Weiter so? Nein!

Herr Dr. Gerd Brosowski, bekannt als kluger und besonnener Kommentator auf unserer Seite, hat sich die Mühe gemacht,  Versäumnisse und Defizite aufzuzählen, die unsere Regierung zu verantworten hat, und derentwegen viele Bürger verzweifelt eine Wahlalternative suchen, wie im vorigen Beitrag beschrieben. Weiter so? Nein!

Die Liste der ungelösten Probleme und der Beispiele politischen Versagens in unserem Land ist lang; man weiß nicht, wo man beginnen soll:

  • Bundeswehr ruiniert,
  • Polizei und Bildungswesen zugrunde gespart und/oder bewusst gegen die Wand gefahren,
  • Infrastruktur marode,
  • massenhaft Gesetzesverstöße auf Geheiß der Exekutive,
  • eine riesenhaft großer und teurer Bundestag, der vor sich hin döst und der die Merkelisten schalten und walten lässt, wie es denen gerade gefällt,
  • öffentlicher Dienst,
  • EU- Bürokratie und Medien von unfähigen, aber aalglatten und stromlinienförmigen Parteimenschen durchsetzt und somit gelähmt und korrumpiert,
  • Familien und überhaupt alle ehrlichen Bürger zur Melkkuh der Finanzbehörden herabgewürdigt

und so endlos weiter. Was das Anliegen unserer Seite betrifft, so möchte ich nur auf einen Bericht hinweisen, den Frau Mechthild Löhr, Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben, im vorigen oder vorvorigen Jahr auf dem Blog Christliches Forum gegeben hat: Im Jahr 2003 habe ihr die damalige Parteivorsitzende der CDU, eine gewisse Angela Merkel, klar gemacht, dass ihre Vereinigung, besagte CDL mit damals gut 5000 Mitgliedern, nicht mehr oder weniger wichtig sei als der Verband der Schwulen und Lesben in der CDU’, damals ein Häuflein von weit weniger als 500 Mitgliedern…
Die kleinen Parteien sind wenig bekannt und werden von den Medien links – nein, neuerdings rechts – liegen gelassen. Die AfD präsentiert sich  als eine neue Heimat der Konservativen, mutet ihren poteniellen Wählern aber eine Parteivorsitzende zu, die gerade ihre vier Kinder und ihren Mann verlassen hat, um mit einem Familienvater und Parteifreund ein Konkubinat aufzumachen- ihre diesbezügliche Errungenschaft hat sie beim Bundespresseball präsentiert; Näheres konnte der SPIEGEL im Heft von voriger Woche ausbreiten…

Die Lösungen der wichtigsten Probleme liegen eigentlich auf der Hand:

  • Beachtung der bestehenden Gesetze und neue, bessere Gesetze in Sachen Asyl und Zuwanderung,
  • Talent vor Parteibuch im öffentlichen Dienst,
  • Pflichtaufgaben des Staates – Familien, Bundeswehr, Bildung, Polizei, Infrastruktur – vor freiwilligen Aufgaben, wozu beispielsweise viele der uferlos wachsenden Sozialausgaben gehören,
  • ferner eine ganze Reihe der krebsartig wuchernden Forschungsinstitute, die nur Müll, aber keine Ergebnisse produzieren.
  • Ferner wären die Betriebe von den zahllosen unsinnigen Auflagen und Belastungen zu befreien, von denen sie derzeit stranguliert werden,
  • die Ökodiktatur, die auf den Bauherren lastet, müsste weg.

Jeder von uns kann weitere Schikanen nennen, die außer Beschäftigung der Schikanierer rein gar nichts bringen. Und vor allem wäre die Grundlage allen staatlichen Handelns, die Familie, zu stärken, aber ich will keine Eulen nach Athen tragen; das ist auf unserer Seite sehr gut bekannt.

Vielleicht geht der Weg tatsächlich über ein Erstarken der bisher kleinen Parteien; wenigstens könnte deren Erfolg die großen zur Besinnung bringen. Mitunter jedoch denke ich an ein Gedicht von Reinhold Schneider: Nur noch den Betern kanns gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten…

Herzlich willkommen! ?

