Altparteien haben Verlässlichkeit preisgegeben

An die Redaktion von
„Christ in der Gegenwart“
Freiburg

 

Sehr geehrter Herr Chefredakteur Johannes Röser,

 

mit großer Zustimmung habe ich Ihre Einschätzung zur BTWahl gelesen.  Sie sehen in den Verlusten von UNION und SPD ein Zeichen, dass der Bürger ein neues Selbstbewusstsein zum Ausdruck bringt. Und das macht Hoffnung. Ja: „Die großen Parteien haben ihre Verlässlichkeit preisgegeben“, aber nicht erst in den letzten vier Jahren, sondern schon seit den  Neunzigern. Aus Sicht von Familien stellt sich dies so dar:

 

Konservative Werte wurden über die Jahre leichtfertig aufgegeben.                             Heute haben wir statt dessen

• eine verfassungswidrige CDU/ SPD-Familienpolitik, die mit dem Elterngeld Lohnausfall erstattet, anstatt Erziehungsleistung zu honorieren.
• den Verkauf unserer Kinder an die Wachstumswirtschaft ( Krippen, Ganztagsbetreuung )
• eine völlige Vernachlässigung der Elternhäuser zugunsten erwerbstätiger Eltern ( einseitige Finanzierung von Fremdbetreuung )
• eine sträfliche Ignoranz unseres demografischen Defizits und damit eine völlig unzureichende Geburtenrate ( 27% kinderlose Paare) und eine beschämende Altersarmut von Müttern mehrerer Kinder
• die brachiale Durchsetzung von sex. Früherziehung gegen den Willen von Eltern
• eine skurrile Ver-Genderung des öffentlichen Lebens von oben nach unten, ohne demokratische oder parlamentarische Diskussion und Abstimmung
• eine zugrunde gerichtete Bildung mit beklagenswertem Niveau
• und die Ehe für alle, und damit die gewollte Entwertung von nachhaltiger Generativität und Familienarbeit

 

Ich weiß, dass diese Politik sehr viele Eltern abstößt, und sie gezielt dagegen protestierten. 9% der evangelischen, und 8 % der kath. ehemaligen UNION-Wähler sind zur AfD gewechselt (Forschungsgruppe Wahlen), aus Protest und  n i c h t  aus Lust. Die Kirchen verlieren ebenfalls Mitglieder, weil sie labil mit dem Strom schwimmen (Tote Fische schwimmen immer mit dem Strom!). Wir haben seit Jahren in Deutschland einen ausgesprochen linken Mainstream, vor allem durch die linken Medien. Und davon haben die Menschen die Nase gestrichen voll. Nur wollen das weder Politiker noch Journalisten wahrhaben. Ich behaupte sogar, dass der Wahlerfolg der AfD zu großen Teilen auch auf das Konto der Medien geht mit ihrer undemokratisch abwertenden Berichterstattung.

 

Im öffentlichen Diskurs zur Wahl geht es fast ausschließlich um den Osten und die Flüchtlingspolitik, aber die konservativen Gründe für die Wahlschlappe s.o. werden in den Medien verdächtig gezielt umgangen. Das kann kein Zufall sein. Durch selektives Verschweigen der Realität wird famos weiter  manipuliert.

 

Daher freut es mich besonders, dass der CiG hier eine löbliche Ausnahme macht.

 

Meine Hoffnung ist allerdings gering, dass die Union in einer Jamaica-Koalition den Vertrauensverlust der Wähler wieder gut machen kann. Das Kind liegt bereits tief unten im Brunnen.

 

In Dankbarkeit grüße ich Sie freundlich

i. A. Bärbel Fischer
Siehe: Johannes Röser: „Des Bürgers Selbstbewusstsein“ aus CiG Nr. 40/17

 

http://familiengerechtigkeit-rv.info/wp-content/uploads/2017/10/Röser-CiG-BTW-´17.pdf

 

 

Ein Gedanke zu „Altparteien haben Verlässlichkeit preisgegeben

  1. Liebe Frau Fischer,

    mal wieder besteht ein Grund, Ihnen ein Kompliment zu machen verbunden mit einem herzlichen und wörtlich gemeinten Vergelt’s Gott!

