Mit der Brechstange in die Familien

Mit der Brechstange in die Familien – vom Aufbrechen veralteter Rollenmuster

Befasst man sich mit den, in letzter Zeit immer häufiger und unter fragwürdigen Bedingungen erstellten Studien oder Berichten zur aktuellen Familienpolitik, so stößt man stets auf die unüberhörbare Forderung, veraltete, traditionelle und damit überholte Rollenmuster müssten „aufgebrochen“ werden. Streng nach den Vorgaben des Gender- Mainstreamings soll künftig eine  traditionelle Rollenverteilung in der Gesellschaft nicht mehr geduldet werden. Hier sei jedoch die Frage erlaubt, was als veraltet und überholt zu gelten hat, und wer das Recht hat, darüber zu entscheiden, wie sich eine Gesellschaft/Familie organisiert. Die andere Frage lautet, ob das vielgepriesene Aufbrechen tradierter Rollenmuster nicht als bloßer Vorwand  dem alleinigen Zweck dient, Mütter an die Arbeitsfront zu zwingen.

Aufbrechen? 

Diebe verschaffen sich unerlaubt Zutritt in die Privatsphäre des Opfers und brechen Schlösser, Türen, Fenster oder einen Tresor auf. Vor dem Bruch sind Fenster, Türen und Schlösser noch völlig intakt und erfüllen ihre je eigene Aufgabe, nach dem Bruch allerdings sind sie so beschädigt, dass sie unbrauchbar geworden sind. Zum Aufbrechen braucht man Werkzeuge. Mit bloßen Händen schafft man einen Bruch nicht, da braucht es schon Gewalt.  Wozu macht sich der Einbrecher mit dem Aufbruch solche Mühe? Er will aus dem Haus, dem Schrank, dem Tresor Wertsachen herausholen und an sich bringen. Dem Bestohlenen  fehlt nach der Tat das entwendete Geld, der wertvolle Schmuck, das geliebte Kunstwerk. Das Opfer  fühlt sich betrogen, verarmt, hereingelegt.

Auch wenn Vergleiche immer ein wenig hinken, so geschieht beim „Aufbrechen traditioneller Rollenmuster“ nichts anderes als bei einem Einbruch. Wie ein Einbrecher dringt der Staat unbefugt in private Abmachungen von Eheleuten / Eltern und in die familiäre Rollenverteilung ein und maßt sich an, sich hier bedienen zu dürfen.

Mit welchen „Werkzeugen“ will der Staat  den Aufbruch der traditionellen Rollenmuster bewerkstelligen? Am besten geht das über finanzielle Kürzungen und überhöhte Abgaben. Da hat sich der Gesetzgeber einen ganzen Werkzeugkasten voller Hebel und Stemmeisen besorgt, wie

  • Niedriglöhne
  • Sozialabgaben vom Brutto ohne die Berücksichtigung der Existenzminima der Angehörigen
  • Volle Mehrwertsteuer auf Kinderkonsum, pro Kind mtl. ca.180 Euro
  • Streichung des zweijährigen Erziehungsgeldes ab 2007
  • Elterngeld nach Maßgabe der Höhe des vorgeburtlichen Einkommens. Mütter ohne Einkommen vor der Geburt weiterer Kinder müssen sich mit dem Mindestsatz von 300 Euro abfinden. Damit verstößt der Staat selbst gegen das Gleichheitsgesetz  Art. 3 GG.
  • Rechtsanspruch  auf einenKrippenplatz für unter Dreijährige
  • Wegen fehlender (Familien)zeiten in der Erwerbsbiografie droht den Müttern Altersarmut. Anstatt aber zu drohen, ließe sich durch eine rentenwirksame Anerkennung von Familienleistung dieses Problem sofort aus der Welt schaffen, wenn man nur wollte.

Alle diese Maßnahmen reichen den linken Parteien aber immer noch nicht aus, um Frauen/Männer aus den tradierten Rollenmustern zu hebeln ( Sie nennen das „Befreiung“!). Daher wollen sie demnächst mit der Brechstange anrücken ( Sie nennen das Vermeidung von „Fehlanreizen“!). Nicht mehr tabu sind:

  • Pläne zur Abschaffung des Ehegattensplittings. Bei einem künftigen Familiensplitting sollen zwar  die Kinder der Familie, nicht aber die erwerbslosen Mütter/Väter berücksichtigt werden. Damit sind beide Eltern quasi zum Erwerb gezwungen.
  • Pläne zur Abschaffung der so genannten „beitragsfreien Mitversicherung“ erwerbsloser Familienangehöriger, wobei dieser Terminus unlogisch ist, weil ja der Lohn-oder Gehaltsempfänger sein Einkommen mit der Familie teilt, und jeder sich de facto für seinen Anteil selbst versichert. Die Botschaft heißt: Ohne Erwerb keine soziale Absicherung. Also ab in den Betrieb!
  • Geplante Kürzung der Elternzeit von drei auf zwei, bzw. ein Jahr. Damit zwingt der Staat die Familien zur Fremdbetreuung der Kinder, auch gegen den Willen der Eltern. Ein glatter Verstoß gegen Artikel 6 GG und Artikel 9 der UN-Charta der Kinderrechte, wonach Kinder nicht gegen ihren Willen von den Eltern getrennt werden dürfen.
  • Geplante Verweigerung des Betreuungsgeldes ( Stundenlohn ca. 35 Cent ) für selbst erziehende Eltern.

Was will der Staat den Familien rauben?  Was bekommt er nicht freiwillig ausgehändigt? Welche Werte will er einsacken? Es ist die Autonomie der Eltern, ihre Zeit und Arbeitskraft, das Vertrauen und die Prägung der Kinder. Kurz, alles will der Staat haben, was sich bisher seiner gierigen Einflussnahme entzieht.

Was geht bei dem Gewaltakt alles zu Bruch? Den Familien fehlt die gemeinsame Zeit der Blickkontakt, das Gespräch, die Solidarität. Den Kindern fehlt die stete Präsenz der Mutter, ihre Zuwendung, ihr Trost und der gemeinsame Familientisch. Den Eltern fehlt die Kommunikation, ihre Verantwortung und  Selbstbestimmung, den Müttern fehlt die soziale Absicherung.

Was bleibt am Ende übrig? Ein ideologischer Scherbenhaufen, der sich früher mal Familie nannte. Was früher intakt war, funktioniert nicht mehr. Aber anders als Fenster, Türen und Schlösser lassen sich Kinder, Väter und Mütter nicht auswechseln oder reparieren.

Nun gibt es zwar Leute, die dem Staat Tür und Tor öffnen und herausgeben, was er verlangt. Aber andere wollen unbeschadet autonom bleiben. Sehr kreativ ist die Politik, wenn es darum geht, Frauen ihre traditionelle Mutterrolle zunichte zu machen. Alternative Vorschläge wie das „Erziehungs-und Pflegeeinkommen“ (ÖDP, vffm) werden einfach ignoriert. Denn Kindes-und Familienwohl  stehen längst nicht mehr auf der Agenda unserer Bundespolitik. Die Devise heißt heute „Arbeitsmarktverwertbarkeit“. Großartiges hat auf diesem Gebiet Frau Ursula von der Leyen geleistet. Sie wird als die große Magierin der Entfamilisierung in die Geschichte eingehen. Etwas zurückhaltender agiert Frau Kristina Schröder, aber auch sie wird dem ideologischen Gendertreiben kaum Einhalt gebieten können.

i. A. Bärbel Fischer