Schwäbische Zeitung: Deutschland gehen die Kinder aus

In Ihrem heutigen Artikel zum Geburtenschwund in Deutschland beweisen Sie, dass das Angebot an Krippen keinen Einfluss hat auf die Geburtenrate, denn die meisten Krippen gibt es in den neuen Ländern, wo auch die allerwenigsten Kinder geboren werden. Vielmehr wird das Gegenteil richtig sein: wenn Paaren keine Zeit mehr bleibt für Kinder, wenn sie ihre Kleinen morgens um 7 Uhr aus dem Haus bringen müssen und erst abends wieder abholen können, dann haben sie von vornherein keine Lust auf Kinder. Kinder haben, als hätte man keine – nein danke!

Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, warum der Abwärtstrend anhalten wird. Denn die jungen Leute haben kapiert, dass ihre Kinder den riesigen Wasserkopf an Alten werden stemmen müssen. Die jungen Leute wissen genau, dass alle Ungeborenen ihre Soziallast den noch Geborenen aufhalsen. Darum wandern familienwillige Paare aus, andere verzichten eben auf Kinder. Warum sollte mein Kind auch zum Lastesel kinderloser Greise werden?

Der dritte und bedeutendste Grund, warum Kinderkriegen nicht mehr „in“ ist liegt an unserem Sozialsystem, das per Umlage zwar die Rentner bedient, die nachwachsende Generation aber ausschließt. Das führt bis heute dazu, dass das Pro-Kopf-Einkommen (PKE) in der Familie mit jedem Kind weiter sinkt. Das Statistische Landesamt BW untersuchte das PKE von Ehen von 25 -35-jähr. Männern im Zeitraum von 1982 bis 2000. Demnach erreichten Ehepaare mit einem Kind nur 60% dessen, was ein kinderloses Paar erwirtschaftet, Ehepaare mit zwei Kindern kommen noch auf 50%, mit drei Kindern nur auf 40%, usw. Dieser hohe Einkommensnachteil ist seit 30 Jahren konstant. Dass Familien mit jedem Kind weiter verarmen, liegt auf der Hand. Daher ist es vom wirtschaftlichen Standpunkt aus extrem unvernünftig, in Deutschland Kinder in die Welt zu setzen.

Dass Kinder unsere Zukunft sind, das wird gerne auf politischen Sonntagsreden gepriesen. Gilt es aber, dafür unser Sozialsystem zu reformieren, dann heißt es: Nicht mit uns!

Deutschland bekommt logischerweise den Nachwuchs, den es verdient.

Bärbel Fischer

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