Geburtendefizit 2022 auf Rekordhoch

Das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie IDAF e.V. äußert sich in seinem Beitrag 01/23 zu den demografischen Folgen des deutschen Geburtendefizits. Es sterben seit 1972 mehr Menschen, als geboren werden. Ganz krass zeigt sich das im Jahr 2022, wo die Statistik eine enorme Überstreblichkeit gepaart mit einem massiven Geburtenschwund bilanziert.

Demografische Ignoranz – seit Adenauer Zeiten nichts dazu gelernt?  

Bevölkerungspolitik steht z. Zt. nicht hoch im Kurs. Wer die primitive Wahrheit ausspricht, dass Bevölkerungswachstum wünschenswert, Bevölkerungsschwund tief bedauerlich ist, wird heute von einer Meute sich modern gebärdender Kritiker als Reaktionär angeprangert oder als Finsterling diffamiert. […] Die Rechnungsgrundlagen für die Altersrente zeigen eindeutig, dass die Rentenversorgung der Alten und Nicht-mehr-Arbeitsfähigen immer problematischer wird, wenn sich der Baum der Bevölkerung nicht ständig von unten her ergänzt. Es ist also klar, dass ein gewisses Maß an Bevölkerungspolitik notwendiges Element einer jeden vernünftigen Wirtschaftspolitik sein muss, die den Kinderschuhen statischen Denkens entwachsen ist und wenigstens den primitivsten Tatsachen der Dynamik Rechnung trägt.

Wilfried Schreiber: Existenzsicherheit in der industriellen Gesellschaft. Vorschläge des Bundes Katholischer Unternehmer zur Reform der Sozialversicherungen, Köln 1955, S. 34.

 

Demografische Krise: Geburtendefizit 2022 auf Rekordhoch

 

Die Krisenstimmung ist in Deutschlands Kreißsälen angekommen: Im Jahr 2022 kamen in Deutschland rund 57.000 Kinder weniger zur Welt als im Vorjahr. Während im Jahr 2021 mit über 795.000 die höchste Geburtenzahl seit den 90er Jahren verzeichnet wurde, kamen 2022 noch rund 739.000 Kinder zur Welt. Dies ist der größte Rückgang innerhalb eines Jahres seit 1991. Im Zuge der Wiedervereinigung waren die Geburtenraten in Ostdeutschland drastisch, auf historische Tiefststände abgestürzt. Zeitweise hatte Ostdeutschland die niedrigste Geburtenrate weltweit und für eine ganze Reihe von Jahren lagen die Geburtenraten unter dem (ohnehin schon niedrigen) Niveau in Westdeutschland (1).

Es war dies Ausdruck einer tiefen Verunsicherung in Ostdeutschland angesichts der Transformation des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Man fürchtete um die soziale Sicherheit, obwohl das aus DDR-Zeiten stammende Kinderbetreuungssystem weitgehend erhalten blieb. Ab Mitte der 90er Jahre erholte sich die Geburtenentwicklung in den neuen Ländern und die Geburtenraten stiegen auf ein Westdeutschland vergleichbares Niveau (2). Parallel dazu wurde die (in Westdeutschland bis dato übliche) familiäre Kinderbetreuung immer stärker kritisiert, während die institutionalisierte Ganztagsbetreuung im Osten zunehmend als vorbildlich galt. Seit der 15. Legislaturperiode (2002-2005) wurde deshalb, initiiert vom Bundesfamilienministerium, die institutionelle Kinderbetreuung massiv ausgebaut.

Dieser gesellschaftspolitische Paradigmenwechsel sollte die Frauenerwerbstätigkeit steigern und zugleich die Geburtenrate erhöhen (3). Während die Erwerbstätigkeit von Müttern deutlich stieg, blieb die Geburtenentwicklung zunächst unverändert schwach. Die Lage änderte sich ab etwa dem Jahr 2014 mit einem starken Anstieg der Geburtenzahl von rund 700.000 auf annähernd 800.000 pro Jahr. Dieser Anstieg der Geburtenzahlen wurde als Erfolg der neuen Familienpolitik interpretiert, die endlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hergestellt und so die Entscheidung für Kinder erleichtert hätte (4).

