Verlogene Vereinbarkeit

Frau Martina Lenzen-Schulte schreibt in der FAZ über die Lebenslüge fünfzigjähriger Karrierefrauen, Familie und Beruf „problemlos vereinbart“ zu haben. Dadurch drängen sie ihre Töchter in eine Rolle, die auch deren Familien beschädigen wird.

Fiftysomethings

Beachten Sie bitte den einschlägigen Kommentar von Dr. Johannes Resch            ( Sprechblase )

Ein Gedanke zu „Verlogene Vereinbarkeit

  1. +Leserbrief zu „Da hab ich was Eigenes“ in der FAZ vom 23. Mai, S.9

    Zunächst fällt auf, dass hier unsere Gesellschaft nur aus der Sicht von Akademikerinnen beleuchtet wird. Die Mehrheit der Frauen wird gar nicht beachtet.

    Aber die Geringschätzung der mütterlichen Erziehungsarbeit erfolgt nicht nur aus akademischer Überheblichkeit. Sie gilt seit alters her auch für die Sicht der meisten Männer.

    Aber warum wird die Arbeit einer Erzieherin in der Kita hochgeschätzt, die Arbeit einer Mutter, die das gleiche tut oder sogar mehr, dagegen nicht? Richtig: Es liegt an der Bezahlung! An der Qualität der Arbeit kann es nicht liegen, da der Wert mütterlicher Betreuung von Kinderpsychologen eher höher eingestuft wird als die von Berufstätigen ohne natürliche Bindung zu den Kindern.

    Aber das erklärt noch nicht, warum die mütterliche Erziehungsarbeit früher zumindest von den Frauen hochgeschätzt war und heute eben nicht mehr. Warum haben die meisten Frauen die Sichtweise der Männer übernommen?

    Der Schlüssel liegt in unserem Sozialrecht. Früher bedeuteten Kinder Sicherheit für die Eltern im Alter und bei Krankheit, während Kinderlose etwa so viel Geld sparen mussten, wie die Eltern für ihre Kinder brauchten, wenn sie im Alter vergleichbar gesichert sein wollten. Dieses extrem eltern- oder richtiger mütterfeindliche Sozialrecht war ein Ergebnis männlichen Denkens, denn Frauen hatten z. B. bei der entscheidenden Rentenreform 1957 noch kaum politischen Einfluss. In diesem Recht liegt auch die wichtigste Ursache für zunehmende Familienarmut und den Verfall aller familienbezogenen Wertvorstellungen. Heute gilt: Eltern investieren, Kinderlose profitieren. Der männliche Denkfehler hat sich zum Nachteil der Mütter durchgesetzt und wurde sogar von den meisten „Frauenrechtlerinnen“ kritiklos übernommen. Die Folge ist, dass unsere Gesellschaft in eine trübe Zukunft blickt mit weiter steigender Familien- und Altersarmut und im Grunde keine Zukunftsperspektive hat. Ohne heute Erwerbstätige hätten die heutigen Alten keine Rente. Ohne heutige Mütter bekommen aber die heute Erwerbstätigen keine Rente.

    Fazit: Das soll keine Stellungnahme gegen unsere Gesetzliche Rentenversicherung sein. Aber wenn die Politik den Kindernutzen verstaatlicht, hat sie auch die Kinderkosten zu verstaatlichen. Und das heißt: Das notwendige Gegenstück zur Alterssicherung ist eine Kindersicherung in Gestalt der Bezahlung elterlicher Erziehungsarbeit. Wenn Eltern lediglich auf Kitas und Ganztagsschulen verwiesen werden, ist das nichts anderes als eine Verstaatlichung der Familie und damit deren Auflösung. Das ist auch das Gegenteil von dem, was unser Grundgesetz fordert.

    Dr. Johannes Resch

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