Viele Familien bleiben außen vor

Familienarbeitszeit und Familiengeld: Viele Familien bleiben außen vor

(Berlin). Viele Fragezeichen und wenig Grund zum Jubeln sieht der Präsident des Deutschen Familienverbandes, Dr. Klaus Zeh, bislang bei den Plänen des Bundesfamilienministeriums zu Familienarbeitszeit und Familiengeld, die das Ministerium auf einem Zukunftskongress am Donnerstag diskutieren will: „Das Familienministerium wirbt mit mehr Zeit für Kinder und verspricht Eltern mit kleineren Kindern Unterstützung, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren.

Bei Licht betrachtet steckt im Paket aus Familienarbeitszeit und Familiengeld aber nicht mehr, sondern weniger Zeit für Kinder. Denn das neue Familiengeld soll es nur für Mütter und Väter geben, die beide gleichzeitig zu 80 bis 90 Prozent der regulären Arbeitszeit, also fast in Vollzeit erwerbstätig sind. Das heißt in vielen Fällen, dass zwar zum Beispiel der Vater seine Arbeitszeit ein wenig reduzieren kann, dafür aber die Mutter ihre Erwerbstätigkeit – teilweise deutlich – ausweiten müsste, um in den Genuss der Leistung zu kommen. Familien, die sich mehr Zeit für Kinder nehmen wollen und zu denen das Modell nicht passt, bleiben außen vor“, kritisiert Klaus Zeh.

Zeh fordert dringend, die bisherigen Pläne noch einmal zu überdenken und allen Familien ein Angebot zu machen: „Die Bundesfamilienministerin geht selber davon aus, dass das Konzept nur für rund 20 Prozent der Familien attraktiv ist. Es geht also an mindestens 80 Prozent der Familien vorbei. Für die Vielfalt der Zeitbedürfnisse von Kindern und Eltern ist das viel zu eng gedacht. Es kann nicht sein, dass (Fast-)Doppelverdiener unterstützt werden und Familien mit nur einem oder anderthalb Einkommen finanziell im Regen stehen. Vor allem für Eltern, die während der dreijährigen Elternzeit nicht erwerbstätig sind und für Familien mit mehreren Kindern muss es eine bessere finanzielle Unterstützung geben“, fordert Zeh.

Der Deutsche Familienverband ist zudem skeptisch, ob auch nur das vom Familienministerium ins Auge gefasste Fünftel der Familien mit jüngeren Kindern ihre Arbeitszeitwünsche tatsächlich gegenüber den Arbeitgebern durchsetzen können. Vollzeitnahe Stellen mit 80 oder 90 Prozent Arbeitszeit haben vor allem in der Privatwirtschaft noch immer Seltenheitswert – und müssen fürs Familiengeld gleich bei Mutter und Vater gleichzeitig klappen. Unklar ist auch noch, ob das geplante Familiengeld von 150 Euro pro Elternteil wie das Elterngeld dem steuerlichen Progressionsvorbehalt unterworfen wird und dann entsprechend weniger bei den Familien ankommt.

Um allen Familien Wahlfreiheit zu geben, fordert der Deutsche Familienverband die Einführung eines Betreuungsbudgets, das die dreijährige Elternzeit finanziell absichert, einen breiten Korridor für geförderte Familienteilzeitmodelle und die Entlastung der Familieneinkommen durch einen Kinderfreibetrag in der Sozialversicherung. „Wir wollen, dass alle Familien mehr Zeit für Kinder bekommen und von Verbesserungen profitieren können. Ein solches Konzept werden wir gerne unterstützen“, so Verbandspräsident Klaus Zeh.

Pressedienst des Deutschen Familienverbandes, Berlin, 13.  September 2016

 

2 Gedanken zu „Viele Familien bleiben außen vor

  1. Es ist doch offensichtlich, was hier gespielt wird. Frau Schwesig geht es wie ihren Vorgängerinnen nicht um Kinder oder Eltern, sondern belohnt werden diejenigen, die sich am längsten von ihren Kindern entfernen. Schäubles Kasse kann ja nicht voll genug werden! Am Ende kommen die 150.- „Familiengeld“ durch höhere Steuern wieder herein ?!

  2. Man kann es nicht oft genug wiederholen: die Kinderlosigkeit ist das größte Problem Deutschlands. Ab dem Jahr 2020 werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, und weil kaum Kinder nachwachsen, wird es danach steil bergab gehen. Und zwar mit allem: Renten, Steuern, Arbeitskräfte, Pflege usw.
    Damit dieses Szenario ausbleibt, muss ein Volk zahlenmäßig stabil bleiben. Doch dazu braucht es im Schnitt drei Kinder pro Familie: zwei als Nachkommen der Eltern und eines zum Ausgleich für Kinderlose. Doch das Aufziehen von drei Kindern ist ein Vollzeit-Job mit 60-70 Stunden pro Woche und daher nicht mit zwei erwerbstätigen Eltern zu leisten. Wenn Familienministerin Schwesig zwei vollzeit-nah erwerbstätige Eltern will, dann haben diese keine Zeit für mehr als ein Kind, und die Talfahrt unseres Landes geht weiter.
    Wir müssen endlich offensiv damit in die Öffentlichkeit gehen, dass die aktuelle Familienpolitik reine Wirtschaftspolitik ist und unserem Land mehr schadet als nutzt. Haben unsere Politiker nicht einen Amteid geschworen, nach dem sie Schaden vom Volk abwenden?

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