Dr. Gerd Brosowski, Oberstudiendirektor i. R., sandte uns zum Jahreswechsel einen Denkanstoß besonderer Art:

 

Stellen wir uns vor, der Bundespräsident würde in seiner Weihnachtsansprache wieder einmal eine Willkommenskultur anmahnen, würde uns Mut zusprechen wollen, die Menschen, die im neuen Jahr zu uns kommen wollen, freundlich aufzunehmen, ihnen Wohnung und Unterhalt zu gewähren, alles Erdenklich zu tun, dass sie sich hier angenommen, ja willkommen fühlen könnten.

 

Stellen wir uns vor, die Vertreter des Handwerks würden uns wieder einmal anmahnen, diesen Menschen ein gutes Willkommen zu bereiten, da nur so genügend Ausbildungswillige in Zukunft zu finden seien.

 

Stellen wir uns vor, in einer Großstadt würden 12 000 Leute demonstrieren, um den Menschen, die im neuen Jahr zu uns kommen wollen, zu zeigen, dass sie willkommen sind und dass man alles tun werde, ihnen ein Leben in unserem Land zu ermöglichen, ja reizvoll zu verlockend erscheinen zu lassen.

 

Stellen wir uns vor, die Gemeinden überträfen sich bei dem Bemühen, diesen Menschen Wohnung und Unterkunft bereitzustellen.

 

Stellen wir uns vor, Politiker würden sich entschlossen auf die Seite derer stellen, welche diesen Menschen ein Willkommen bereiten wollen und sie würden alle jene, die sich gegen die Eingliederung dieser Menschen wenden oder auch nur ein kritisches Wort zu deren Begehren äußern wollen, hart in die Schranken weisen, als eine Schande für Deutschland oder als Schlimmeres bezeichnen.

 

Stellen wir uns schließlich vor, Hochschulleitungen, Gewerkschaftsführer, Bischöfe und Bürgermeister würden dazu aufrufen, jene Menschen, die im neuen Jahr so gerne zu uns kommen wollen, ein Willkommen zu bereiten und eben dafür zu demonstrieren, und Abertausende würden diesem Aufruf folgen.

 

Und jetzt stellen wir uns vor, mit jenen Menschen, die im neuen Jahr so gerne zu uns kommen wollen, seien dieses eine Mal nicht Erwachsene aus aller Herren Länder gemeint, sondern jene Hunderttausende, welche hierzulande im Mutterleib darauf warten, das Licht der Welt erblicken zu dürfen…

 

Ach Michel …..

Der Leser Dr. Gerd Brosowski richtet ernste Fragen an den Deutschen Michel:

Das Lied vom demografischen Wandel

Wo sind nur die Kinder hin, wo sind sie geblieben?
Schau in die Straßen, geh auf die Plätze,
Hunde siehst Du und Autos in Hetze,
Wo sind nur die Kinder hin, wo sind sie geblieben?

Ach Michel, sie kamen erst gar nicht zur Welt,
denn wer in Deutschland was auf sich hält,
der weiß: Wer in Deutschland rechnen kann, der schafft sich keine Kinder an.

Angela Merkel will den demografischen Wandel gestalten
Sie will, dass wir uns alle an Händen halten
Vom guten Leben faseln, fürs Alter sparen
Und nie mehr fragen, wo die Kinder waren
In früheren Jahren
Was soll’s, ruft sie, Michel, wirf keinen Blick zurück,
Denn heute ist heut’, und jetzt mach schon dein Glück

Deine Kinder, Michel, kamen erst gar nicht zur Welt,
denn wer in Deutschland was auf sich hält,
der weiß: Wer in Deutschland rechnen kann, der schafft sich keine Kinder an.

Michel kann rechnen, aber wie wär’s jetzt mit Denken?
Wer denn, Michel, soll im Alter Deinen Rollstuhl lenken?
Dein gesparter Zehn-Euro-Schein, den Du hochhältst mit zittriger Hand ?
Da ist niemand, der ihn will, Michel, Dein Geld ist nur Tand.

Du willst es nicht hören, ich sag es Dir doch:
Du schleppst mit Dir ein schweres Joch.
Denn Deine Kinder, die durften erst gar nicht zur Welt,
denn wer in Deutschland was auf sich hält,
der weiß: Wer in Deutschland rechnen kann, der schafft sich keine Kinder an.