Tatsächlich waren die Ursachen des deutlichen Anstiegs der Geburtenzahlen komplexer. Seine Hauptursache war, dass es mehr Frauen im sogenannten gebärfähigen Alter gab. Dies lag zum einen daran, dass (relativ) geburtenstarke Jahrgänge ins gebärfähige Alter aufgerückt waren. Zum anderen lag es an der massiven Zuwanderung, durch die die Zahl potentieller Mütter zusätzlich stieg. Die Bedeutung der Zuwanderung zeigte sich an der Geburtenrate der ausländischen Frauen, die mit über zwei Kindern weit über der von Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit lag. Die Geburtenrate deutscher Frauen blieb niedrig. Sie stieg nur leicht von 1,3 auf 1,4-1,5 Kinder pro Frau (5). In der Corona-Krise stiegen die (absoluten) Geburtenzahlen weiter, während in anderen Ländern Europas die Geburtenzahlen zurückgingen (6).

Der vermeintliche Geburtenboom in Deutschland brach erst nach der Pandemie ab. Im 1. Quartal 2022 kam es zu einem auffälligen Rückgang. Zunächst wurde der Einbruch mit der Impfkampagne im Jahr 2021 erklärt. Da die Impfung für Schwangere anfangs nicht empfohlen war, hätten manche Frauen ihren Kinderwunsch aufgeschoben (7). Nach dieser Logik hätten die Kinderwünsche später realisiert werden müssen. Eben dies ist nicht passiert, denn auch in den folgenden Quartalen blieben die Geburtenzahlen unter denen der Vorjahre. Auffallend niedrig sind die Geburtenzahlen vor allem zum Jahresende 2022.

Offensichtlich hat der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine einen regelrechten Schock ausgelöst. Wie seriöse Umfragen (z. B. von Allensbach) belegen, ist mit dem Krieg der Zukunftsoptimismus in Deutschland dramatisch geschwunden. Das öffentliche Leben ist im Krisenmodus: Äußere und innere Sicherheit, Energieversorgung, Inflation und Masseneinwanderung: Die Probleme der staatlichen Daseinsvorsorge werden immer spürbarer.

Zugleich ist die Gesundheitskrise infolge von „Corona“ nicht bewältigt. Das zeigt sich an den Sterbezahlen, die seit 2020 immer weiter gestiegen sind. Hohe Sterbezahlen und gesunkene Geburtenzahlen haben 2022 zu einem Rekordgeburtendefizit geführt: Der Überschuss der Gestorbenen über die Geborenen stieg auf fast 330.000 (8). Das entspricht der Einwohnerschaft einer Großstadt wie Bonn. Trotz dieses Schwunds werden Wohnraum und öffentliche Leistungen wie Kitaplätze immer knapper, weil die Bevölkerung durch Zuwanderung wächst. In den nüchternen, demografischen Zahlen zeigt sich eine tiefe Krise, die von den tonangebenden Eliten noch immer beschönigt, wenn nicht sogar ignoriert wird.

(1) Siehe hierzu Abbildung: Anstieg der Sterbefälle seit 2020 – Geburtenzahl blieb in der Pandemie zunächst stabil – Absturz 2022.

(2) https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/F07-Allgemeine-Geburtenziffer-Deutschland-West-Ost-ab-1952.html

(3) Ausführlich hierzu: Stefan Fuchs: Gesellschaft ohne Kinder. Woran die neue Familienpolitik scheitert, Wiesbaden 2014, https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-03390-3.

(4) Zur Entwicklung der Müttererwerbstätigkeit: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2023/PD23_19_p002.html. Die Entwicklung der Geburtenzahlen seit 2014 hat das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie wiederholt analysiert und dargestellt, u. a. hier:

https://i-daf.org/newsletter/wird-die-cdu-mit-friedrich-merz-laufen-lernen/.