    Wir kommen immer wieder auf die gleiche Frage zurück, die mir heute morgen auch ein älterer Monteur stellte, der bei uns im Haus gerade zu tun hat: Wie kommt es, so fragte er, dass seine Kinder heutzutage zusammen mit ihren Ehepartnern arbeiten müssen, um nur die Lebenshaltungskosten aufzubringen, wo doch sein Vater mit seinem Handwerkerlohn in den fünfziger-sechziger Jahren erstens eine vierköpfige Familie als Alleinverdiener durchbringen und zweitens auch noch ein Haus bauen konnte? Dem konnte ich nur zustimmen: Mein Vater, der als Former und Gießer in einer Eisengießerei arbeitete, brachte Frau und drei Kinder über die Runden, seine drei Kinder besuchten höhere Schulen – damals noch schulgeldpflichtig – , und ein Haus hat er uns ebenfalls gebaut. Ich erkundigte mich bei dem Monteur nach dem größten Ausgabeposten seiner Kinder und bekam die erwartete Antwort: Erstens Miete und zweitens die unvermeidlichen, ständig steigenden Ausgaben für Energie und Versicherungsbeiträge. Gleiches stand auch vor ein paar Monaten im SPIEGEL zu lesen, wo Menschen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands und aus den unterschiedlichsten Einkommensstufen alle die gleiche Geschichte erzählten: Mieten und andere praktisch nicht beeinflussbare Ausgaben leeren die Haushaltskassen, die von Papa und Mama zugleich gefüllt werden müssen, und vor vierzig, fünfzig Jahren haben Opa oder Uropa als Alleinverdiener eine vier-fünf- oder gern auch sechsköpfige Familie durchgebracht und zugleich Häuser oder Wohnungen für ihre Lieben gebaut.

    Wie war das möglich? Was hat sich so grundlegend geändert? Das wäre eine Frage, die viele Dutzend Lehrstühle der Gesellschaftswissenschaften beschäftigen könnte – beschäftigen müsste. Ich kann in einem Kommentar nur einen Gedanken dazu anreißen, und ich will mich auf den Hausbau beschränken. Rechne ich auf heutige Geldbeträge um – bei Zugrundelegung von Inflationsraten, die leicht höher sind als die statistischen – , so komme ich zu dem verblüffenden Ergebnis, dass unser Haus – ein Reihenhaus mit Garten, in dem die fünfköpfige Familie bequem Platz hatte – weit unter einhunderttausend Euro gekostet hat. Freilich hat mein Vater jeden Stein, jeden Dachziegel mindestens einmal in der Hand gehabt. Die ganze Familie, Onkel, Schwiegervater, ja sogar mein Urgroßvater, waren am Bau tätig; mein Vater hat viele, viele Jahre lang durch Mithilfe bei seinen damaligen Helfern diese Form von Schuld abgetragen; das war Inhalt seiner Jahresurlaube. Selbst wenn heute ein Familienvater bereit wäre, in gleicher Weise tätig zu werden: Er dürfte es gar nicht! Bauen ist derart mit Auflagen aller Art verkompliziert – und natürlich unendlich verteuert – worden, dass Selbsthilfe kaum noch möglich ist. Ohnehin steht Nachbarschaftshilfe ständig unter dem Verdacht der Schwarzarbeit. Nein, ein Hausbau in der Art der damaligen Zeit ist heute unmöglich gemacht worden; wir haben uns mit Vorschriften aller Art jeden Zugang dazu verrammelt.

    Ich lade alle ein, sich jeder auf seine Art Gedanken darüber zu machen, wie es dazu kommen konnte, dass unsere Kinder und Enkel heute in der Falle der „Werkbank“ sitzen – so will ich einmal die Arbeitswelt benennen.

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