„Kinder und Arbeitswelt – Propaganda statt Problemlösungen“

Die Arbeitswelt und die Kinder konkurrieren um die gleiche, kostbare, begrenzte Ressource: Die Kraft, die Zeit, die Zuwendung der Eltern. Damit ist der Konflikt gegeben, und die Frage ist, wie man ihn löst.

Die Kommunisten haben den Konflikt in der ihnen eigenen brutalen Art gelöst, indem sie die Interessen der Arbeitswelt absolut setzten und die Kinder in Krippen abgeschoben haben. Das schaurige Schicksal der rumänischen Kinder, die unter dem Diktator Ceaucescu heranwuchsen, der sich in der Sache besonders hervortun wollte, sollte als abschreckendes Beispiel genügen. Übrigens haben die Propagandisten des „Karpatengenies“ – so die damaligen Bezeichnungen des Diktators in rumänischen Zeitungen – sich in genau der Weise vernehmen lassen, wie die Propagandisten der jetzigen, unsriger Krippenanbieter: Es sei für das Kind, gerade wenn es besonderer Förderung bedürfe, viel besser, es in professionelle Hände zu geben, als es zu Hause zu lassen; es sei geradezu gegen das Wohl des Kindes gerichtet, ihm das staatliche Angebot vorzuenthalten. Wer fühlt sich da nicht an die Sprüche der jetzigen Familienministerin erinnert, welche nicht müde wurde, das Almosen namens Betreuungsgeld als „Fernhalteprämie“ und als „Herdprämie“ zu verunglimpfen und die Empfänger desselben als vorgestrige Unbelehrbare hinzustellen, die ihr Kind den staatlichen Wohltaten entziehen und die dafür auch noch bezahlt werden wollten….

Aber wie es schon in der Antike hieß: vestigia terrent: Spuren schrecken. Die seelischen Krüppel, die aus den Krippen hervorgekommen sind, ob in dem besonders krassen Beispiel Rumäniens oder andernorts, lassen sich nicht verstecken.
Das ist ein ständiges Ärgernis für die, welche den Konflikt kompromisslos ebenfalls ganz im Sinne der Arbeitswelt lösen wollen. Denn ein Arbeitnehmer, der ein schlechtes Gewissen hat, ist weit weniger wert als einer, der davon nicht geplagt wird. Also muss man ihm das schlechte Gewissen nehmen. Dazu dient das ganze sattsam bekannte Propagandagetöse sowie die Benachteiligungen und Schikanen, die Eltern erfahren, wenn sie dem Druck Richtung Krippe nicht folgen. Man macht es wie alle Propagandaabteilungen zu allen Zeiten: Wiederhole einfach das, was du in die Köpfe hineinhämmern willst, immer wieder, lass es aus tausend Stimmen auf die Opfer niedergehen, es wird am Ende wirken. Kümmere dich nicht um Tatsachen, verleumde, schreie nieder, mache den Gegner lächerlich, zersetzte ihn.

Und wenn die ersten Nachrichten aus der Nachmittagsbetreuung der Propaganda widersprechen sollten? Wie könnte dann die zweite Stufe der Propaganda aussehen? Alles schon einmal da gewesen; das Rezept in diesem Fall lautet: Suche einen Dummen, dem du die Schuld geben kannst, den Versager im Einzelfall, welcher der guten Sache schadet. Wen denn? Was die Nachmittagsbetreuung betrifft, am besten die Lehrer! Denn diese „Sesselfurzer“ (Oskar Lafontaine) und „faulen Säcke“ (Gerhard Schröder) sind doch wie gemacht als Zielscheiben. Manche dieser Leute sind auch noch so dämlich, sich die Zielscheibe an die eigene Gartentür zu malen, auf dass hineingeschossen werden kann: Wie oft habe ich es als Schulleiter erlebt, dass sich Kollegen geradezu anheischig machten, nicht nur ordentlich zu unterrichten – als wenn das eine Kleinigkeit und Selbstverständlichkeit wäre – , sondern in dem „heute zunehmend erforderlichen Maße“, wie es mit getreuem, unterwürfigem Blick hieß, auch noch die Erziehungsaufgaben zu übernehmen…

Es wird Zeit, meinen Kommentar abzubrechen, aber, wie es im Matthäus –Evangelium heißt: Wes das Herz voll ist, dem gehet der Mund über. Danke dem Leser für seine Geduld!