(5) Ebenda. Zu den Geburtenraten deutscher und ausländischer Frauen: https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/B43-Zusammengefasste-Geburtenziffer-Nationalitaet-ab-1991.html

(6) https://i-daf.org/newsletter/trotzt-deutschland-mit-re-traditionalisierung-der-corona-babybaisse-in-europa/

(7) https://www.bib.bund.de/DE/Presse/Mitteilungen/2022/2022-09-20-Wegen-Corona-Geburtenziiffer-seit-Jahresbeginn-abrupt-gesunken.html

(8) Siehe hierzu Abbildungen: Anstieg der Sterbefälle seit 2020 – Geburtenzahl blieb in der Pandemie zunächst stabil – Absturz 2022/In Deutschland seit 1972 mehr Geburten als Sterbefälle
– Rekorddefizit im Jahr 2022.

 

 

Wunschträume der Zuwanderung

 Immer noch gibt es Wirtschaftsfunktionäre und Politiker, die glauben, mit der Zuwanderung könne man die demographischen Probleme Deutschlands lösen, insbesondere die rapide steigende Alterung (Rentenproblematik) und den Fachkräftemangel. Das ist eine Illusion, wie der Demograph und Volkswirt, Professor Herwig Birg, im folgenden Aufsatz darlegt. Hinzu kommt: Die Zuwanderung verursacht neue, gravierende Probleme in den Herkunftsländern. 

Ein Beitrag aus dem Newsletter 3 / 2016 des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V. IDAF:

http://i-daf.org/fileadmin/Newsletter-Druckversionen/2016/Aufsatz_des_Monats/iDAF_Aufsatz_03_III_2016.pdf

 

Die Einwanderung ist eine einzige Flickschusterei

Jasper von Altenbockum fragt in der FAZ nach den Ursachen dafür, dass Deutschlands Wohlstand ohne Masseneinwanderung nicht mehr erwirtschaftet werden kann. Die Ursache ist nicht der Fachkräftemangel, wie immer getan wird. Dieser ist allenfalls ein Symptom. Die Ursache ist die schwache Geburtenrate. Anstatt sich für bessere Bedingungen für die Realisierung einer Familie zu engagieren, setzt unsere Politik auf Zuwanderung.

Zu einem Einwanderungsgesetz wird es so schnell wohl nicht kommen. Der CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der im Januar auf den rot-grünen Zug aufspringen wollte, ist vorerst an der Unionsfraktion im Bundestag gescheitert. Auch aus den Ländern gibt es Widerstand, aus den wenigen, in denen noch Ministerpräsidenten von CDU und CSU regieren. Jeweils ist die Befürchtung groß, dass die Union schon im Bundestag Schwierigkeiten hätte, sich durchzusetzen, und erst recht im Bundesrat überstimmt werden könnte. Dann würde nichts daraus, die unübersichtliche deutsche Gesetzgebung an die strengen Regeln klassischer Einwanderungsländer anzupassen. Vielmehr träfen sich auf kuriose Weise der Glaube deutscher Unternehmer an eine bevölkerungspolitische Planwirtschaft und der romantische Glaube multikultureller Vordenker an die unendliche Belastbarkeit der deutschen Gesellschaft. Das eine firmiert unter dem „Fachkräftemangel“, das andere unter dem „Bleiberecht für alle“. Das wäre allerdings nur die Fortsetzung einer seltsamen Allianz gewesen, die sich zwischen Wirtschaft und Fortschrittsglaube herausgebildet hat. Die deutsche Wirtschaft hat schon seit geraumer Zeit Gefallen gefunden am wichtigsten Pfeiler einer rot-grün inspirierten Gesellschaftspolitik, die mit der Einwanderungspolitik auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten Blick aber sehr viel zu tun hat.

