Chancengleichheit?

Interview: Schwäbische Zeitung – Nils Schmid zur geplanten SPD- Schulreform, 02. 04. 2011

Die Frage ist, ob sich vom Abbau des gegliederten Schulsystems automatisch gerechtere Bildungschancen für alle Schüler ergeben, oder ob dieses Ziel nicht vielmehr durch merklich kleinere Klassen, durch mehr pädagogisches Personal und gezielte individuelle Förderung im vorhandenen durchlässigen System erreichen lässt. Freilich würde eine solche Aufbesserung weit mehr Geld kosten als eine Reform nach SPD-Plan. Der Beweis jedoch, dass längeres gemeinsames Lernen allein die Schulleistung steigert, ist bisher nicht erbracht worden. Wenn allerdings „Gleichheit“ unser Ziel ist, dann wird sich das Bildungsniveau zwangsläufig senken. Ob das ein Vorteil ist im internationalen Wettbewerb? Leider hat die SPD die Folgen ihrer Reform nicht bedacht, die wir in Frankreich und den USA beobachten. Über kurz oder lang werden dann auch in Deutschland teure Eliteschulen für Kinder zahlungskräftiger Eltern wie Pilze aus dem Boden schießen. Die sogenannte Oberschicht wird sich aus dem öffentlichen Schulsystem verabschieden. Ob die Eliteschüler später aber bereit sind, ihre Qualifikation dem Land zur Verfügung zu stellen, oder ob sie sich im Ausland bessere Chancen versprechen, das ist dann die nächste Frage. Die viel beschworene „Chancengleichheit“ bedeutet also nicht automatisch gleiche Chancen für alle!
Bärbel Fischer

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