Dr. Gerd Brosowski

„Mehr Geld für die Bildung: Drei Vorschläge, die nichts kosten“.

Angesichts des sinkenden deutschen Bildungsniveaus und des Schreis nach mehr Geld für Bildung erinnert der Oberstudiendirektor Dr. Gerd Brosowski i. R. an die Strukturen an Schulen, die man in den letzten Jahrzehnten leichtfertig zugunsten des Spaßfaktors aufgegeben hat. Er ruft auf zu einer Strukturreform  für eine kostenneutrale, aber erwiesen effektivere Bildung:  

Hier ein paar Vorschläge, wie man den Erfolg der Bildung an weiterführenden Schulen sehr erhöhen könnte, ohne einen einzigen Euro mehr auszugeben. Ich muss mich auf weiterführende Schulen beschränken, da ich nur diese wirklich gut aus eigenem Erleben kenne.

1) Abschaffung des Kurssystems in der Oberstufe des Gymnasiums und Wiedereinführung der Altersklassen bis zum Abitur. Würde Unmengen an Nerven, Zeit, Geld sparen und zugleich den Unterrichtserfolg erhöhen.

2) Wiedereinführung des Unterrichts am Samstag. Würde den zeitlichen Druck von Schülern, Eltern und Lehrern nehmen. Die Schüler hätten im Schnitt pro Tag weniger als sechs Unterrichtsstunden. Sie kämen erstens weniger müde und zweitens etwa eine Stunde früher zu Hause an; sie hätten drittens zum nächsten Tag weniger Fächer vorzubereiten- drei Schritte in die richtige Richtung, um ihren Tag zu entzerren.
Der Skandal, dass an weniger als 180 Tagen im Jahr überhaupt Unterricht stattfindet, dass also an der Mehrzahl der Jahrestage die Schulen leer stehen und der normale Unterrichtstag zum seltenen Ereignis wird, wäre beseitigt.

Die Lehrer müssten keine Minute länger unterrichten; ihr Unterricht wäre auf mehr Tage verteilt. Sie kämen weniger erschöpft und früher zu Hause am Schreibtisch an und müssten sich auf eine Stunde weniger am nächsten Tag vorbereiten. Im übrigen nehme ich keinem Menschen ab, dass er mehr als fünf Stunden am Tag seriös unterrichten kann. Und ich nehme keinem Schüler ab, dass er mehr als sechs Schulstunden am Tag verkraftet.

Die Vereine würden aufatmen, da die Schüler mehr freie Zeit die Woche über hätten, die Schüler würden Selbständigkeit lernen, da sie ihren Tag wenigstens zur Hälfte selbst organisieren könnten (und müssten); der ganze staatlich angezettelte und organisierte Nachmittagszirkus könnte erheblich zurückgefahren werden und die Freiräume und der Verantwortungsbereich der jungen Leute könnten im gleichem Umfang erweitert werden.

3) Zusammenstreichen der unterrichtsfremden Aktivitäten, welche Unterrichtszeiten fressen. Berufspraktika gehören in die Ferien verlegt – wenn man sie denn überhaupt braucht. Kinobesuche während der Unterrichtszeit, Berufsberatung statt des Unterrichts, Politikerbesuche am Vormittag in den Schulen, Sportwettbewerbe statt des Unterrichts, sog. Pädagogische Tage an Unterrichtstagen,  und so endlos weiter: Alles auf den Müll oder in die unterrichtsfreie Zeit zu verlegen. Dann würde sich übrigens auch zeigen, wie wertvoll und wichtig für den Schüler diese Veranstaltungen tatsächlich sind.

Die Welt ist verrückt geworden!