Denn was sind eigentlich die Ursachen dafür, dass Deutschlands Wohlstand ohne Masseneinwanderung nicht mehr erwirtschaftet werden kann? Die Ursache ist nicht der Fachkräftemangel, wie immer getan wird. Das ist allenfalls ein Symptom. Die Ursache ist die schwache Geburtenrate. Mindestens so sehr wie über die Einwanderung sollte darüber gestritten werden, worin Politik und Wirtschaft erfolgreicher waren: in der Senkung oder der Steigerung dieser Geburtenrate. Reichte es früher in der Regel, dass nur ein Mitglied des Haushalts zur Arbeit ging, um den Wohlstand zu mehren, müssen es heute schon zwei sein, um das Niveau einer Familie wenigstens zu halten. Das lässt sich als Errungenschaft der Gleichberechtigung feiern, aber auch als Ausbeutung und ökonomischer Zwang bedauern, der die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ voraussetzt. Seit Jahren ist das nicht mehr nur ein zentrales Anliegen der Gesellschaftspolitik, sondern auch der Wirtschaft. So musste das Reallohnniveau nicht steigen, sondern konnte sogar sinken, und frische Fachkräfte bevölkerten den Arbeitsmarkt. Mit Familie und Beruf hat das allerdings nichts zu tun, es geht nur noch um die Vereinbarkeit beider Elternteile mit den Zwängen des außerhäuslichen Erwerbslebens. Die Belastungen, die sich daraus für die „Infrastruktur“ der Familien ergaben, wurden auf den Staatshaushalt abgewälzt – und auf das Nervenkostüm der Familien mit Kindern, soweit es sie überhaupt noch gibt.

Das Ergebnis dieser Politik ist ein einziges Scheitern: Die Zahl der Geburten geht seit Jahrzehnten zurück und stagniert auf niedrigem Niveau, die Zahl der Single-Haushalte ist stark gestiegen, „kinderreiche“ Familien sind so gut wie ausgestorben, und wenn es sie doch noch gibt, dann lebt jede dritte davon unterhalb der Armutsgrenze, bezieht Hartz IV oder Wohngeld. Ironie dieses Scheiterns auf der ganzen Linie ist der demoskopische Lichtblick, dass die intakte Familie nicht mehr als das Korsett und das Gefängnis wahrgenommen wird, als das sie noch vor einem halben Jahrhundert in fortschrittlichen Kreisen gerne verteufelt wurde, sondern als eine Sehnsucht, als Idealvorstellung und als ein Traum, der für viele allerdings unerreichbar bleibt.

Diese Ursachen des Fachkräftemangels, obgleich alles andere als Naturereignisse, kommen in der Debatte über Demographie und Einwanderung schon gar nicht mehr vor. Vielmehr wird die Illusion genährt, Einwanderung fülle die Lücke, welche die demographische Krise hinterlässt – das ist die nächste Utopie nach der Vereinbarkeits-Utopie. Es hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht an Vorschlägen, an Forderungen, ja sogar an rechtskräftigen Urteilen – bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht – gefehlt, wie gegen die gewollte Kinderlosigkeit vorzugehen sei. Beispielhaft ist dieWeigerung der Politik, das Rentensystem vom Kopf auf die Füße zu stellen, also bei der Bemessung der Rentezu honorieren, dass sich jemand an den Generationenvertrag gehalten und Kinder in die Welt gesetzt hat. Stattdessen werden Rechnungen präsentiert, die zeigen sollen, mit wie vielen Milliarden Euro Familien mit Kindern jährlich subventioniert werden. Seltsam, aber wahr: Es „lohnt“ sich ganz offensichtlich trotzdem nicht.

Ganz unbemerkt ist den Parteien diese Bruchlandung nicht geblieben. Die CDU will über das „gute Leben“ reden (ohne Kinder?), und die SPD, die allen Grund hätte, die ökonomische Ausschlachtung der Familie anzuprangern, macht sich Sorgen um die Freizeit und den Arbeitsalltag der Dreißig bis Fünfzigjährigen. Neue Arbeitszeitmodelle für Mütter und Väter sind im Gespräch, die eigentlich nichts anderes sind als die notdürftige Reparatur der Beschädigungen, die der Vereinbarkeitswahn hinterlassen hat. Von solchen Reparaturen wird Deutschland in den kommenden Jahren gar nicht genug bekommen: Die Einwanderung ist eine einzige große Reparatur.

