höher der Verlust, bzw. die Abstrafung wegen Familie durch unser Sozialgesetz.
  • Je größer die Kinderzahl, umso mehr unterstützen die Eltern den Staatshaushalt, bzw. die kinderlose Bevölkerung.
  • Unser Sozialgesetz verhindert ein demografisches Gleichgewicht. Wenn Eltern dafür bestraft werden, dass sie Kinder ( künftige Beitragszahler) groß ziehen, dann werden sich Paare den Kinderwunsch logischerweise abschminken. Das ist heute bei mehr als 25 % aller Paare der Fall.
Nicht umsonst kursiert der sarkastische Slogan in Deutschland:
WER  IN  DEUTSCHLAND  RECHNEN  KANN,  SCHAFFT  SICH  KEINE  KINDER  AN! 

 

*) beim Kindergeld gilt es zu bedenken, dass sich die Eltern das Kindergeld zur Hälfte selbst bezahlen, weil der Fiskus unrechtmäßig das Existenzminimum der Kinder besteuert. Von 38 800 000 000 € Kindergeld im Bundeshaushalt sind 19 500 000 000 € reine Rückerstattung zuviel bezahlter Steuern auf die Existenzminima der Kinder!

Ob sich Konrad Adenauer, der Schöpfer des derzeitigen Sozialgesetzes von 1957, welches Renten allein aus Erwerbsarbeit, jedoch nicht mehr aus engagierter Familienarbeit errechnet, hätte vorstellen können, welche Folgen diese Entscheidung bis heute zeitigt, ihm wäre wohl kotzübel geworden. Trotz mehrfacher Aufforderung durch das Bundesverfassungsgericht ( 1992 und 2001 ) weigerten sich unsere Regierungen, dieses Gesetz generationen-kompatibel zu reformieren. Seither fehlt uns – logischerweise – der Nachwuchs, der noch ausreichend Sozialbeiträge  hätte erwirtschaften können. Eineinhalb Millionen Abgetriebene seit 1992 fehlen heute als Fachkräfte, Wissenschaftler, Väter und Mütter ganzer Sippen.

Eltern, die mehr als ihr Soll von 2,1 Kindern pro Frau zum Funktionieren des Generationenvertrags, also mit drei und mehr Kindern beitragen, werden heute nicht nur zu absoluten Loosern der Gesellschaft erklärt, sondern auch als Hinterwäldler und Rechtspopulisten abgewertet, falls sie auf ihr Elternrecht pochen. Sie leisten unter großen finanziellen und zeitlichen Opfern einen überproportionalen Beitrag zum Gelingen unseres Generationenvertrags, werden aber politisch und gesellschaftlich deswegen nur müde belächelt oder sogar schmählich verunglimpft. Daher sieht sich auch unsere Kanzlerin keineswegs veranlasst, sich mit dem Thema FAMILIEN- und GENERATIONEN-GERECHTIGKEIT zu befassen. Im Gegenteil – Generationengerechtigkeit herzustellen wäre heute wahltechnisch sogar ein Hindernis!

 

Allerdings bleibt die Frage, ob das familien-und generationenblinde Verhalten der CDU nicht vielleicht eine der Ursachen für den dramatischen Verlust an (elterlichen) Wählerstimmen ist. Wir Eltern jedenfalls sehen uns von der CDU sträflich missachtet und werden künftig nur einer Partei unsere Stimme geben, für die Familienarbeit noch als messbarer WERT zählt, es sei denn, die CDU macht endlich ihre Hausaufgaben.

Bärbel Fischer
für die  ELTERNINITIATIVE FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

Ein Gedanke zu „Was bleibt bei wachsender Kinderzahl vom Brutto?

  1. Ein wesentlicher Grund für die zunehmende Verarmung von Familien mit mehreren Kindern sowie geringem Einkommen sind die hohen INDIREKTEN Steuern, also vor allem die Mehrwert- und die Energiesteuern. Diese fallen für den Verbrauch PRO KOPF an und steigen daher direkt mit der Zahl der Familienmitglieder.

    Aber nicht nur Familien mit mehreren Kindern, auch Rentner und sonstige Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen leiden unter der Last der indirekten Steuern, da man sich diesen nicht entziehen kann. Die indirekten Steuern WIDERSPRECHEN dem Gebot der steuerlichen Leistungsgerechtigkeit, nachdem starke Schultern mehr zahlen als schwache, denn wohnen und essen müssen alle.

    Vor 50 Jahren, als es das Problem der Kinderarmut noch nicht gab, waren die direkten Steuern deutlich niedriger als heute – dafür die direkten Einkommensteuern viel höher: damals trugen kinderlose Gutverdiener viel mehr zum Steueraufkommen bei als heute. Das nenne ich „sozial gerecht“.

    Sollten Sie, liebe Frau Fischer, den Kanzlerkandidaten der SPD in einem Schreiben fragen, ob und wie er seine Worthülsen zum Thema „soziale Gerechtigkeit“ für Familien umgesetzt wissen möchte, dann sprechen Sie das Thema „indirekte Steuern“ ruhig an. Eine Senkung der indirekten Steuern würde alle Familien, Geringverdiener und Rentner entlasten und wäre daher nach meiner Auffassung ein geeignetes Mittel, um wieder mehr soziale Gerechtigkeit in unserem Land herzustellen.

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