Anlässlich der Talkrunde „Menschen bei Maischberger“, wo es um die LSBTTI-Reform des baden-württembergischen Lehrplans für allgemeinbildende Schulen ging, fiel der Gymnasialdirektor i. R.  Dr. Gerd Brosowski in einen Tagtraum, der ihn in die Siebzigerjahre zurück versetzte. Beim Erwachen stellte er fest: „Die Welt ist tatsächlich verrückt geworden!“

Gestern hatte ich einen Tagtraum, der mich um siebenunddreißig Jahre zurückversetzte. Ich war im Jahr 1977 ein junger Studienrat, unterrichtete an einem Saarbrücker Gymnasium die Fächer Physik und Mathematik.

Im Jahr 1977 war das Kurssystem an Gymnasien noch nicht eingeführt worden; wir hatten Jahrgangsklassen. Alle Schüler hatten von der achten bis zur letzten, der dreizehnten Klassenstufe,  wenigstens zwei Wochenstunden Physik. Die Schüler durften auch noch samstags in die Schule kommen, und da es ferner niemanden in den Sinn gekommen wäre, während der Unterrichtszeit Schulfeste, pädagogische Tage, Berufsberatungen und, und, und durchzuführen, hatten wir im Jahr rund 220 Unterrichtstage. Heute haben wir weniger als 180 Unterrichtstage, und das heißt, dass während der Mehrzahl der Jahrestage in den Schulen nicht unterrichtet wird. Der normale Schultag ist zu einem seltenen Ereignis geworden.

Bei alledem hatten wir weniger Stress als gegen Ende meiner Dienstzeit, denn die höchstens 34 Wochenstunden verteilten sich auf sechs Tage, das waren im Schnitt weniger als sechs Stunden pro Tag. Heute muss so ein Volumen auf fünf Tage verteilt werden. Die Schüler haben an den seltenen Unterrichtstagen mehr Stunden als ihre Väter und Großväter im gleichen Alter, sie kommen daher später nach Hause, ihnen bleibt für die Hausaufgaben weniger Zeit, und dabei ist deren Volumen nicht kleiner, sondern größer geworden. Denn der nächste Tag hat vielleicht mehr als sechs Unterrichtsstunden, außerdem sind die Lehrer in ihrer Zeitnot darauf angewiesen, dass vieles von dem, was wir noch in aller Ruhe im Unterricht besprechen konnten, von den Schülern in Eigenregie erledigt oder auch nur scheinbar erledigt wird.

Führend unter den westdeutschen Ländern in meinen Fächern war Baden-Württemberg; von dort kamen die besten Aufgabenvorschläge, dort wurden die neuesten Apparaturen verwendet, dort wurden die besten und bekanntesten Schulbücher verlegt. Aber nun zurück zu meinem Traum, der mich ins Jahr 1977 zurückversetzt hatte.

In meinem Traum saß ich vor einer Apparatur im Vorbereitungsraum der Physik. Eine Lautsprecherbox in meiner Anordnung brummte im fünfzig-Hertz-Ton vor sich hin; da hörte der Ton schlagartig auf, und die Box begann zu reden. „Du hast gerade eine Anleitung einer Firma aus Baden-Württemberg verwendet“, tönte es da. „Wenn Du im Jahr 2014 pensioniert sein wirst, dann wird auch in Baden-Württemberg die Welt anders aussehen“, hörte ich es orakeln. „Oh, das heißt, dass ich meine Pensionierung noch erleben werde“, entfuhr es mir. „Darauf wollte ich nicht hinaus“, brummte es mir entgegen, „reden wir von Wichtigerem, reden  wir von den Schülern in BW im Jahr 2014“. „Gut, also was wird dann mit den Schülern sein?“ „Die wenigsten werden noch das Fach Physik in allen Klassenstufen belegt haben. Fast alle werden am Ende ihrer Schulzeit nur noch rudimentäre Kenntnisse in Physik und Chemie vorweisen können. Um deutlich zu reden: In jeder Kneipe in Saarbrücken wirst Du dann nicht weniger Kenntnisse in Physik und Chemie finden als in einem Abiturjahrgang an einem Gymnasium in BW.“ „Das kann nicht sein! Du redest von BW, nicht von Bremen  oder Ruanda-Burundi“, ließ ich mich vernehmen. „Ich rede von BW“. „Aber das wird die Landesregierung in BW aufs höchste besorgt machen. BW ist ein Industrieland. Die Landesregierung wird niemals zulassen, dass ihre Schulen so herunterkommen.“