Vom Eichhörnchen lernen!

Liebe Mitstreiter in Sachen Familienpolitik,

nachdem ich nun seit vielen Jahren für die Anerkennung und Aufwertung der Familien und der Kindererziehungsarbeit kämpfe, aktives Mitglied u. a. im Familiennetzwerk www.familie-ist-zukunft.de bin und mich dort insbesondere mit der finanziellen Gerechtigkeit zwischen Familien und Kinderlosen beschäftige, möchte ich hiermit eine Art Bilanz ziehen und eine Anregung für eine künftige Neuausrichtung unserer Arbeit geben.

Weder die finanzielle Benachteiligung von Familien gegenüber Kinderlosen noch die schädlichen Folgen der Krippenbetreuung insbesondere für Kleinkinder werden von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Zu Veranstaltungen, bei denen wir Vorträge über diese Themen halten und vor den Folgen für unsere Zukunft warnen, kommen nur wenige Menschen. Entscheidungsträger wie Politiker bleiben unseren Veranstaltungen bewusst fern: offenbar wollen sie sich nicht öffentlich mit dieser für sie unangenehmen Thematik auseinandersetzen müssen.

Bei der Diskussion um Krippenbetreuung schüren wir „Grabenkämpfe“ zwischen Gegnern und Befürwortern, bei denen die sachliche Diskussion oftmals nicht möglich ist: stattdessen wird man in eine „rechte Ecke“ gestellt und für „gestrig“ erklärt. Oder es kommt ein Ostdeutscher und sagt triumphierend: „Ich war selbst in der Krippe. Sehen Sie mir einen Schaden an?“ Das Thema ist derart ideologisch vermint, dass man es leider nicht mehr sachlich thematisieren kann. Leider!!!

Angesichts dieser frustrierenden Erlebnisse, verbunden mit einer immer weiter fortschreitenden Überalterung und Vergreisung unserer Bevölkerung, die zu 90% NICHT auf die steigende Lebenserwartung, sondern auf fehlende Kinder zurückzuführen ist, schlage ich folgendes vor: Wir sollten/müssen in Zukunft viel stärker die Kinderlosigkeit und deren Gefahren für die Zukunft unseres Landes und für unsere eigene Altersversorgung in den Mittelpunkt unserer Arbeiten und Veröffentlichungen stellen.

Ich bin mir sicher, dass wir damit viel mehr Aufmerksamkeit erreichen und mehr Mitstreiter gewinnen können als mit unserer bisherigen Ausrichtung auf die Form der Kinderbetreuung; schließlich geht die Zukunft der Altersversorgung JEDEN von uns etwas an.

Zur Sache: in Deutschland haben wir seit rund 30 Jahren eine Geburtenrate von nur noch 1,3 Kindern pro Frau. Da jedes Kind zwei Eltern hat, entspricht dies 1,3 / 2 = 0,65 Kindern pro Mensch – das bedeutet, jeder Deutsche hat nur noch 0,65 Kinder, pflanzt sich also nur noch zu 65% fort. In nur einer Generation sinkt die Zahl der Menschen daher auf rund zwei Drittel ab! So richtig dramatisch wird das, wenn man sich diese Entwicklung über zwei Generationen anschaut: da hat jeder Deutsche nur noch 0,65 mal 0,65 = 0,42 Enkel, das heiflt in nur zwei Generationen sinkt unsere Bevölkerung auf weniger als die Hälfte!!!

Diese Zahlen sind so dramatisch und in der gesamten Menschheitsgeschichte absolut ohne Beispiel, dass sich ihnen niemand verschließen kann!

