"Balsam für die Seelen berufstätiger Mütter"

Am 30. 09. 2011 legte die Schwäbische Zeitung Wert auf die Veröffentlichung eines Berichts über eine Studie, die anscheinend die Negativfolgen für die Entwicklung fremdbetreuter Kinder widerlegt. Jörg Zittlau eifert sogar: „Die Abwesenheit der Mutter schadet den Kleinen nicht – im Gegenteil!“ Weiter führt er aus, dass vor allem für Mädchen die Distanz von der Mutter besonders vorteilhaft sein soll, denn diese entwickelten dann weit weniger Verhaltensauffälligkeiten als Mädchen, die von ihren Müttern betreut wurden. Zittlau stützt sich dabei auf „eine der größten entwicklungspsychologischen Studien“, ohne diese zu benennen. Britische Säuglinge genießen den Aufenthalt in der Kinderkrippe fernab vom Elternhaus anscheinend besonders, wie die Millennium Cohort Study beweisen soll, denn sie entwickelten sich blendend. Kein Wort darüber, auf welche Normen sich die Tests beziehen, und kein Wort darüber, wie sich die Entwicklung über das 5. Lebensjahr hinaus gestaltete.


Überschrieben ist der Artikel demaskierend: „Balsam für die Seelen berufstätiger Mütter“. Zunächst stellt sich hier doch die Frage, warum berufstätige Mütter überhaupt wunde Seelen haben. Doch nur, weil sie spüren, ihrem Kind geht es nicht gut in der Krippe ( der tägliche Umzug von einem Aufenthaltsort zum anderen, der täglichen Bruch von einer Beziehungsperson zur anderen, der laute Kantinentisch, das tägliche Heimweh nach Mama und Papa und die laute oder leise Wut, beiseite geschoben worden zu sein ). Wund sind die Seelen, weil die Frauen dem Mainstream zuinnerst misstrauen und weil sie durch die Doppelbelastung selbst am Ende ihrer Kraft sind ( der morgendliche Übergabe- und der abendliche Abholstress. Bis zur psychischen Erschöpfung addieren sich tagtäglich die beruflichen und familiären Ansprüche für die Eltern ). Und wund sind die Seelen, weil die Mütter keinen Ausweg aus dem Dilemma sehen, dass der Familie bei nur einem Verdienst einfach zu wenig Geld bleibt.


Aber die Frage nach der Ursache des Zerriebenseins stellen die Medien nicht, und unsere, die Frauen ausbeutende Politik erst recht nicht.


Dass berufstätige Mütter von Kleinkindern nach Balsam für ihre wunden Seelen lechzen, dürfte jedem einleuchten. Die Frage ist nur, ob fragwürdige Studien Heilung bringen, oder ob nicht eher unser verkorkster Generationenvertrag familiengerecht reformiert gehört, damit Eltern sich stressfrei, gelassen und heiter ihren Kindern zuwenden können.

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