Da krächzte es aus der Lautsprecherbox, als wenn jemanden ein Lachen im Halse stecken geblieben wäre. „Die Regierung in BW wird daran keinen Gedanken verschwenden. Sie wird sich mit aller Kraft einem ganz anderen Vorhaben in den Schulen widmen.“ „Welchem Vorhaben? Welches könnte wichtiger sein als der Versuch, die Schulen wieder gesund zu machen?“ In der Box war ein Räuspern zu hören, dann sprach sie weiter: „BW wird einen Bildungsplan zur Sexualerziehung vorgelegt haben. In allen Klassenstufen werden die Kinder und Jugendlichen über alle möglichen Formen sexuellen Verhaltens ausführlichst informiert werden, da geht es“ – ich hörte ein kurzes Blätterrascheln in der Box, dann sprach sie weiter – „da geht es um hetero-bi-trans-homo-gender- und so weiter- Sexualität“. Ich war nun ganz Ohr, denn ich glaubte, mich verhört zu haben. „Sorry, aber selbst beim Bund haben wir nicht in allen Details über solche Techniken geredet, kannst Du ein Beispiel nennen.“ „Ja, einen Augenblick bittte…Am 11. 2.2014, wird in einer sog. Talk-Runde im Fernsehen bei einer Frau Maischberger eine Journalistin mit einem Beispiel herausrücken…. Da ist es … Ich muss vorlesen…In der vierten Klassen lernen die Kinder, dass Lesben sich gegenseitig die Scheide ablecken.“ Ich musste mich verhört haben. „Aber sag’ mal, falls ich mich nicht verhört habe, das hört sich doch kein Kind an; denen ist doch egal, was Lesben so treiben. Vielleicht ekeln sie sich sogar.“ „Das kann ich nicht beurteilen, eine Lautsprecherbox kann sich nicht ekeln. Aber einen Augenblick: Die Kinder dürfen sich nicht einfach so ekeln und dann wegsehen. Sie müssen, es geht schließlich um einen Lehrplan, sie müssen genau aufpassen. Ja, mehr noch, da steht es: Sie müssen Verständnis und Akzeptanz zeigen. Auf deutsch: Sie müssen diese Sachen gutheißen. Eigentlich für gut befinden, aber das kann kein Mensch kontrollieren, so weit weiß man das in BW auch. Also sie müssen das gutheißen. Alle haben sich lieb, alle sagen, dass das alles gut ist, und so weiter.“

Jetzt wurde es in der Box feierlich, es schien mir, als ertönte im Hintergrund ein Choral: „Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat man Derartiges versucht. In allen Kulturen haben die Menschen ihre Sexualität in aller Heimlichkeit  gelebt. Damit wird es vorbei sein. Ab heute erfährt jedes Kind ganz genau, was die Leute dabei tun. Was bisher in aller Abgeschiedenheit geschah, jetzt wird es ans Licht gezogen. Und alle müssen zusehen. Wenigstens im Modell müssen sie alles sehen, danach im Rollenspiel die Dinge nachahmen . Und alle müssen alles das gut finden. Ja, schon in der Antike war man mitunter in diesen Sachen etwas über dem Niveau der Buschmänner. Da durften die Bordelle in aller Öffentlichkeit werben. Aber BW macht den großen Schritt nach vorn. Da lernen die Kinder all das, was die Menschen früher nur aus ihrem verborgenen, persönlichen, speziellem Erleben kannten, in aller Ausführlichkeit kennen. Und noch einmal: Sie müssen dieses ganze Spektrum möglicher sexueller Verhaltensweisen gut finden. Alles gut finden, wie immer der alte Mensch in ihnen aufbegehren mag. Scham war gestern. BW erschafft den neuen Menschen. Und Du sprichst von Physik, von Unterricht in Naturwissenschaften.“

Da wurde es mir zu bunt. Die Box musste verrückt geworden sein. Ich schaltete sie aus. Und wachte auf.

Wachte auf und las die Zeitung. Die Box hatte recht gehabt. Sie war nicht verrückt geworden. Die Welt ist verrückt geworden.