Dabei wird die nachfolgende Generation dringend gebraucht, auch um uns „Alte“ später zu versorgen. Die Renten und Pensionen werden im Generationenvertrag NICHT durch eigene Beitragszahlungen erwirtschaftet (die werden nämlich direkt an die heutigen Rentner ausgezahlt!), sondern aus den Beiträgen unserer Nachfolgegeneration – unserer Kinder! Ohne ausreichende Zahl von Kindern werden wir daher im Alter bitter verarmen. Doch die Kinder erwirtschaften nicht nur die Renten für die dann Alten, sondern halten die gesamte Infrastruktur am Laufen: sie pumpen Gas und Wasser in die Leitungen, erzeugen elektrischen Strom, halten die Lebensmittelgeschäfte, Ärzte und Apotheken am Laufen. All‘ das geht nicht ohne eine zahlenmäßig ausreichend große und gebildete Generation von Kindern – und auch nicht mit einer privaten Altersvorsorge. Gespartes Geld allein kann keine alten Menschen versorgen; dazu gehören auch immer junge und gesunde Menschen. Ohne diese ist das gesparte Geld der Alten und somit die gesamte private Altersvorsorge nutzlos. Experten haben längst aufgedeckt, dass die private Altersvorsorge von der Finanzindustrie ins Leben gerufen wurde: und zwar in erster Linie, um Geld zu verdienen. Es geht also gar nicht um das Wohl der Alten.

Langer Rede kurzer Sinn: Ohne eine ausreichende Zahl nachwachsender Menschen, sprich unsere Kinder, wird es im Alter sehr bitter für uns aussehen. Wir werden in einer Weise verarmen und vereinsamen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Dabei liegen die Zahlen auf dem Tisch: im Jahre 2030, wenn die geburtenstarken Jahrgänge um 1965 in Rente gehen werden, werden rund 1,3 Mio. Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden und nur rund 300.000 nachwachsende eintreten: in nur einem Jahr werden also aus 1 Mio. Beitragszahlern 1 Mio. Beitragsempfänger – das sprengt das System! Diese Zahlen stammen aus dem Buch SOZIALSTAATSDÄMMERUNG des renommierten Darmstädter Sozialrichters Dr. Jürgen Borchert.

Die viel zitierte Zuwanderung ist auch keine Lösung, da die meisten heutigen Zuwanderer aus Ländern mit selbst sehr geringer Geburtenrate stammen. Das bedeutet, dass diese Menschen in Zukunft verstärkt in ihren eigenen Ländern gebraucht werden, um ihre eigenen Eltern im Alter zu versorgen – spätestens dann wird die Zuwanderung versiegen. Um es salopp zu formulieren: In wenigen Jahren werden die jungen Polinnen ihre eigenen Eltern in Polen pflegen müssen und stehen dann nicht mehr zur Pflege älterer Menschen bei uns zur Verfügung.

Doch was muss getan werden, damit wieder eine ausreichende Zahl von Kindern geboren wird, um die Bevölkerung bei uns zu erhalten? Zur Erinnerung: da jedes Kind zwei Eltern hat, braucht jedes Elternpaar zwei Kinder. Da aber nicht alle Paare Kinder bekommen können und es auch immer Menschen gibt, die keinen Partner zur Familiengründung finden und daher kinderlos bleiben, muss jedes fruchtbare Paar im Schnitt drei Kinder haben, um den Bestand der Bevölkerung zu erhalten. Die Drei-Kinder-Familie muss daher das gesellschaftliche Leitbild werden, um das Schrumpfen und Aussterben unserer Bevölkerung zu verhindern.

