Sehr geehrter Herr Finanzminister, sehr geehrter Herr Christian Lindner!

13. August 2022

Sehr geehrter Herr Finanzminister, sehr geehrter Herr Christian Lindner,

von Ihrem Vorhaben, Familien mit einem Inflationsausgleich nur bis zum dritten Kind zu beglücken, habe ich mit Entsetzen gelesen. 

Stellen Sie sich mal eine Familie mit 4, 5 oder 6 Kindern vor. 

  • Der Vater sagt zu Kind 4: „Das Geld für deinen Klassenausflug haben wir nicht. Du musst also zuhause bleiben“.
  • Die Mutter sagt zu Kind 5:  „Für dich gibt es sonntags keinen Pudding zum Nachtisch, weil die Milch alle war.“ 
  • Das Eis nach dem Sonntagsspaziergang reicht nur für Kind eins bis drei, für  Kind 4 bis 6 aber nicht. 

Eine absurde Vorstellung! 

  • Natürlich werden Kind 1 bis 3 ihren Geschwistern 4 bis 6 die Hälfte ihres Eises spendieren. 
  • Natürlich werden die Kinder 1 bis 3 ihren Geschwistern die Hälfte ihres Puddings abgeben.
  • Natürlich werden die Geschwister 1 bis 3  sich darum kümmern, dass auch ihr Bruder/ihre Schwester zum Klassenausflug kommt.

Das ist Familie!

Herr Lindner, in Ihrer eingeschränkten Vorstellung gibt es in Deutschland nur Familien mit maximal drei Kindern. Das ist verständlich, weil bundesdeutsche Familien mit mehreren Kindern seit Jahrzehnten so stiefmütterlich behandelt werden, wie es stiefmütterlicher nicht geht. Und das, obwohl das Bundesverfassungsgericht 2001der Regierung aufgab, dafür zu sorgen, dass keine Familie wegen ihrer Kinder benachteiligt werden darf. 

Siehe: Horizontaler Vergleich 2022

Denn damals wussten die Richter noch, dass es auf einen zahlreichen und gesunden Nachwuchs ankommt, wenn der Generationenvertrag funktionieren soll, sprich: wenn junge Beitragszahler die Renten ihrer Eltern erwirtschaften. Seither wurden jährlich ca.100 000 kreative Kinder abgetrieben, die uns heute im Handwerk, in der Bildung, im Gesundheitswesen fehlen.

Nun – das heutige, politisch besetzte BVerfG lässt sich von derlei „Pipifax“ (!) nicht irritieren. Die Ampelpolitik, wie einst die Merkelpolitik erst recht nicht. Bei drei Kindern ist heute endgültig Schluss mit lustig! Wissen Sie, dass die meisten Schwangerschaftsabbrüche aus der Not heraus erfolgen, weil das Familienbudget für dritte und weitere Kinder kaum ausreicht? Eine Schande für einen Sozialstaat, der lieber zahlreiche ausländische Kinder von Fremdarbeitern alimentiert, als den eigenen Nachwuchs zu fördern.

Herr Lindner, wie wäre es denn, wenn einem Liberalen wie Sie plötzlich einleuchtet, dass die Energiekrise nicht nur einem privilegierten Teil der Bevölkerung zu schaffen macht, sondern besonders jenen, deren Einsatz mit der Erziehung von mehreren Kindern massiv an die Gurgel geht?

Wie wäre es denn, wenn Sie,  Herr Lindner, als Liberaler heute bestimmten, dass  a l l e n   Kindern einer Familie das gleiche Recht zusteht. Wenn es Ihr Herzensanliegen werden würde, kein Kind außen vor zu lassen. Wenn Sie einsähen, dass dritte, vierte, fünfte, sechste und weitere  Kinder einer Familie ein Segen sind für unsere Gesellschaft, weil sie mit ihren Geistesgaben, ihrer Kreativität, ihrem Verstand und ihrer sozialen Kompetenz unsere Gesellschaft  nicht nur bereichern, sondern auch stabilisieren.

Bevor ich mich verabschiede erwarte ich von einem liberalen Finanzminister, dass er sich im Sinne seiner eigenen Bevölkerung durchsetzt gegen die Anmaßung der USA, Nordstream 2 zu blockieren. Ist Deutschland ein Vasall der USA, oder kann es noch über seine eigene Zukunft entscheiden?

Ich grüße Sie, Herr Lindner, zuversichtlich in der Hoffnung, dass Ihnen die vierten und weiteren Kinder unserer bundesdeutschen Familien nicht auf immer schnurzegal sind,

mit besten Grüßen

Bärbel Fischer                                                                                                   www.forum-familiengerechtigkeit.de

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