Wie erreicht man dies? Sicher nicht mit zwei erwerbstätigen Eltern und fremdbetreuten Kindern. Kinder machen nämlich selbst bei Fremdbetreuung viel Arbeit: Einkauf von Kleidern und Lebensmitteln, Arztbesuche, Spielzeuge, Wäsche waschen, Betten überziehen usw., sodass man diese bei mehr als einem Kind nicht nach Feierabend erledigen kann. Genau darin liegt nach meiner Auffassung ein Hauptgrund dafür, dass wir fast nur noch 1-Kind-Familien haben: nur mit einem Kind ist die Familienarbeit nach Feierabend zu schaffen! Bei mehr Kindern wird die Familienarbeit dagegen so viel, dass sie nicht mehr neben einem Erwerbsberuf zu schaffen ist. Seriöse Berechnungen von Versicherern haben ergeben, dass eine Mutter, die zwei Kinder erzieht und einen Vier-Personen-Haushalt führt, eine Arbeitswoche von etwa 45 Stunden hat – also mehr als ein normaler Berufstätiger. Und bei drei Kindern und einem Fünf-Personen-Haushalt werden es schnell 60 bis 70 Stunden – also das Arbeitspensum eines Managers!

Doch wie bereits weiter oben ausgeführt, ist die Drei-Kinder-Familie absolut notwendig als Regelfall, damit die Bevölkerungszahl erhalten und somit unsere Alterssicherung gewährleistet werden kann. Folglich ist eine Anerkennung der in der Familie geleisteten Kindererziehungsarbeit unsausweichlich, wenn wir im Alter versorgt werden wollen. Bundeskanzlerin Merkel würde sagen: alternativlos!

Den Wirtschaftsverbänden, die jetzt sagen werden: „Wir brauchen die Frauen als Arbeitskräfte in den Betrieben“ kann man nur entgegnen: Damit bringen sie unser Volk zum Aussterben, denn Frauen haben eine viel wichtigere Aufgabe, nämlich als Mütter für ausreichend Nachwuchs zu sorgen und diesen zu erziehen – sprich die „gesellschaftliche Reproduktion“ zu leisten. Die Wirtschaft lebt von Voraussetzungen, die sie selbst nicht schaffen kann: nämlich dem Heranwachsen von ausreichend und ausreichend gebildetem Nachwuchs. Nur wenn die Familien dies leisten (was sie nicht können, wenn die Wirtschaft alle Eltern als Arbeitskräfte einsetzen will!), bekommt die Wirtschaft auch in Zukunft noch genügend Nachwuchs.

So wie das Eichhörnchen nicht alle Nüsse frisst, sondern einen Teil als Vorrat für den Winter beiseite legt, so können nicht alle Arbeitskräfte für die Produktion in den Fabriken genutzt werden: ein Teil muss die gesellschaftliche Reproduktion leisten und den Nachwuchs aufziehen. So wie das Eichhörnchen verhungert, wenn es alle Nüsse sofort frisst und keine Vorsorge für die Zukunft betreibt, so stirbt eine Gesellschaft, die alle Arbeitskräfte für die Produktion einsetzt und die gesellschaftliche Reproduktion vernachlässigt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für die Sicherung der Zukunft unserer Gesellschaft und unserer eigenen Altersversorgung (ganz wichtig!!) kein Weg daran vorbei führt, die Drei-Kinder-Familie wieder als gesellschaftlichen Normalfall zu etablieren und entsprechend zu fördern. Das hat nichts mit „altmodisch“, „rechtskonservativ“ oder gar „Mutterkreuz“ zu tun, sondern ist schlicht und einfach eine Notwendigkeit. Und weil drei Kinder selbst bei optimaler Fremdbetreuung so viel Arbeit machen, dass ihre Erziehung nicht nach Feierabend zu leisten ist, führt an der Anerkennung und Wertschätzung der in den Familien geleisteten Erziehungsarbeit kein Weg vorbei. Nur wenn die Familie wieder als „Keimzelle der Gesellschaft“ respektiert wird, die ausreichend Nachwuchs liebevoll aufzieht, hat unsere Gesellschaft (und damit unsere Alterssicherung) Zukunft.

Meinen Sie nicht, mit dieser Argumentation könnten wir mehr erreichen als mit den endlosen Grabenkämpfen zwischen Krippenbefürwortern und -gegnern, Ehebefürwortern und -gegnern usw.? Die Kinderlosigkeit nimmt jetzt schon beängstigende Züge an; auch das ist den meisten noch gar nicht bewusst.

Auch wenn die verschiedenen Familienorganisationen, Interessengruppen und Verbände verschiedene Schwerpunkte setzen, so sollte sie/uns doch ein Ziel einen: der Kampf um eine bestandserhaltende Familienpolitik, weil nur eine bestandserhaltende Geburtenrate für eine lebenswerte Zukunft unseres Landes und unsere eigene ausreichende Alterssicherung sorgen kann. Sprich: die Drei-Kinder-Familie. Ohne genug Nachwuchs verarmt unser Land nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und geistig. Doch da die Mehr-Kind-Familie nicht mit Krippen und zwei erwerbstätigen Eltern erreicht werden kann, liegen wir alle in unseren Vorstellen gar nicht so weit auseinander, dass wir nicht enger als bisher zusammenarbeiten könnten. Von daher möchte ich hiermit an Sie alle appellieren, ideologische Grabenkämpfe zu überwinden. Wir müssen uns zusammenschließen und gemeinsam eine starke gesellschaftliche Kraft bilden, die dem familienzerstörerischen Mainstream hoffentlich ein Ende setzen kann.

Mit ganz herzlichen Grüßen

Michael Bloch

 

Opfer statt Wahlgeschenke: Bevölkerungsexperte Prof. Dr. Herwig Birg im Interview

… „Sinnvolle Maßnahmen (für einen politischen Strategiewechsel zugunsten der Familien) gibt es zu Hauf, aber es mangelt am politischen Willen, sie umzusetzen, weil die Menschen es den Politikern bei der jeweils nächsten Wahl nicht danken, sondern sie dafür bestrafen würden. Das ist ähnlich wie jetzt in der Finanzkrise, die ja auch unter anderem eine Folge der demographischen Krise ist, weil beispielsweise das demographisch verursachte Defizit der gesetzlichen Rentenversicherung durch steuerfinanzierte Zuschüsse in Höhe von jährlich 70 Milliarden Euro ausgeglichen werden muß – das ergibt in nur drei Jahren eine Summe, die dem von Deutschland übernommenen Anteil am Euro-Rettungsschirm entspricht. Die öffentliche Überschuldung ist dadurch entstanden, dass Politiker, um Wählerwünsche zu befriedigen, Schulden angehäuft haben. Eine Politik zugunsten der Familien würde aber erst einmal Opfer von der Bevölkerung verlangen und nicht Wahlgeschenke verteilen. Deshalb ist es zwar nachvollziehbar, dass Politiker so handeln, aber es ist schlicht unverantwortlich. Wenn man schon sein Leben der Politik widmet, dann sollte man nicht nur die Vorteile dieses Berufes im Auge haben, sondern sich auch der damit verbundenen Verantwortung stellen, selbst wenn man weiß, dass man dafür abgewählt werden kann. Eine Abwahl ist leider sehr wahrscheinlich, weil die Wähler nicht genügend aufgeklärt sind, um die Bedeutung der demographischen Themen einzuordnen. Warum die Wähler nicht genügend aufgeklärt sind, liegt allerdings wieder in erster Linie am mangelnden politischen Willen, die Bevölkerung über demographische Sachverhalte zu informieren. Statt die Bürger aufzuklären, werden sie sogar getäuscht. So ist z.B. im aktuellen Demographiebericht der Bundesregierung zu lesen: „Die Alterung und der Rückgang der Bevölkerung haben weitaus mehr Chancen als Risiken.“ Welche Chancen entstehen denn aus dem dauernden Rückgang der Geburtenzahlen und der ständigen Schließung von Schulen? In keinem Wahlkampf spielte bisher die Demographie auch nur die geringste Rolle. Es ist wirklich verheerend, dass in unserer Demokratie die Existenz der Gesellschaft als Ganzes kein Thema ist.“

Das ganze Interview unter: http://www.kinderreichefamilien.de/interview-mit-prof-dr-herwig-birg/articles/prof-dr-herwig-birg-familienpolitik-ist-wirtschaftspolitik.html